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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den Hals. Sofort beruhigte
es sich.
»Wir dürfen keinen Lärm machen«, sagte Mandrake ärgerlich. »Die Pikten reiten nicht direkt auf uns zu, aber sie
sind auch nicht sehr weit entfernt. Und sie haben scharfe
Ohren.«
Selbst über die Geräusche hinweg, die das Dutzend
Männer samt seiner Pferde verursachte, war der näher
kommende Hufschlag jetzt zu hören.
Die Krieger und ihre Tiere wichen zu beiden Seiten des
Weges ein Stück in den Wald zurück, denn der Morgen
dämmerte jetzt immer schneller und der Nebel, der bisher
ihre beste Deckung gewesen war, war schon fast ganz verschwunden. Der Hufschlag kam näher und näher, schien
plötzlich unmittelbar aus dem Wald rings um sie herum zu
ertönen und für einen Moment bildete sich Lancelot wirklich ein, die schwarzen Umrisse zahlreicher zerlumpter
Gestalten zwischen den Baumstämmen zu erkennen, aber
dann nahm das Geräusch ebenso rasch wieder ab, wie es
angeschwollen war, und er atmete erleichtert auf.
»Das war knapp«, sagte Mandrake, nachdem der Hufschlag endlich verklungen war. »Diese verdammten Barbaren werden immer frecher.«
Lancelot tauschte einen raschen warnenden Blick mit
Gwinneth, bevor er sich zu dem Tafelritter herumdrehte.
»Ich danke Euch, dass Ihr uns gewarnt habt, Sir Mandrake«, sagte er, ganz bewusst so laut, dass jeder der anwesenden Männer ihn hören musste. »Wer weiß, was geschehen wäre, wärt Ihr nicht im richtigen Moment aufgetaucht. Gottes Wege sind wirklich manchmal seltsam.«
Mandrake zog eine Grimasse. »Das hat weniger mit Gottes Wegen zu tun als mit Artus’ Befehlen«, sagte er.
»Artus’ Befehle?«
Mandrake nickte. »Seit einer Woche ist jeder Mann Camelots unterwegs, um Euch und Lady Gwinneth zu suchen. Es ist keineswegs ein Zufall, dass wir vorbeikommen. Wir durchkämmen jeden Fußbreit des Waldes.«
Lancelot stutzte. »Seit einer Woche?«, vergewisserte er
sich.
Mandrake nickte. Diesmal wirkte seine Überraschung
echt. »Ihr wart zwei Wochen verschwunden«, sagte er.
»Wisst Ihr das denn nicht?«
    »Worte allein reichen nicht, um auszudrücken, wie dankbar Euch ganz Camelot ist, Sir Lancelot. Sowohl das Land
als auch sein König stehen für immer in Eurer Schuld«,
sagte Artus. »Was immer es gibt, das Ihr als Belohnung
für die Errettung Lady Gwinneths fordert, es sei Euch gewährt.«
    Sie waren jetzt seit geraumer Zeit im Thronsaal und
Lancelot war es leid, ununterbrochen beglückwünscht zu
werden, auf die Schulter geklopft, freundschaftlich in die
Rippen geboxt oder mit einem strahlenden Lächeln nach
seinen Abenteuern befragt zu werden. Er hatte sich sehr
oft gewünscht ein Held zu sein. In den letzten Tagen hatte
er auch die Schattenseiten dieser Rolle kennen gelernt. Das hier aber war ihm neu. Und es gefiel ihm ganz und
gar nicht.
    »Die zukünftige Königin meines Landes gerettet zu haben ist mir Belohnung genug«, antwortete er.
Artus lächelte. »Bescheiden wie immer«, sagte er. »Aber
selbst die größte Bescheidenheit sollte Grenzen kennen.
Deshalb denkt in Ruhe darüber nach, ob Ihr Euch wirklich
mit nichts anderem als meinem Dank zufrieden geben
wollt, Sir Lancelot. Ich bin vielleicht nicht immer so großzügig wie heute.«
Lancelot fragte sich, ob in diesen Worten vielleicht eine
Drohung versteckt war, aber als er in Artus’ Gesicht blickte, sah er darin nichts anderes als bisher: eine unendliche
Erleichterung, aber auch die tief eingegrabenen Schatten
schwerer Sorge, die den König bedrückte.
Und darüber hinaus die Spuren des schweren Weines,
dem er in gehörigem Maße zugesprochen hatte, seit sie
hier waren. Schon aus seiner Zeit als Küchenjunge in Camelot wusste Lancelot, dass der König geistigen Getränken nicht abgeneigt war, und seit er als Ritter einen Platz
an der Tafel gefunden hatte, hatte er so manches Trinkgelage mitgemacht, das bis in die frühen Morgenstunden
hinein gedauert hatte. Es war allgemein bekannt, dass König Artus nicht nur deshalb ein großer Weinkenner war,
weil so etwas bei Hofe zum guten Ton gehörte und als
weltmännisch und gebildet galt. Aber natürlich stand es
ihm nicht zu, den König zu kritisieren, damals nicht und
jetzt schon gar nicht. Außerdem konnte er Artus verstehen.
Wenn sie tatsächlich beinahe zwei Wochen weg gewesen
waren, dann musste er halb wahnsinnig vor Angst gewesen sein, und entsprechend groß war nun seine Erleichterung, Lancelot und vor allem Gwinneth unversehrt wieder
zu sehen. Wenn es einen Grund zum

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