Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards
betrat, fuhr nicht nach oben, sondern fiel wie ein Stein zusammen mit ihr in die Tiefe … in die schwarze Tiefe unter Elbenthal, wo, wie bei dem Beben, etwas Dunkles, Böses auf sie lauerte und in freudiger Erwartung brüllte.
Schweißgebadet schreckte Svenya aus dem Schlaf hoch … um dann wieder in die Kissen zurückzuzucken, als sie sah, dass Yrr vor ihrem Bett stand … mit blankgezogenem Schwert!
»Was tust du hier?«, fragte Svenya und zog sich die Decke bis zum Hals – als würde die sie vor einem Schwerthieb retten können.
»Ich habe Schreie gehört«, antwortete Yrr.
Svenya glaubte ihr kein Wort, zumal Yrr sie mit diesem herablassend mitleidigen Blick bedachte. Sie begann leise zu flüstern:
»Tega Andlit dyrglast.
Opinberra dhin tryggr edhli.
Dhin Magn lifnja
Oegna allr Fjandi
Enn Virdhingja af dhin Blodh.«
»Nein!«, rief Yrr und sprang auf sie zu. Aber diesmal war Svenya schnell genug, sich auf der gegenüberliegenden Seite aus dem Bett zu rollen und im Abrollen eines ihrer sich gerade materialisierenden Schwerter zu ziehen.
»Nicht!« Yrr verharrte auf der Stelle.
Endlich!, hörte Svenya Blodhdansrs Stimme gierig seufzen. Endlich!
Zum ersten Mal seit sie ihr begegnet war, konnte Svenya Furcht in Yrrs Augen lesen.
»Ihr habt den Bluttänzer gezogen«, hauchte die Kriegerin ungläubig. »Bewegt Euch nicht! Ich bin nicht hier, um Euch etwas zu tun, Svenya! Das schwöre ich, bei Thor. Also bleibt bitte stehen, wo Ihr seid … und bewegt Euch nicht!«
Greif sie an, singsangte Blodhdansr mit grausamer Sinnlichkeit. Gib mir ihr Blut . Töte sie!
Svenya lief es eiskalt den Rücken herab. Sie sah, wie Yrr ihr Schwert wieder wegsteckte.
Ihr Blut wird mich stärken … und damit auch dich, fuhr Blodhdansr mit seinen verführerischen Einflüsterungen fort. Und du brauchst Kraft, sonst wirst du immer so versagen wie heute .
»Nicht bewegen«, sagte Yrr zum dritten Mal und kam langsam um das Bett herum, wobei sie ihren Waffengürtel ablegte und ihn auf die Decke warf.
Räche dich an ihr für all die Demütigungen, die sie dir heute zugefügt hat. Sie hat es verdient. So sehr verdient .
Svenya war versucht – und sie hätte es vielleicht getan, wenn Yrr ihre Waffen nicht abgelegt hätte. Aber eine Unbewaffnete angreifen? Nein, das konnte sie nicht. Sie steckte Blodhdansr wieder weg – das heißt, sie versuchte es.
Dann sei es das deine!
Das Schwert bäumte sich in Svenyas Fingern auf – mit sehr viel mehr Kraft als der Rückschlag der Automatikwaffen vom heutigen Training. Die Klinge flog auf ihren eigenen Hals zu.
»Nein!«, schrie Yrr und sprang zu Svenya hin. »Du willst Blut, Tänzer?! Hier ist das meine!«
Die Klinge erreichte Svenyas Kehle nicht, denn Yrr packte sie und hielt sie mit ihrer linken Hand fest. Die Klinge schnitt tief ins Fleisch. Aus der Wunde sickerte Blut … und wurde sofort von dem verzauberten Stahl aufgesaugt. Zugleich packte Yrr Svenyas Unterarm mit der freien Hand und verdrehte ihn so, dass die Klinge mit der Spitze wieder in die Scheide zeigte.
»Das ist genug!«, presste Yrr zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und drückte das Schwert in die Scheide zurück.
Das war nur ein Vorgeschmack , sang Blodhdansr triumphierend. Wir sehen uns wieder, Hagentochter . Das werden wir . Verlass dich darauf!
Kaum war das Schwert wieder in der Scheide, ließ Yrr Svenyas Arm los und schlug ihr mit dem Rücken der unverletzten Hand so hart ins Gesicht, dass Svenya nach hinten geschleudert wurde und zu Boden ging.
»Was?!«, rief Svenya wütend, und wieder zuckte ihre Hand zum Griff des Schwertes.
»Wagt es nicht!«, brüllte Yrr und streckte ihr ihre blutende Hand entgegen, die zu einer Klaue verkrampft war. »Wagt nie wieder, Blodhdansr gegen mich zu zücken, wenn ihr nicht darauf vorbereitet seid zu sterben.«
»Hast du so viel Angst davor?«, fragte Svenya schnippisch.
»Ich hatte Angst um Euch«, fauchte Yrr sie an.
»Um mich?« Svenya lachte zynisch auf. »Erzähl mir keinen Scheiß!«
»Hätte ich mich gewehrt, hättet Ihr keine Chance gehabt«, sagte Yrr. »Auch nicht mit einer so mächtigen magischen Klinge wie der Euren. Dazu fehlt Euch einfach noch die Ausbildung. Aber selbst wenn ich mich nur verteidigt hätte – Blodhdansr hätte seinen Blutzoll gefordert – und zwar von Euch, da Ihr mich sicher nicht getroffen hättet. Wenn Ihr nicht versucht hättet, ihn wieder wegzustecken, hätte ich ihm Blut von einem kleinen Schnitt in meinen
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