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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Gargoyle nicht als Begleiter wollte.
    »Du musst ihn beschwören.«
    »Ich will ihn nicht beschwören. Gebt mir eine der Flemys, und alles ist in Ordnung.«
    »Loga nach seinem Äußeren zu beurteilen, wäre eine großer Fehler«, sagte Hagen. »Er ist schneller, geschickter und stärker als selbst Stjarn.«
    »Dann nimm du ihn und gib mir Stjarn.«
    »Loga ist der Begleiter der Hüterin – nicht meiner. Eine Flemys fliegt dich in den Kampf. Eine gute Flemys wie die, die du entführt hast, beherrscht sogar die eine oder andere Ausweichtaktik. Loga aber ist ein Krieger. Er denkt mit, und er kämpft mit. Er ist Reittier, Waffe und Leibwache in einem.«
    »Er ist hässlich.«
    »Ja, ja, ich weiß, und er passt nicht zu deinen Schuhen«, sagte Hagen mit einem Schmunzeln. »Weiber!«
    »Du machst dich über mich lustig.«
    »Die Steilvorlage war zu verlockend.«
    »Ich will ihn ehrlich nicht.«
    »Du kriegst keinen anderen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ernst«, antwortete er.
    »Dann geh ich zu Fuß.«
    »Sei nicht albern. Beschwör ihn einfach und lass dir von ihm zeigen, wieso er zurecht der Begleiter der Hüterin ist.«
    Hätte Hagen nicht gerade gesagt, sie solle nicht albern sein, hätte Svenya jetzt trotzig mit dem Fuß aufgestampft. »Na gut«, schnaubte sie. »Wie beschwöre ich ihn?«
    »Ruf seinen Namen.«
    »Loga«, sagte sie gelangweilt … und machte im nächsten Moment vor Schreck einen weiten Sprung zurück. Der Gargoyle nämlich reckte sich mit der Schnelligkeit einer angespannten Feder, und seine steinerne Haut platzte augenblicklich von ihm ab wie alte, trockene Farbe. Darunter war er schwarz wie Pech. Haut, Fell, Flügel und Klauen waren durchzogen von feinen Linien, die rotgolden glühten wie flüssige Lava.
    »Endlich«, knurrte er mit einer Stimme so tief wie eine Basstrommel. »Wurde aber auch Zeit.« Er streckte sich wie nach einem langen Schlaf, und Svenya hörte seine mächtigen Gelenke knacken. Dann breitete er mit einer kraftvollen Bewegung die gewaltigen Schwingen aus, um den Rest der Steinschicht von sich abzuschütteln, beugte sich mit seinem riesigen Kopf zu Svenya herab und zwinkerte ihr zu. »Ich finde Euch auch ziemlich hässlich, Eure Hoheit, aber ich werde es Euch außer diesem einen Mal nie wieder sagen.« Damit packte er Svenya mit seinen schaufelbaggergroßen Fäusten, warf sie sich auf den Rücken und sprang so schnell in die Luft, dass es ihr den Atem raubte. Er schlug nur ein einziges Mal mit den Flügeln, es gab einen lauten Knall wie von einer Peitsche, und sie flogen, wie von einem Bogen geschossen, auf Hurdh zu.
    »Bringt uns in die Höhle!«, rief er.
    Svenya hatte gerade noch Zeit, an die Höhle zu denken, ehe sie das Tor erreichten. Im nächsten Augenblick materialisierten sie draußen, in halber Höhe vor dem Turm. Ohne auch nur einen Herzschlag lang zu zögern, schlug Loga ein zweites Mal mit den Flügeln, und sie schossen senkrecht in die Höhe – noch schneller, als Raiks Flemys bei Svenyas erstem Flug in die Tiefe getaucht war.
    Svenya aktivierte den Panzer und klammerte sich an Logas breiten Gorillaschultern fest.
    »Den braucht Ihr nicht«, lachte der Gargoyle. Seiner Begeisterung nach zu schließen, war dies sein erster Ausflug seit langem. Mit einem weiteren Flügelschlag stieß er in die Höhe. Beim Steigen drehte er sich spiralenförmig immer wieder um sich selbst, dass Svenya Hören und Sehen verging. Sie hatte noch nie etwas erlebt, das so schnell war: Die beiden jagten auf die Höhlendecke zu, und ohne zu bremsen, kurvte der Gargoyle weniger als zwei Meter davor und begleitet von einem erschreckten Aufschrei Svenyas um neunzig Grad zu einem Parallelkurs – auf dem Rücken fliegend, so dass Svenya mit dem Kopf nach unten hing. Rein physikalisch war das überhaupt nicht möglich, wusste sie, aber sie erlebte, dass es funktionierte. Loga war schneller als Hagens Stjarn – wesentlich schneller. Er suchte sich ein paar Stalagtiten aus und nahm sie, während er in eine normale Flugposition zurückkehrte, in engem Slalom. Dann fand er einen, der an seiner oberen Basis etwa vierzig Meter im Durchmesser war, und flog frontal auf ihn zu.
    » Jetzt braucht Ihr Euren Panzer«, jauchzte er vergnügt – und dann geschah etwas, womit Svenya ganz sicher nicht gerechnet hatte. Ohne im Flug innezuhalten oder zu bremsen, brüllte Loga auf – und eine silberblaue Flamme schoss aus seinem Maul wie ein dicker, funkelnder Speer … noch einmal doppelt so schnell wie

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