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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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kann .« Zum ersten Mal stellte Svenya fest, wie sehr sich auch ihre Sprache verändert hatte in der Zeit, die sie jetzt hier unten war.
    Hagen fasste sie – beinahe zärtlich – bei den Schultern. Die Berührung sandte ein wohliges Kribbeln unter Svenyas Haut, aber was immer das bedeuten mochte, es hatte hier und jetzt nichts zu suchen, und sie schob das Gefühl entschieden zur Seite.
    »Nein«, sagte er. »Ich überschätze dich nicht. Mein Vertrauen in deine Macht ist nicht so blind wie mein zerstörtes Auge. Du hast die Macht. Und du hast sogar mehr als das. Du hast die Waffen und die Rüstung. Du hast sogar noch etwas Drittes: In deinen Rock ist ein Stück der Tarnkappe meines Vaters eingewoben, so dass du sogar unsichtbar sein kannst.«
    »Ich kann mich unsichtbar machen?«
    »Ja.«
    »Und wieso hat mir das bis jetzt noch keiner gesagt?«
    »Du weißt warum.«
    Sie verstand, was er nicht aussprach. »Damit ich sie nicht benutze, um von hier zu fliehen. Ihr wolltet erst sicher sein, dass Ihr mir vertrauen könnt.«
    »Und ich weiß inzwischen, dass ich das kann«, sagte er.
    »Wie aktiviert man sie?«, fragte Svenya.
    »Du legst die Handfläche deiner Linken auf das Emblem auf der Rechten.«
    Sie tat es und blickte erwartungsvoll an sich herab. Und tatsächlich: Sie löste sich in Luft auf.
    »Wow!«, entfuhr es ihr. »Und Ihr könnt mich jetzt wirklich nicht mehr sehen?«
    »Nur noch hören«, sagte Hagen.
    »Und wie mache ich mich wieder sichtbar?«
    »Du legst die Rechte mit dem Emblem nach unten in die Handfläche deiner Linken.«
    Svenya führte die Geste aus und nahm sofort wieder feste Gestalt an.
    »Bin ich damit wie Luft?«, fragte sie.
    »Nur optisch«, antwortete er. »Du kannst weiterhin berühren oder berührt werden.«
    Svenya hätte sich so gerne über diese nützliche Fähigkeit gefreut, doch der Gedanke an Oegis und den Test vergällte ihr das.
    »Was ist das andere?«, fragte sie.
    »Was meinst du?«
    »Der zweite Grund, der Euch veranlasst hätte, Oegis zu töten, als er noch jung war? Was ist es?«
    »Er hat gesagt, er wird meinen Vater töten.«
    »Nach dem, was ich jetzt weiß, ist das eine zumindest aus Oegis’ Sicht nachvollziehbare Drohung.«
    »Als er das sagte, war es keine Drohung«, relativierte Hagen. »Es war eine Prophezeiung.«
    »Eine Prophezeiung?« Ihr Herz sank noch tiefer. »Aber wenn sie zutrifft, dann heißt das zugleich, dass ich den Kampf gegen ihn verlieren werde.«
    »Erinnere dich daran, was ich unten in der Höhle dazu gesagt habe, Svenya: Was immer er prophezeit, ist nur eine mögliche Zukunft.«
    »Die Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt«, wiederholte sie und nickte. »Wir ändern sie mit jeder einzelnen Tat, die wir vollbringen.«
    »Gut zugehört.«
    »Aber warum bereitet Euch die Prophezeiung dann Sorge?«
    »Das tut sie nicht«, antwortete Hagen melancholisch. »Was mir jedoch Sorge bereitet, ist, dass mein Vater an sie glaubt. Seitdem er sie gehört hat, ist er nicht mehr derselbe. Nur noch ein Schatten des mächtigen Fürsten, der er einmal war.«
    »Dann ist diese Prophezeiung also der wahre Grund, warum ich Oegis für Euch töten soll«, schlussfolgerte Svenya.
    Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber sie unterbrach ihn vorher: »Soll das meine Zukunft sein?«
    Sein Blick verriet, dass er nicht begriff, was sie meinte.
    »Ist das meine Bestimmung, Hagen: Eine Waffe zu sein? Nicht mehr als ein Werkzeug, das Ihr für Eure Zwecke benutzt?«
    Er schwieg, und sie sah, wie seine Kiefer mahlten.
    »Gut«, sagte sie mit zittriger Stimme. »Dann ziehe ich mich jetzt zurück, um mich auf das kommende Training vorzubereiten. Es scheint, als hätte ich es bitter nötig, um auch anständig zu funktionieren. So, wie man es von einem Werkzeug erwartet.« Damit wirbelte sie herum und eilte in ihren Palast – zum einen, weil ihr Stolz es nicht zuließ, dass Hagen bemerkte, wie zittrig ihre Beine vor Angst waren … aber vor allem, weil sie noch mehr verflucht sein wollte, als sie es ohnehin schon war, wenn sie zuließe, dass er ihre Tränen sah.
    Kaum war Hurdh hinter Svenya ins Schloss gefallen, erschien Alberich wie aus dem Nichts neben Hagen.
    »Also hast du dich doch entschieden, meinen Rat zu befolgen und ihr die Wahrheit über den Test zu sagen«, bemerkte er ruhig. Da war nicht die Spur von Triumph in seiner Stimme.
    »Mehr oder weniger«, entgegnete Hagen. »Wie ich bereits sagte: Svenya braucht eine echte Bedrohung, damit sie entsprechend

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