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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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wie die Mauer dick – mehr als drei Dutzend Meter, schätzte Svenya. Als sie ihn passiert hatten, sah sie, dass das Tor auch innen gesichert war. Ebenso stark wie außen – nur waren es hier statt der Flak-Geschütze und der Boden-Luft-Raketenwerfer Panzerhaubitzen … und sie waren seltsamerweise nach innen gerichtet!
    Ehe Svenya fragen konnte, warum das so war, sagte Hagen: »Das wirst du gleich sehen.«
    Sie passierten noch zwei weitere Tore von der gleichen enormen Größe, und jedes davon war noch schwerer gesichert als das erste. Mit jedem knallenden und im Tunnel hallenden Schritt Stjarns vergrößerte sich die Beklemmung, die sich um Svenyas Herz legte. Fast hörte es sich so an wie der Trommelwirbel zur Vollstreckung einer Hinrichtung – und sie fühlte sich als die Delinquentin – immerhin hatte Hagen ihr die Wahrheit über ihren Test versprochen.
    Endlich erreichten sie eine fußballplatzgroße Halle und an deren jenseitigem Ende ein viertes Tor. Es war kunstvoller gefertigt als die anderen drei: Das Gitter bestand aus Silber, Eisen und Titan, und Runen waren in die einzelnen, baumstammdicken Stäbe gearbeitet. Dahinter war es stockdunkel. Auch hier stand schwere Artillerie – sie war auf das Tor selbst gerichtet.
    In etwa zwanzig Metern Entfernung zu dem Tor hielt Hagen Stjarn an, stieg ab und half Svenya herunter. Stjarn war seltsam unruhig, und Hagen tätschelte ihm die Stirn.
    »Schon gut, mein Junge«, sagte er. »Deine Dienste werden nicht mehr benötigt. Du kannst jetzt gehen, ich werde dich heute nicht mehr rufen.«
    Stjarn krächzte und galoppierte davon. Svenya meinte herauszuhören, dass das Krächzen erleichtert klang, und versuchte, durch das Gitter des Tores hindurchzuspähen, um herauszufinden, was sich dahinter befand und warum es den großen Greif derart beunruhigt hatte. Doch da war nichts zu sehen.
    Hagen bedeutete den das Tor flankierenden Soldaten mit einer knappen Geste, dass sie gehen sollten. Sofort zogen sie sich in ihre Wachräume zurück.
    »Wenn es deine Absicht war, mir Angst zu machen«, sagte Svenya, »ist dir das gelungen. Jetzt sag endlich, was hier vor sich geht und warum ich hier bin.«
    Hagen legte einen Finger auf die Lippen. Da merkte Svenya, wie still es geworden war, jetzt, da Stjarn und die Krieger weg waren. Mit einer weiteren Geste forderte Hagen sie auf zu lauschen. Sie horchte konzentriert in die Stille hinein. Und dann plötzlich hörte sie es. Nein, sie spürte es viel mehr, als dass sie es hörte. Tief in ihrer Brust und an den Sohlen ihrer Füße. Es war ein regelmäßiges Schlagen mit langen Abständen dazwischen. Ein Schlagen wie eine riesige, mit Fell gedämpfte Trommel.
    Bumm!
    Bumm!
    Bumm!
    Svenya fühlte sich durch das Geräusch an etwas erinnert, doch ihr wollte einfach nicht einfallen, woran. Hagen ging in die Hocke und forderte sie mit einem Wink auf, es ihm nachzutun. Dann legte er die Hand auf den Boden. Auch Svenya drückte ihre Handfläche auf den nackten Fels – und jetzt konnte sie es noch deutlicher spüren.
    Bumm!
    Bumm!
    Bumm!
    Und da erkannte sie, woran das Schlagen sie erinnerte: Es war ein Herz. Ein gewaltiges Herz. Ein Herz, das so fest schlug, dass es den Fels zum Beben brachte.
    »Was zur Hölle ist das?«, flüsterte Svenya atemlos. Sie konnte sich nichts vorstellen, das ein so großes Herz besaß.
    Hagen nickte ihr zu und bedeutete ihr, ihm zum Tor zu folgen. Svenya zögerte. Obwohl sie ihm bei dem Bären im Wald vertraut hatte, zog sie es jetzt vor zu bleiben, wo sie war, und dem Gitter nicht zu nahe zu kommen.
    Hagen wartete, aber als er sah, dass sie nicht näher kommen wollte, nickte er verständnisvoll und wandte sich dann wieder dem Tor zu.
    »OEGIS!«, brüllte er ohne jede Vorwarnung, und seine donnernde Stimme hallte von den Höhlenwänden wider. »OOEEEGISS!«
    Bumm! Bumm! Bumm!
    Das Schlagen war abrupt schneller geworden.
    »Komm hervor und zeig dich!«, rief Hagen.
    Für einige Momente, die Svenya vorkamen wie ganze Ewigkeiten, geschah gar nichts. Dann aber war, wie aus weiter Ferne, ein tiefes resigniertes Seufzen zu hören.
    »Was willst du, Bruder Einauge?« Die Stimme war wie ein Flüstern – und dennoch tief und tragend. Es schwang eine gefährliche Rauheit in ihr mit. Svenya war sich nicht sicher, ob sie die Stimme wirklich mit den Ohren gehört hatte oder nur in ihrem Kopf.
    »Komm und begrüße die künftige Hüterin Midgards.«
    Stille. Aber der Herzschlag wurde noch ein wenig

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