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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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fällt uns auf dem Weg noch etwas ein.«
    »Nein«, sagte Hagen bestimmt. »Du bleibst hier und hilfst deinem Großvater, das Tor hier zu sichern, für den Fall, dass es doch ein Ablenkungsmanöver ist und der Angriff aus Alfheim heute Nacht stattfindet.« Er wandte sich zum Gehen, doch dann blieb er noch einmal stehen und drehte sich zu ihr herum. Einen Moment betrachtete er seine Tochter stumm, dann machte er drei Schritte auf sie zu und riss sie in seine Arme.
    »Yrr, du weißt, ich bin kein Mann großer Worte …«, begann er mit belegter Stimme.
    »Oh, manchmal machst du jede Menge große Worte«, erwiderte Yrr so flapsig sie konnte, weil die plötzliche Vertrautheit sie ebenso unbeholfen machte wie ihn.
    »Nicht die wirklich großen«, sagte Hagen, und seine Stimme stockte. »Aber ich will, dass du weißt, wie sehr ich dich liebe. Dich immer geliebt habe. Und dass ich stolz auf dich bin. Stolzer als ich es jemals ausdrücken könnte.«
    »Vater?«, fragte Yrr unsicher – weil seine Worte sie irritierten. Doch er nahm nur schnell ihr Gesicht zwischen seine großen Hände, küsste sie auf die Stirn und rannte davon.
    Jetzt erst begriff Yrr den vollen Umfang dessen, was hier geschah. Ihr Vater zog nicht nur los, die Frau zu töten, die er liebte … er zog los mit der Gewissheit, von dieser schrecklichen Mission selbst nicht lebend zurückzukehren.
    »Vater!«, schrie sie und rannte ihm nach. »Vater!«
    Doch Hagen war bereits verschwunden.

57
     
    Raik war im ersten Moment nicht sicher, was ihn geweckt hatte – falls er jetzt überhaupt wirklich wach war, denn was sich seinen ersten, schlafgetrübten Blicken bot, erinnerte mehr an einen Traum. Yrr saß auf dem Rand seines Bettes, war weit über ihn gebeugt und hatte beide Hände auf seine Schultern gelegt. Das musste ein Traum sein. Es war sogar sein Lieblingstraum – ein lange gehegter. Er lächelte versonnen, schlang seine Arme um sie und zog sie zu einem Kuss zu sich herab. Es war ein mutiger Kuss, voller Leidenschaft, kraftvoll geküsst und doch einfühlsam – ein Traumkuss eben … den er sich in der Wirklichkeit so nicht zu küssen getraut hätte. Normalerweise schmolz an diesem Punkt des Traumes Yrr immer in seine Arme wie warmer Honig – nur nicht dieses Mal.
    »Hey!«, protestierte sie ganz untraummäßig, drückte sich von ihm ab und rüttelte ihn. »Was, bei Hel, fällt dir ein?«
    »Oh je«, stotterte Raik, als er merkte, dass es diesmal offenbar kein Traum war, und wurde puterrot. »Äh … du bist ja echt.«
    »Natürlich bin ich echt.« Yrr stutzte. »Moment. Soll das etwa heißen …?«
    »Ist etwas passiert?«, fragte er eilig, um sie von der richtigen Schlussfolgerung abzulenken.
    »Ja«, sagte sie. »Ich brauche deine Hilfe. Deine und Wargos.«
    »Klar«, erwiderte er. »Was kann ich tun?«
    »Bevor du Ja sagst, Raik, muss ich dich informieren, dass das, was ich vorhabe, vielleicht als Desertieren ausgelegt werden könnte … ganz bestimmt aber als Insubordination … und im schlimmsten Fall sogar als Verrat.«
    Er rappelte sich auf und war sich nicht sicher, ob sein müdes Gesicht so viel Überraschung ausstrahlte, wie er empfand. Yrr plante Pflichtverletzung oder gar Verrat?!
    »Vielleicht erklärst du mir doch besser zunächst einmal, worum es geht.«
    »Mach ich«, sagte Yrr und erhob sich von seinem Bett. »Während du dich schon einmal anziehst.«
    Raik schlüpfte unter seiner Decke hervor und in seine Gewänder. Yrr erzählte ihm dabei von der entzifferten Botschaft und Svenyas Entführung.
    Er fluchte.
    »Das heißt«, schloss sie, »wir werden hier gebraucht und gleichzeitig in Aarhain.«
    »Besteht irgendeine Chance, dass Hagen Svenya befreit, statt sie in einem Himmelfahrtskommando zu töten und dabei selbst umzukommen?«
    »Du weißt, dass ich große Stücke auf meinen Vater halte«, gab sie zur Antwort. »Aber die Übermacht ist zu groß. Ohne Unterstützung bleibt ihm gar keine andere Wahl, wenn er Laurin daran hindern will, ein zweites Tor zu öffnen. Aber ich glaube, mit meiner, deiner und Wargos Hilfe könnten wir es schaffen.«
    »Gegen seinen ausdrücklichen Befehl?«
    Sie nickte.
    »Noch hat Alberich wegen der Bedrohung an unserem Tor hier keinen roten Alarm ausrufen lassen«, sagte Raik. »Wenn wir uns also schnell genug auf den Weg machen, gilt es nicht als Desertieren.«
    Er griff gerade nach seinem Stab, als der Alarm losging.
    Raik fluchte noch einmal … aber er würde einen Teufel tun, Yrr im Stich zu

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