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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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handelt.«
    »Deine Überlegungen waren natürlich rein taktische«, meinte Alberich und schmunzelte.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Hagen, mein Sohn, es ist nichts falsch daran zuzulassen, dass jemand dein Herz berührt.«
    »Mein Herz schlägt für Elbenthal, Vater.«
    »Du weißt, dass du mir nichts vormachen kannst«, sagte Alberich beinahe zärtlich. »Anders als vielleicht dem Rest der Welt. Außer Svenyas ist dein Herz vermutlich das größte, das je geschlagen hat … und damit auch das empfindlichste.«
    »Ich weiß es zu schützen.«
    »Niemand weiß das. Und allein der Versuch führt immer nur zu noch größeren Verletzungen.«
    »Was hätte ich deiner Ansicht nach denn tun sollen?«, fragte Hagen – und nur sein Ton verriet, wie aufgebracht er war. »Ihr sagen, was ich in Wahrheit für sie empfinde?«
    »Nein«, gab Alberich zu. »Das geht ebenso wenig wie ihr zu sagen, wer sie wirklich ist. Diese Würfel sind gefallen – ein für alle Mal.«
    »Das Wenigste, das ich tun konnte, war, sie erfahren zu lassen, dass ihr Leben bei dem Test auf dem Spiel steht. So, wie du es von Anfang an vorgeschlagen hattest.«
    »Und, was glaubst du? Wird sie bestehen?«
    »Du weißt, dass sie bestehen wird. Das ist ihre Natur.«
    »Derer sie sich erst noch bewusst werden muss.«
    »Was nicht einfach ist, wenn sie ihre Wurzeln nicht kennt.«
    »Die Natur eines jeden ist weit, weit mehr als nur ein Resultat der Herkunft«, sagte Alberich.
    »Und genau deswegen wird sie es schaffen.«

27
     
    Svenya warf sich auf ihr Bett und weinte, bis sie sicher war, nie wieder auch nur eine weitere Träne vergießen zu können und ihre Kehle vor Schluchzen schmerzte. Als die Tür aufging, hätte sie es beinahe nicht gehört. Es war Nanna – mit einem riesigen Tablett. Als sie Svenyas Zustand sah, stellte sie es eilig auf einem Tisch neben dem Bett ab, setzte sich zu ihr und nahm sie in den Arm.
    »Was ist denn los?«, fragte die Küchenchefin besorgt.
    »Ich soll einen Drachen töten«, antwortete Svenya und fand, dass das nicht einen Bruchteil so gefährlich klang, wie es war.
    »Etwa Oegis?«, fragte Nanna alarmiert.
    »Gibt es denn hier noch einen anderen?«, fragte Svenya schnippisch.
    »Nein«, sagte Nanna leise. »Natürlich nicht. Bitte verzeiht.«
    »Oh nein«, sagte Svenya hastig. »Schon gut. Mir tut es leid. Ich wollte nicht pampig sein.«
    »Ihr fürchtet Euch«, sagte Nanna. »Da ist das verständlich.«
    Svenya seufzte. »Es ist mehr als das, Nanna.«
    »Was denn?«
    »Ich weiß nicht, ob ich es in Worte zu fassen vermag.«
    »Versucht es einfach.«
    »Weißt du, die eine Hälfte der Zeit glaube ich, ich sei in so einer total verrückten Reality-Show fürs Fernsehen und jemand mit versteckter Kamera filmt alles; und die andere Hälfte der Zeit bin ich mir sicher, dass ich einfach nur träume.«
    »Weiter«, ermutigte Nanna sie.
    »Ich bin keine Henkerin«, sagte Svenya. »Und auch keine Killerin. Verstehst du?«
    Nanna streichelte ihr über das Haar. »Soweit ich gehört habe, warst du bereit, den Wyrm zu töten.«
    »Das war etwas anderes«, sagte Svenya. »Der Wyrm war ein Eindringling. Und ich habe gedacht, er greift uns an. Das war … Notwehr … und wenn nicht Notwehr, dann wenigstens Selbstverteidigung.«
    »Oegis ist eine sehr viel größere Bedrohung«, sagte Nanna.
    »Er ist unschuldig«, entgegnete Svenya. »Er hat niemandem etwas getan.«
    »Er hat Hagens Auge zerstört.«
    »In einem Kampf, den Hagen begonnen hat.«
    »Er hat geschworen, uns alle zu vernichten.«
    »Aber bis jetzt sind das nur Worte.«
    »Wollt Ihr erst warten, bis er seine Drohung wahr macht oder bis er die Prophezeiung erfüllt, die besagt, dass er Alberich töten wird?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Svenya ehrlich. »Es ist alles so verwirrend. Ich soll ein Schicksal erfüllen, das andere für mich bestimmt haben. Trotzdem soll ich dafür aber erst noch einen Test machen, um dieses Schicksal überhaupt erst annehmen zu können – als würde ich mich um dieses Schicksal reißen. Aber wenn es doch sowieso mein Schicksal ist, wieso muss es dann erst einen Test dafür geben? Dann soll ich dafür auch noch mein Leben riskieren – als wäre dieses Schicksal etwas so Tolles und Wertvolles, dass es mein Leben oder irgendein Leben wert wäre. Sie nennen es ›Hüterin‹, und es klingt so ehrenhaft, die Völker der Elben und der Menschen zu beschützen. Aber es ist nichts Ehrenhaftes daran, eine unschuldige Kreatur zu töten,

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