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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Bruder . »Es ist alles in Ordnung. Ich habe sie nur erschreckt.«
    Er ging erneut auf sie zu.
    »Bleib, wo du bist!«, rief Svenya und wollte schon kehrtmachen, um den Gang wieder zurück zu laufen. Aber dann erinnerte sie sich an Laurins immer näher kommende Schritte und blieb wie angewurzelt stehen. Sie saß in der Falle.
    »Habt keine Angst, Svenya«, sagte Wargo. »Meine Freunde und ich wollen Euch nichts tun. Wir sind hier, um Euch zu helfen.«
    Wen er wohl mit Euch meinte? Svenya sah ihn kurz verständnislos an, kam dann aber direkt zur Sache.
    »Ach ja?«, fragte sie spöttisch. »Darf ich dich vielleicht daran erinnern, dass der Einäugige befohlen hat, mich zu töten, falls er das Duell verliert?! Auf diese Art von Hilfe kann ich gut verzichten.«
    »Ihr habt General Hagen verstanden?«, fragte Wargo verblüfft.
    »Natürlich habe ich ihn verstanden«, erwiderte Svenya gereizt und wurde sich gleich im nächsten Moment bewusst darüber, dass das gar nicht so natürlich war. Woher konnte sie auf einmal die Sprache der Fremden?
    »Dann seid Ihr tatsächlich die, die wir suchen«, sagte Raik, der jetzt um die Ecke gebogen kam. Er verbeugte sich tief. »Herzlich willkommen, Eure Hoheit. Wir sind gekommen, Euch nach Hause zu geleiten.«
    »Was?«, fragte Svenya. »Hoheit? Nach Hause geleiten? Was redet ihr da eigentlich? Weder bin ich eine Hoheit noch habe ich ein Zuhause.«
    »Kommt mit uns, und wir werden alles erklären«, sagte Wargo und deutete auf einen weiteren Schacht vor ihnen, der offenbar noch weiter in die Tiefe führte.
    »Da hinunter?«, fragte Svenya und schüttelte entschlossen den Kopf. »Auf gar keinen Fall. Ich komme nirgendwohin mit.«
    »Du tust gefälligst, was man dir sagt«, ertönte da Hagens tiefe Stimme. Einen Augenblick später kam er um die Ecke. Der Mann, der befohlen hatte, sie zu töten.
    Svenya zuckte zusammen. Plötzlich war es ihr egal, dass irgendwo in der anderen Richtung Laurin auf sie lauerte. Ihr blieb nur noch die Flucht. Sie wirbelte herum und rannte los.
    »Raik!«, hörte sie Hagen noch rufen. »Jetzt!«
    Schlagartig war der Tunnel in leuchtendes Rot getaucht, und etwas Hartes, Heißes traf Svenya zwischen den Schulterblättern. Sie wurde nach vorne geworfen, doch noch ehe sie auf dem nassen Boden aufprallte, hatte sie bereits das Bewusstsein verloren.

5
     
    Elbenthal
    Wie durch einen dicken, wattigen Nebel hindurch tauchte Svenya zurück an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Mit furchtbar zäher Langsamkeit. Genau wie das Netz vorhin wollte der Nebel sie einfach nicht freigeben.
    Ein Netz, von dem sie inständig hoffte, dass es dem Reich der Fantasie angehörte und sie davon und von all dem anderen, das geschehen war, nur geträumt hatte. Sie hoffte, dass sie, wenn sie jetzt gleich die Augen aufschlagen würde, wieder in der dunklen Seitenstraße hinter der Kaschemme war, in der sie arbeitete – oder vielleicht auch in dem billigen Hotelzimmer, das sie sich zu ihrem Geburtstag geleistet hatte … und zu realisieren, dass sie sich alles andere nur eingebildet hatte. Mit der ganzen Kraft, die ihr diese Hoffnung gab, kämpfte Svenya gegen den Nebel in ihrem Kopf an – und schlug endlich die Augen auf.
    Was sie sah, ließ sie zuerst glauben, dass sie immer noch träumte … und dann genau das Gegenteil erkennen, nämlich dass sie nichts von all dem, was geschehen war, geträumt hatte.
    Svenya lag in einem riesigen Bett. In dem fremdartigsten Raum, den sie sich vorstellen konnte – und zugleich dem schönsten. Nichts, was sie in irgendwelchen achtlos liegen gelassenen Hochglanzmagazinen an Pracht gesehen hatte, kam diesem Gemach gleich, in dem sie gerade aufwachte: nicht die Luxushotels, nicht die Villen und nicht die Paläste der Ölmultis, der Software-Milliardäre und der Musiker. Beim Anblick dieser Fotos hatte sich ihr regelmäßig der Magen umgedreht vor Sehnsucht und dem niederschlagenden Gefühl, dass sich diese Sehnsucht für sie niemals erfüllen würde.
    Der fensterlose Raum war so groß und hoch wie die Halle einer kleinen Kirche. Wohin sie auch blickte – überall Marmor, in seinen verschiedensten Farben. Polierter Granit. Sandstein. Unglaublich schlanke und mit Pflanzen- und Tierornamenten verzierte Säulen, die hoch zu den nicht minder kunstvoll geschmückten Spitzbögen und Kreuzgratgewölben ragten, so dass Svenya alleine schon beim Nachobensehen schwindlig wurde.
    Die Möbel waren aus fein geschliffenem und blank poliertem Holz und von einer

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