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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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derart fremdartigen Machart, dass es beinahe schien, als stammten sie nicht von dieser Welt.
    Ebenso verspielt und verschnörkelt waren die unzähligen großen und kleinen goldenen Kerzenleuchter, die überall verteilt waren. Die Kerzen darin spendeten jedoch nur einen Teil des Lichts, das den Raum trotz der Abwesenheit von Fenstern so hell erscheinen ließ, als wäre es Tag. In die Mauern und die Säulen waren handballgroße Steine eingebaut, die aussahen wie riesige Juwelen und von innen heraus in den wunderbarsten Farben funkelten und leuchteten. Ihr Licht schien wider in gut einem Dutzend großer Spiegel, die über den ganzen Raum verteilt hingen oder standen.
    An manchen Wänden hingen fein gewebte Teppiche, die altmodisch und doch lebendig wirkende Jagd- und Schlachtenszenen darstellten. Nicht einer davon zeigte ein romantisches Motiv.
    Nicht weit vom Bett stand ein aus Marmor gehauener Springbrunnen, mit verschiedenen, von fein gearbeiteten Figurinen gehaltenen Becken auf den unterschiedlichsten Ebenen. Das Wasser darin floss, durch einen Trick, den Svenya nicht durchschaute, von unten nach oben – aber ohne sichtbaren Druck. Das Licht der Steine ließ das in kleinen Kaskaden nach oben plätschernde Wasser glitzern und leuchten.
    Und dann waren da noch die Statuen und die in die Wände gemeißelten Halbreliefs: überlebensgroße Kriegerinnen in prunkvollen Rüstungen. Die Reliefs stellten sie in Kämpfen dar – gegen andere Krieger, gegen Monster und sogar gegen riesige Drachen.
    Der Stoff der Bettwäsche, in der Svenya lag, musste Seide sein – nie hatte sie etwas so Feines und Weiches an ihrer Haut gespürt. Das halbe Dutzend Kissen duftete nach Frühling und Morgentau – aber auch sie selbst duftete erfrischend anders, gar nicht mehr nach dem alten Frittierfett aus der Kaschemmenküche, sondern nach Rosen und Jasmin, reifen Melonen und einem Hauch Granatapfel. Das ließ nur einen Schluss zu, und zwar einen erschreckenden: Irgendwer hatte sie, während sie bewusstlos war, gebadet und parfümiert.
    Serienkiller! war das Erste, das ihr durch den Kopf schoss. Svenya hatte von solchen Monstern in Menschengestalt gelesen. Psychopathen, die ihre Opfer entführten und nach allen Regeln der Kunst pflegten und verwöhnten, ehe sie sie …
    Allein der Gedanke jagte ihr einen Schauer über den Rücken, und sie schlug hastig die Decke zur Seite, um aufzustehen. Auch das Nachthemd, das man ihr angezogen hatte, war aus erlesener und reich verzierter Seide. Aber die Vorstellung von wahnsinnigen Killern machte Svenya zu viel Angst, um diesen Luxus wenigstens einen Moment lang genießen zu können.
    Ich muss hier weg! Sofort!
    Hastig rannte sie hinüber zur Tür – die eigentlich eher ein gewaltiges, zweiflügeliges und delikat geschnitztes Portal war – und erreichte sie genau in dem Moment, als sie von außen geöffnet wurde.
    Svenya stoppte und suchte nach einem Gegenstand, mit dem sie sich im Notfall verteidigen konnte. Sie nahm hastig einen einzelnen Kerzenleuchter, zog die Kerze heraus, pustete sie aus und warf sie unter das Bett, damit der fehlende Leuchter, den sie jetzt in einer Faust hinter ihrem Rücken hielt, niemandem auf Anhieb auffiel. Herein trat eines der schönsten Mädchen, das Svenya jemals erblickt hatte. Sie trug ein Tablett mit Essen und Trinken und war etwa in Svenyas Alter und fast genauso groß wie sie. Ihr Gesicht war so ebenmäßig geschnitten wie das einer Porzellanpuppe und, wie Svenya sofort bemerkte, nahezu ebenso ausdruckslos. Allerdings glaubte Svenya, in den schwarzen Augen einen Funken Herablassung, womöglich sogar Feindseligkeit zu erkennen. Eine Feindseligkeit, die mehr war als nur Unmut darüber, jemandem, den man als untergeordnet betrachtet, Essen servieren zu müssen. Sie hatte das gleiche schlohweiße Haar wie der einäugige Hagen und einen Teil davon in feine Zöpfe geflochten, die wiederum miteinander verflochten und mit Bändern aus Seide zu einer wunderschönen Steckfrisur gebunden waren. Das Kleid, das ihr bis zu den schmalen, nackten Füßen fiel, war rubinrot und mit Goldfäden durchwirkt; darüber trug sie ein ebenso langes westenartiges Gewand aus festerem Material, das ihre Schultern und die schmale Taille betonte. Nein, sie sah wahrlich nicht aus wie eine Kellnerin oder eine Bedienstete, und sie bewegte sich auch nicht so. Der ungelenken Art und Weise, mit der sie das Tablett von der Tür zu einem der Tische balancierte, sah Svenya dank ihrer eigenen

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