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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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König zu Euch, Lancelot. Und auch nicht als der Mann, der morgen die Frau
heiraten wird, der Euer Herz gehört. Ich bitte Euch als
Euer Freund, mich zu verstehen.«
»Verstehen?«, fragte Lancelot. Ganz unbeabsichtigt erhielt seine Stimme einen bitteren Klang.
»Britannien muss überleben«, sagte Artus. »Ich brauche
einen Sohn von meinem Blut. England braucht ihn. Mir ist
klar, was ich von Euch verlange und erst recht von Gwinneth. Es ist vielleicht das größte Opfer, das ein Mensch
bringen kann, aber ich muss Euch bitten, es zu bringen,
Euch, Gwinneth und auch mir selbst. Das Leben eines
Einzelnen zählt nichts gegen das Schicksal eines ganzen
Landes.«
Wie hätte er diesen Worten widersprechen können, noch
dazu wo er spürte, dass Artus sie aus tiefer Überzeugung
heraus sprach? Und was alles noch viel schlimmer machte:
Er hatte Recht. Plötzlich kam sich Lancelot schäbig vor,
schuldig und egoistisch wie nie zuvor.
Er war klein und ein Nichts gegen diesen Mann, der vielleicht wie kein anderer vor ihm den Titel eines Königs
verdient hatte. Artus hatte Recht, tausendmal Recht. Was
zählte das Schicksal eines Einzelnen gegen das so unendlich vieler? Aber welches Gewicht hatte die Zukunft eines
ganzen Volkes, wenn sie mit dem Unglück weniger erkauft wurde?
»Habe ich Euer Wort?«, fragte Artus.
»Lady Gwinneth und ich haben eine Nacht zusammen
im Wald verbracht«, antwortete Lancelot, ohne Artus dabei in die Augen zu sehen. »Ich versichere Euch, dass ich
ihr dabei nicht zu nahe getreten bin. Und näher werde ich
ihr niemals kommen.«
Unendlich erleichtert atmete Artus auf. »Ich hätte es
nicht ertragen, wäre es anders gewesen«, sagte er leise.
Dann gab er sich einen sichtbaren Ruck. »Aber leider ist
das nicht alles, weswegen ich Euch sprechen wollte. Ich
wünschte, ich hätte bessere Neuigkeiten für Euch, Lancelot, aber das Schicksal hat anders entschieden.«
»Die Pikten«, vermutete Lancelot. Es gehörte nicht allzu
viel Scharfsinn dazu, diese Frage zu stellen. Das, was sie
auf dem Weg hierher gesehen hatten, beantwortete sie im
Grunde schon.
»Der Krieg ist unvermeidlich«, bestätigte Artus. »Dieses
erste Heer, das sich am Tag unserer Hochzeit gesammelt
hat, war nur die Vorhut, fürchte ich. Wir haben Kundschafter ausgeschickt und sie brachten keine guten Nachrichten. Ich hatte gehofft, dass ihr Kampfesmut ohne ihren
Anführer schwindet, aber das ist nicht so.«
»Mordred –?«
»Befindet sich immer noch in unserer Gefangenschaft«,
sagte Artus. »Ich habe Eurem Wunsch entsprochen und
ihm eine bessere Behandlung zuteil werden lassen. Ihr
hattet natürlich völlig Recht. Ich ließ mich von meinen
Gefühlen hinreißen und das hätte ich nicht tun sollen.
Auch wenn er sich immer noch weigert mit mir zu reden,
so ist er doch vielleicht ein wertvolles Faustpfand, sollte es
zum Schlimmsten kommen.«
»Zum Schlimmsten?« Lancelot sah Artus fragend an.
»Ihr habt die Pikten doch geschlagen?«
»Aber um welchen Preis«, antwortete Artus. Er schüttelte grimmig den Kopf. »Ihr wart lange fort, Sir Lancelot.
Ihr habt nicht gesehen, in welchem Zustand das Heer war,
das Mandrake zurückbrachte.«
»Aber ich habe gehört, was Morgaines Späher berichtet
hat«, widersprach Lancelot. »Die Pikten wurden vernichtend geschlagen.«
»Der Großteil unserer Männer ist tot«, versetzte Artus.
»Wir haben fünfhundert von ihnen erschlagen, das ist
wahr, aber wir haben dafür mit dem Leben von hundert
unserer Männer bezahlt.« Er schüttelte abermals den Kopf
und seine Hand schloss sich so fest um den Trinkbecher,
als wolle er ihn zermalmen. »Sie sind einfach zu viele.
Selbst wenn wir zwanzig von ihnen erschlügen und dabei
nur einen einzigen Mann verlören, würden wir am Ende
doch nicht siegen. Ihr wisst das Schlimmste nicht. Niemand weiß es, außer mir.«
»Das … Schlimmste?«, fragte Lancelot zögernd. Warum
hatte er plötzlich Angst vor der Antwort? Artus ließ ein
Lachen hören, das eher an ein Schluchzen erinnerte. Er
trank einen weiteren, diesmal sehr großen Schluck Wein.
»Warum seid Ihr hierher gekommen, Sir Lancelot?«,
fragte er dann.
»Mylord?« Lancelot sah ihn verwirrt an.
»Ich kann es Euch sagen«, behauptete Artus. Wein lief
aus seinen Mundwinkeln und tropfte von seinem Kinn.
Es sah aus wie Blut. »Ihr seid ein Ritter. Vielleicht der
beste Schwertkämpfer, den es je gegeben hat. Und Ihr habt
Herausforderungen gesucht. Das große Abenteuer. Ihr

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