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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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dem Kopf auf. Reyja ließ sie los und ging zurück auf ihre Position, als sei nichts gewesen.
    »Schon besser«, sagte Raik, während Svenya aufstand und sich den Staub vom Rock klopfte. »Und gleich noch einmal: Los!«
    Diesmal war es Liff, die wie eine Tigerin auf Svenya zugesprungen kam. Statt in die Höhe zu hüpfen, warf Svenya sich diesmal jedoch zur Seite … von wo allerdings gerade Reyja angelaufen kam. Geistesgegenwärtig sprang Svena hoch … doch da war schon Yrr, ganz so als hätte sie Svenyas Taktik vorhergesehen. Die blonde Kriegerin packte Svenya und riss sie so hart zu Boden, dass sie Sternchen sah.
    »Ist das alles, was Ihr drauf habt, Eure Hoheit?«, zischte Yrr spöttisch und ging wieder auf ihren Posten.
    »Ihr müsst Euch besser konzentrieren«, rief Raik. »Und noch einmal! Los!«
    Aber so sehr Svenya sich auch konzentrierte – in den nächsten beiden Stunden wurde sie immer und immer wieder spätestens nach dem zweiten Ausweichmanöver geschnappt und zu Boden geworfen. Trotz ihrer enormen Selbstheilungskräfte hatte sie überall Schürfwunden und das Gefühl, dass jeder Quadratzentimeter ihres Körpers voll blauer Flecken war. Raik hatte noch nicht einmal einen einzigen Blitz schleudern müssen; die Enttäuschung, die Svenya in seinem Blick las, war nicht größer als die, die sie über sich selbst empfand. Nur ihr Stolz hielt sie davon ab, vor Yrr und den anderen zu heulen – oder womöglich sogar aufzugeben. Also rappelte sie sich immer wieder auf, nur um wenige Sekunden später wieder auf den Boden zu krachen … und noch einmal … und noch einmal.
    »Vielleicht sollten wir es langsamer angehen«, sagte Alberich, der mit Hagen im Fenster eines Turms stand, von dem aus man die Plattform überschauen konnte.
    »Wenn wir sie mit Samthandschuhen anfassen, schafft sie es nie«, entgegnete Hagen, ohne den Blick seines einen Auges von Svenya abzuwenden, die alle paar Sekunden von den drei Kriegerinnen überwunden wurde.
    »Wenn wir ihren Willen brechen aber auch nicht«, hielt Alberich dagegen.
    »Ihr Wille ist stärker, als sie selbst es begreift. Und die Wirklichkeit da draußen wird ihr auch keine Milde zeigen, wenn sie ihre Aufgabe erst einmal in Angriff nimmt.«
    »Falls sie den Test besteht.«
    »Das wird sie.«
    »Hast du ihr deswegen Yrr als Sparringspartnerin zugeteilt? Weil du weißt, dass Svenya von ihr keinerlei Gnade zu erwarten hat? Yrr macht ihre Sache gut, aber sie ist kein wirklicher Ersatz für die Hüterin, und das weißt du.«
    »Natürlich weiß ich das«, antwortete Hagen mit Groll in der Stimme. »Nein, ich habe Yrr ausgesucht, weil ich weiß, dass sie die Einzige ist, die keine falsche Rücksicht nehmen wird. Sie tut, was sie tun muss – nicht um der Hüterin zu schaden und ihren Platz auf Dauer einzunehmen, sondern weil es ihre Pflicht ist und sie einen Schwur darauf geleistet hat.«
    »Und du zweifelst keinen Moment lang an ihrer Loyalität?«
    »Ebenso wenig wie Ihr an der meinen, Vater.«

18
     
    Die nächsten Trainingseinheiten verliefen für Svenya nicht weniger frustrierend. Auf dem Schießstand gelang es ihr weder mit dem Langbogen noch mit der Armbrust, dem vollautomatischen Gewehr oder der Pistole, auch nur ein einziges Mal die Zielscheibe zu treffen. Beim Schachspielen, das Marschall Raegnir für einen geeigneten Einstieg in den Strategieunterricht hielt, verstand sie nicht einmal die Regeln, so dass sie jedesmal schon nach den ersten vier, fünf Zügen matt war. Und beim Freiwandklettern an der Außenfassade der Festung kam sie keine vier Meter hoch, ohne mit den Händen oder den Füßen abzurutschen und wie ein nasser Sack wieder nach unten zu fallen.
    Svenya hatte sich in ihrem Leben schon oft hilflos und unfähig gefühlt, aber noch nie so hilflos und unfähig wie an diesem Tag, dessen einzige Lichtblicke die Pausen zum Frühstück waren, in denen Nanna ihr leckere Sachen zum Essen brachte und sie mit freundlichen Worten aufzumuntern versuchte. Doch am Ende des dritten Trainingsblockes nachts um elf halfen auch die nicht mehr. Svenya ging ohne zu essen ins Bett, und als sie endlich allein war, weinte sie sich in den Schlaf.
    Es war ein unruhiger Schlaf. Sie träumte vom Springen und Klettern – aber immer nur in Verbindung mit Abstürzen, Fallen und Aufprallen. Immer wieder sah sie Yrrs hämisches Grinsen vor sich und Raiks enttäuschten Blick …, bis sie es schließlich nicht mehr ertrug und floh. Doch der Aufzug, den Svenya in ihrem Traum

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