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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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gigantischen Schwertes.
    Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, wirbelte Svenya herum und sprang die Treppe wieder nach unten – genau in die Arme Yrrs, die sie mit zwei verflucht schnellen Bewegungen entwaffnet hatte, ehe Svenya überhaupt reagieren konnte. Schon im nächsten Moment fühlte sie die Klinge des Dolchs an ihrer Kehle.
    »Halt ein, Yrr«, sagte Hagen streng, der jetzt plötzlich direkt neben ihnen stand. Wie war er vom obersten Absatz der Treppe so schnell nach hier unten gekommen? Er schob die Schneide des Messers mit zwei Fingern von Svenyas Hals.
    Yrr fiel sofort auf die Knie und senkte ihr Haupt. »General.«
    Er nickte ihr zu. »Du kannst gehen. Ich übernehme ab hier.«
    Sie verneigte sich ein zweites Mal, erhob sich dann – nicht ohne Svenya einen vor Wut glühenden Blick zuzuwerfen – und schritt stolz erhobenen Hauptes davon, die Treppe nach oben.
    Hagen starrte Svenya mit seinem gesunden Auge lange an. Dann verneigte er sich knapp und sagte: »Eure Hoheit, wir müssen reden.«
    »Lasst mich gehen«, flehte Svenya, die nach all den gescheiterten Fluchtversuchen nun keinen anderen Ausweg mehr wusste. »Ich habe doch niemandem etwas getan.«
    »Habt keine Angst, Prinzessin«, sagte er mit seiner samtig dunklen Stimme, die in manchen Tönen so viel älter klang, als er aussah. Svenya schätzte ihn auf Mitte, vielleicht Ende zwanzig.
    »Ich bin keine Prinzessin«, erwiderte sie. »Ich bin Svenya Hauk. Eine Obdachlose.«
    »Ihr seid nicht ohne Obdach«, sagte er. »Das hier ist Euer Zuhause.«
    »Was und wo ist hier ?« Statt sich mit ihm zu streiten, wollte Svenya lieber mehr Informationen über ihren derzeitigen Aufenthaltsort in Erfahrung bringen – vielleicht würde ihr das später zur Flucht verhelfen können.
    Hagen machte mit dem kurzen Stab in seiner Linken eine ausladende Geste und sagte mit Stolz im Blick: »Das ist Elbenthal. Die letzte Bastion der Lichtelben. Gebaut auf der Grenze zwischen Midgard, der Welt der Menschen, und Alfheim, unserer früheren Heimat, aus der wir vor mehr als zweitausend Jahren in einem schrecklichen Krieg gegen unsere Nachbarn und Vettern, die Dunkelelben, vertrieben wurden. Unter der Herrschaft Alberichs, des letzten Königs der Lichtelben, meinem Vater, bewacht Elbenthal das letzte vorhandene Tor zwischen Alfheim und Midgard, um zu verhindern, dass die Dunkelelben auch hierher vordringen und die Menschheit unter ihrer Schreckensherrschaft versklaven.«
    Svenya fragte sich, ob man ihm oder ihr etwas in den Drink geschüttet hatte. Aber da sie, zumindest soweit sie sich erinnern konnte, nichts zu sich genommen hatte, musste wohl der Einäugige derjenige sein, der unter Drogen stand.
    Hat der Typ was im Tee? Lichtelben, Dunkelelben, Midgard, Alfheim, Schreckensherrschaft, versklaven??? Schon klar!
    Sie bemühte sich, so gut sie konnte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie diesen Hagen spätestens jetzt für einen verrückten Spinner hielt.
    »Und wo liegt dieses Elbenthal?«, fragte sie.
    »Tief unter der Erde«, antwortete er. »Genauer gesagt unter der Elbe und der Albrechtsburg in Dresden.«
    »Die Albrechtsburg ist in Meißen«, korrigierte Svenya ihn höhnisch. »Hier in Dresden gibt es keine Albrechtsburg – nur ein Schloss Albrechtsberg.«
    »Meißen ist nur einer unserer Vorposten«, sagte Hagen. »Die wahre Albrechtsburg liegt hier.« Er zeigte nach oben. »Die Menschen kennen sie als das Gelände, auf dem das Residenzschloss, der Zwinger und die Hofkirche stehen. Sie sind alle unterirdisch miteinander verbunden und dienen uns als gut verborgene Zugänge zur Welt der Menschen.«
    Eine Anlage wie diese tief unter der Erde? Mit Verbindungen zu einigen der berühmtesten und meistbesuchten Gebäude von ganz Dresden? Svenya glaubte ihm natürlich kein Wort. Also war da nichts, was sie für einen Fluchtplan gebrauchen konnte.
    »Und was habe ich mit all dem zu tun?«, fragte sie.
    »Ihr seid die Auserwählte . Die Hüterin Midgards«, antwortete er.
    »Du sagst jetzt zum zweiten Mal Midgard«, fiel ihr auf. »Was ist Midgard ?«
    »Midgard ist eine der Neun Welten«, erklärte Hagen. »Wie ich bereits sagte: Die Welt der Menschen. Die Erde.«
    »Aha«, machte sie. »Und ich bin die … wie sagtest du noch gleich?«
    »Die Auserwählte.«
    Fast hätte sie gegrinst. Der Typ hat so eindeutig einen an der Waffel, den kann ich doch unmöglich ernst nehmen.
    Svenya merkte, dass ihr ironischer Ton ihn reizte, aber sie konnte einfach nicht anders –

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