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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Lancelot«, sagte er. »Mandrake ist einer der treuesten unter meinen Rittern. Aber
manchmal ein wenig aufbrausend.«
Lancelot hielt es für das Klügste, nichts darauf zu sagen,
und Artus schien das wohl auch erwartet zu haben, denn er
wandte sich einem anderen Ritter zu und stellte irgendeine
belanglose Frage, deren Antwort ihn vermutlich nicht
einmal interessierte.
Ich hätte doch gehen sollen, dachte Lancelot. Das Risiko, Artus leicht zu verärgern, wäre es allemal wert gewesen, diesen Streit zu vermeiden, der mit Sicherheit noch
Folgen haben würde. Weder Artus noch Mandrake waren
Männer, die eine Demütigung so schnell vergaßen.
Das Essen erwies sich tatsächlich als so gut, wie Artus
behauptet hatte. Auch wenn Lancelot Tander alles nur
denkbar Schlechte an den Hals wünschte, so musste er
doch zugeben, dass er ein deutlich besserer Koch war, als
Merlin es jemals gewesen war – wozu allerdings nicht viel
gehörte.
Die Missstimmung, die nach Mandrakes Weggang zurückgeblieben war, hielt noch eine Weile vor, aber je mehr
Artus und seine Ritter dem Wein zusprachen, desto
schneller verschwand sie und bald hallte der Thronsaal
Camelots vom gewohnten Lachen und dem Klirren von
Bechern und Weinkrügen wider. Lancelot hatte das Gefühl, dass die Zeit stehen blieb. Er betete innerlich, dass
das Fest nicht bis in die frühen Morgenstunden dauern
möge, nicht nur weil er mittlerweile tatsächlich so müde
war, dass es ihm schon Mühe bereitete, überhaupt die Augen offen zu halten. Er hatte es bisher krampfhaft vermieden, darüber nachzudenken, was er tun sollte, wenn
Gwinneth und er zurück auf Camelot waren, aber nun gab
es keinen Weg mehr, die Augen vor dieser Frage zu verschließen.
Und das Schlimme war, es gab im Grunde auch nur eine
einzige mögliche Antwort … Seine Gebete wurden insofern erhört, als das Fest sich nicht bis Sonnenaufgang hinzog wie so oft, sondern nur bis Mitternacht. Die Ritter
zogen sich nach und nach zurück und schließlich waren
außer Artus und Lancelot nur noch ein gutes Dutzend
Männer anwesend. Es war Artus selbst, der dem Abend
schließlich ein Ende bereitete. Er hob seinen Becher, wartete, bis er die Aufmerksamkeit aller hatte, und sagte dann:
»Sosehr ich es genieße, meine Freunde, mit Euch zu essen
und zu trinken, sollte diese Feier doch nun ein Ende haben. Uns alle erwartet morgen ein sehr anstrengender Tag
und wir brauchen einen klaren Kopf. Also stoßt ein letztes
Mal mit mir an und geht dann zu Bett!«
Das war ungewöhnlich, vor allem für Artus, der normalerweise erst dann aufhörte zu trinken, wenn er vom Stuhl
fiel – was im Großen und Ganzen aber für nahezu alle
Ritter hier galt. Dennoch widersprach niemand. Die Männer nahmen noch einen Schluck Wein und verabschiedeten sich einer nach dem anderen, doch als auch Lancelot
aufstehen wollte, hielt Artus ihn zurück.
»Auf ein Wort noch, Sir Lancelot.«
Lancelot ließ sich gehorsam wieder zurücksinken und
sah Artus fragend an. Er fühlte sich schon wieder unbehaglich.
Der König wartete, bis der letzte Ritter den Saal verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann füllte
er umständlich seinen Becher wieder, erhob sich von seinem Stuhl und ging mit langsamen Schritten zum Fenster.
Er schwankte leicht, aber Lancelot hatte das Gefühl, dass
es nicht auf die Wirkung des Weines zurückzuführen war.
Obwohl Artus Scherze gemacht hatte und ausgelassen
wirkte, sah er doch hinter dieser Maske aufgesetzter Fröhlichkeit um Jahrzehnte gealtert und unendlich müde aus.
Lancelot fragte sich, was in den zwei Wochen geschehen
war, in denen er sich nicht auf Camelot aufgehalten hatte.
Er wartete darauf, dass Artus etwas sagte, aber es dauerte lange, bis der König sich zu ihm herumdrehte und ihn
ansah. Sein Lächeln war erloschen. In seinen Augen war
ein Ernst, der Lancelot einen kalten Schauer über den
Rücken jagte.
»Ich wollte mit Euch allein sprechen, Lancelot«, begann
er schließlich mit leiser Stimme, als hätte er Angst, draußen auf dem Flur gehört zu werden. »Ihr habt nicht nur die
zukünftige Königin Britanniens gerettet, sondern auch die
Frau, die ich liebe, und das ist mehr, als ich Euch je vergelten kann. Und dennoch muss ich Euch eine Frage stellen.«
»Mylord?«
Artus schloss die Augen, als hätte ihn dieses Wort verletzt. Dann, ohne die Lider zu heben, flüsterte er: »Ihr liebt
Gwinneth, nicht wahr?«
Lancelot fuhr so heftig auf seinem Stuhl zusammen,

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