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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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würde den Arm verlieren oder zumindest nie wieder bewegen können. Ich weiß, dass er so
nicht leben will.«
Artus nickte ganz langsam. »So wenig wie ich«, sagte er.
Lancelots Herz schien zu stocken, als er näher an das
Bett herantrat und die rechte Hand auf den Schwertgriff
legte. Was hatte er vor? Er konnte unmöglich –
Als hätte er seine Gedanken gelesen, warf Artus ihm einen erschrockenen Blick zu, nahm die Hand wieder vom
Schwert und beugte sich dann vor. »Ich werde ihm helfen«, versprach er. »Wartet draußen.«
»Helfen?« Gegen seinen Willen huschte Lancelots Blick
noch einmal über den Schwertgriff an Artus’ Seite und
Artus entging dies keineswegs. Er reagierte jedoch nicht
verärgert oder betroffen, sondern lächelte flüchtig und
sagte: »Ich werde für ihn tun, was ich kann, das verspreche ich. Aber nun lasst mich allein.«
Sich seinem Befehl noch einmal zu widersetzen wäre einer Beleidigung gleichgekommen und so drehte sich Lancelot gehorsam um, ging zur Tür und verließ den Raum
zusammen mit Gwinneth, die ihm in geringem Abstand
folgte, draußen aber nicht stehen blieb, sondern sich rasch
entfernte. Die versammelten Tafelritter bildeten respektvoll ein Spalier, um sie durchzulassen, umringten dann
aber Lancelot und sahen ihn erwartungsvoll und beunruhigt an.
»Wie geht es ihm?«, fragte Parzifal.
Lancelot konnte nur mit den Schultern zucken. »Er wollte mit Artus sprechen«, log er. »Er hat uns alle hinausgeschickt. Aber er ist sehr schwach.«
»Wird er überleben?«, erkundigte sich Parzifal.
»Wenn es Gottes Wille ist«, erwiderte Lancelot. Das waren nicht zufällig nahezu dieselben Worte, die der Arzt
vorhin benutzt hatte, und Parzifal schien auch zu verstehen, warum er genau auf diese Weise antwortete.
Er versuchte nicht noch einmal Lancelot zu bedrängen,
aber er sah plötzlich sehr bestürzt drein.
»Was ist dort unten geschehen?«, fragte Sir Hardland.
»Was ist mit den Gefangenen? Und wo ist Mordred?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Lancelot.
»Ihr wisst es nicht?« Hardland war erstaunt.
»Es ging alles viel zu schnell«, improvisierte Lancelot.
»Wir trafen auf eine Menge Krieger in schwarzen Rüstungen. Mehr kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht, woher sie
gekommen und wohin sie verschwunden sind, und ich
weiß auch nicht, was mit Mordred ist. Es war so plötzlich
vorüber und die Übermacht war gewaltig. Hätte Artus mir
nicht beigestanden, dann hätte ich Galahads Schicksal
wohl geteilt.«
»Aber dort unten war niemand, als wir kamen«, bemerkte Hardland.
»Sie haben die Flucht ergriffen, als sie Euch gehört haben«, antwortete Lancelot. Das klang selbst in seinen Ohren so dünn, dass er sich am liebsten für diese dreiste Lüge
sofort entschuldigt hätte. Aber was sollte er sagen? Er hatte es verabsäumt, sich mit Artus auf eine Geschichte zu
einigen, die sie beide erzählen konnten, und so versuchte
er nun, sich so nahe an der Wahrheit wie möglich zu halten ohne zu verraten, was wirklich geschehen war. »Ich
wurde niedergeschlagen. Als ich wieder zu mir kam, wart
ihr da und die Angreifer weg. Mehr weiß ich nicht.«
Bevor irgendeiner der anderen eine weitere Frage stellen
konnte, atmete Lancelot hörbar aus und drehte sich zu
Parzifal um. »Lasst uns hinuntergehen und sehen, ob die
Pferde gesattelt und beladen sind. Artus hat mir befohlen
auf der Stelle aufzubrechen.«
»Jetzt?« Parzifal klang beinahe entsetzt und Lancelot
konnte das gut verstehen. Immerhin war der Mann, der
dort in dem Raum hinter der Tür mit dem Tode rang, sein
Freund.
»Jetzt«, bestätigte er. »Habt Ihr nach Sir Braiden geschickt?«
Parzifal verneinte und Lancelot hatte endlich einen
Grund, sich zu entfernen und allen weiteren Fragen auszuweichen. »Dann werde ich das tun«, sagte er. »Kommt
hinunter und wartet bei den Ställen auf uns.«
Damit wandte er sich um und ging.
    Das Hämmern, das aus dem Haupthaus herausdrang, hatte
nicht aufgehört und das hektische Treiben auf dem Hof
schien noch zugenommen zu haben, was Lancelot im ersten Moment, als er ins Freie trat, mit einer völlig grundlosen Wut erfüllte, derer er sich schon im nächsten Augenblick schämte. Dass dort oben ein Mann mit dem Tode
rang, war schrecklich, aber er konnte nicht erwarten, dass
das Leben den Atem anhielt. Für die meisten hier war Galahad ein Fremder und noch dazu ein Tafelritter, dem man,
wenn überhaupt, dann mit jener Art von Furcht begegnete,
von der man sich meistens selbst

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