Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
Vom Netzwerk:
ihnen war Hagen ein Titan … ein Halbgott – wie die Halbgötter aus den griechischen Sagen. Sie lächelte. Und nach alldem, was sie von ihren Lehrern gehört hatte, war es gar nicht einmal so unwahrscheinlich, dass er tatsächlich und in Wirklichkeit einer oder gleich mehrere dieser Helden gewesen war.
    Die Gruppe von Bäumen vor ihnen teilte sich und gab den Blick frei auf eine Lichtung, die über und über mit bunten Blumen besät war. Dutzende von Schmetterlingen flatterten darüber, tranken Morgentau und schlürften mit ihren feinen Rüsseln Nektar aus den Blütenkelchen. In der Mitte der Lichtung lag ein Weiher. Libellen sirrten und zickzackten darüber hinweg.
    Hagen schritt, ohne langsamer zu werden, in den Weiher hinein – und Svenya traute ihren Augen kaum: Als er bis zur Hüfte drinnen war, blieb er stehen, und das Wasser lief von der Fläche des kleinen Sees nach oben an seinem Körper und der Rüstung entlang. Nach oben! Wie keines der Reinigungsmittel, die Svenya je gesehen hatte, spülte es das Blut und die Fleischfetzen des Wyrm fort. Nein, der Begriff fortspülen passte nicht – das klare Wasser löste die Verschmutzungen einfach auf und blieb trotzdem klar.
    »Komm rein!«, rief er Svenya zu, während das Wasser sogar über seinen Helm nach oben lief und diesen wieder zu makellosem Glänzen brachte. Als er sah, dass sie zögerte, schmunzelte Hagen. »Du musst deine Rüstung auch reinigen lassen, ehe du sie wieder entmaterialisierst.«
    Svenya folgte seinem Beispiel mit langsamen Schritten. Immer weiter schritt sie in den See hinein, doch sie hatte nicht das Gefühl, nass zu werden – es war einfach nur angenehm kühl und erfrischend. Und auch bei ihr kroch das Wasser an ihren Stiefeln und dem Rock nach oben über die Rüstung und wischte das Blut fort.
    »Wie geht das?«, fragte sie fasziniert. »Ist das ein Zauber?«
    »Keiner, den ich beherrsche«, sagte Hagen. »Das Wasser und die Elben sind Freunde. Seit Anbeginn der Zeit. Man sagt, der erste Lichtelb sei entstanden aus einem Sonnenstrahl, der sich im Wasser gespiegelt hat. Es gibt aber auch jede Menge anderer Versionen. Manche sagen, wir stammten von den Asen ab, andere glauben, die Erde selbst hätte uns hervorgebracht. Mir gefällt die Version mit dem Wasser am besten, aber wer weiß schon, wie alles begann?«
    Er berührte ein Emblem auf dem Rücken seines eisernen Handschuhs, das dem, das Svenya trug, nicht unähnlich war, und plötzlich stand er nackt vor ihr. Svenya erschrak und wurde schlagartig rot. Aber er schien gar nicht zu merken, dass er gerade etwas tat, das sie bis ins Mark schockierte. Er setzte einfach nur sein Bad fort. Das Wasser kroch jetzt über seine leicht gebräunte Haut und die stählernen Muskeln.
    Svenya merkte, dass sie trotz des peinlichen Gefühls, das sie empfand, nicht wegschauen konnte … nicht wegschauen wollte. Noch nie hatte sie etwas so Schönes gesehen. Sie hatte keine Ahnung, ob es sein jahrhundertelanges Training war oder seine Herkunft, aber sein Körper war makellos … vollkommen. Die weite Brust, die breiten Schultern, der flache Bauch und die langen, kräftigen Schenkel. Es war unvorstellbar, aber Hagen sah nackt sogar noch eindrucksvoller aus als mit Rüstung. Ihr Mund wurde trocken, und sie wusste nicht, warum.
    »Na los«, sagte er. »Zieh dich auch aus. Es wird dir guttun.«
    »I-i-ich soll mich ausziehen?«, fragte sie und wurde noch röter.
    Er schaute sie verwundert an. »Ist das ein Problem?«
    »Natürlich ist das ein Problem«, sagte sie. »Wenn ich mich ausziehe, bin ich nackt.«
    »Ja«, stimmte er zu. »Deswegen zieht man sich aus – um nackt zu sein.«
    »Ich kann mich nicht einfach vor einem Mann ausziehen«, stellte sie klar.
    »Wieso nicht?«
    »Es ist mir unangenehm.«
    Wieder schaute er sie an, als hätte sie Chinesisch gesprochen.
    »Wieso ist es dir unangenehm?«
    »Ähm … ich weiß nicht«, erwiderte sie. »Man macht das einfach nicht …«
    »Oh«, stieß er hervor. Der Groschen war offenbar gefallen. »Dann ist es dir wohl auch unangenehm, dass ich mich ausgezogen habe?«
    Sie schluckte trocken. »Ja, das ist es.« Die ganze Wahrheit ging ihn nichts an.
    »Das tut mir leid«, sagte er eilig und berührte erneut die Stelle an seinem Handrücken. Sofort war er wieder angezogen. Jedoch nicht in seiner Rüstung, sondern in einem weiten Gewand aus purpurfarbener Seide mit wunderschönen Verzierungen. »Das war nicht meine Absicht. Ich wollte dir nicht zu nahe

Weitere Kostenlose Bücher