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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Raik.
    »Ab-so-lut!«, rief Svenya. »Hol raus, was geht!«
    Raik lachte noch vergnügter und beugte sich vor, um den Luftwiderstand zu verringern. Svenya machte es ihm nach und drückte sich so eng an ihn wie er sich an den Kopf der Flemys. Und tatsächlich: Sie legten an Tempo zu und wurden wieder schneller als Yrr, deren Blick von Ehrgeiz geradezu zerfressen war.
    Immer schneller und schneller schossen sie auf den Boden der Höhle zu, doch Svenya hatte keine Angst mehr. Sie vertraute darauf, dass Raik alles unter Kontrolle hatte, und merkte, dass ihr Respekt für ihn gerade wieder ein weiteres Stück gewachsen war. Yrr gab auf und zog ihre Flemys aus dem Sturzflug in eine Kurve. Die beiden anderen taten es ihr gleich. Dann erst schnalzte Raik mit der Zunge, und nur wenige Meter über dem Boden lenkte er sein Tier aus dem freien Fall in einen Parallelkurs zur Erde. Das machte er so geschickt, dass Svenya kaum einen Ruck beim Bremsen spürte.
    »Ja!«, rief sie noch einmal, und als Raik sich wieder aufrichtete, drückte sie ihn aus Dankbarkeit noch einmal. »Danke«, sagte sie leise.
    »Gern geschehen«, gab er ebenso leise zurück, und sie konnte sehen, dass er gerade ein bisschen rot wurde – Svenya entging ebensowenig, dass er gleichzeitig aber auch vor Stolz strahlte wie Nachbars Lumpi. »Schon bald könnt Ihr das auch ganz allein«, fügte er, nun wieder etwas lauter, hinzu.
    »Wirklich?«
    »Ich werde es Euch beibringen«, sagte er.
    »Das wäre toll!«
    »Wenn Ihr mir dafür versprecht, eifrig zu trainieren«, schränkte er ein.
    »Keine Sorge, das werde ich«, beeilte sie sich zu sagen. »Ich verspreche es.«
    »Gut. Aber jetzt zeige ich Euch erst einmal die Festung von außen und die nähere Umgebung.«
    Auf ein weiteres Zungenklicken hin beschrieb die Flemys eine weite Kurve und gewann mit kräftigen Flügelschlägen schnell wieder an Höhe. Yrr, Liff und Reyja folgten ihnen und nahmen mit großem Fluggeschick ihre Positionen an ihren Flanken und hinter ihnen ein. Jetzt konnte Svenya zum ersten Mal die Festung Elbenthal in ihrer vollen Pracht sehen. Wie sie von ihrer Terrasse aus schon festgestellt hatte, schien es, als wäre der gesamte Komplex, von den Verteidigungswällen bis hoch zu den höchsten Türmen und Brücken, aus einem riesigen Stalagmiten gehauen, aus einem Guss geschaffen – als hätten gewaltige Kräfte das schwarze Felsgestein zu Lava geschmolzen und geformt. An manchen Stellen wirkte es wie der Schaft einer riesigen Wachskerze, an anderen wiederum war die Oberfläche spiegelglatt. In den hell erleuchteten Fenstern konnte Svenya die Silhouetten der Bewohner erkennen. Jetzt sah sie auch, dass nicht nur die Wälle mit Soldaten besetzt waren, sondern auch zahlreiche Terrassen und Brücken. Kein Wunder, dachte sie, wenn auch Laurins Dunkelelben über fliegende Reittiere verfügen .
    »Es ist wundervoll«, sagte sie laut.
    »Ja, das ist es«, stimmte Raik ihr zu. »Aber es heißt, dass Elbenthal dennoch nur ein Abklatsch der großartigen Paläste und Festungen in unserer früheren Heimat Alfheim sei.«
    »Es heißt?«
    »Ich weiß das nur vom Hörensagen«, erklärte er. »Ich bin bei weitem nicht so alt, dass ich sie selbst gesehen haben könnte. Ich bin erst hier im Exil geboren.«
    »Wie alt bist du?«
    »Ich bin erst vor etwas mehr als neunhundert Jahren geboren«, antwortete Raik. »Als unser Volk noch größtenteils oben auf der Oberfläche lebte.«
    »Ihr habt einmal oben gelebt?«
    »Ja, über tausend Jahre lang. Dresden hat sogar heute noch seinen Namen von uns.«
    »Was?«
    »Dies hier war noch lange, nachdem Meißen bereits eine Stadt und Markgrafschaft war, dichter Urwald. Wir lebten hier im Verborgenen und kamen nur selten mit Menschen in Berührung. Aber die wenigen, die von uns wussten, nannten uns auf slawisch Drežďany, die Bewohner des Auenwaldes. Daher der Name Dresden.«
    »Dann ist auch der Name Elbe für den Fluss kein Zufall, oder?«
    Raik lachte. »Nein, nicht wirklich. Die Römer, die unser Volk vor zweitausend Jahren am Überschreiten des Flusses gehindert hatten, nannten ihn nach uns Albis und das Land dahinter Albia .«
    »Dann sind die Märchen und Geschichten, die man sich über Elben und Elfen erzählt, also wahr?«
    »Manche ja, manche nein«, erwiderte Raik. »Die Zeit neigt dazu, auch aus den simpelsten Wahrheiten Mythen und Legenden zu machen. Deshalb ist jede Geschichte, auch die der Menschen, immer mit Vorsicht zu genießen, wenn nicht sogar mit

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