Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
der Oberfläche mit Glas überzogen.
Mehrere Krieger warteten hier, sorgsam darauf bedacht, dass sie von außen nicht gesehen werden konnten.
Warlon trat an eine der Öffnungen und legte die Hände auf die steinerne Brüstung. Das Gestein war noch immer ziemlich heiß, aber nicht mehr so, dass er sich daran verbrannte. Er beugte sich vor und warf einen raschen Blick in die Tiefe.
Wie die Priesterinnen hatten sich auch gut drei Dutzend Elbenmagier an den Händen gefasst und einen Kreis gebildet, um ihre Kräfte zu vereinen und um ein Vielfaches zu verstärken. Nur an der dem Baran-Tahal zugewandten Seite klaffte eine Lücke in dem Kreis. Illurien und eine andere Elbin, die dort jeweils als Letzte standen, hatten die freie Hand gegen die Mine ausgestreckt. Aus ihren Fingerspitzen zuckten ganze Bündel bläulich weißer Blitze, die in das Tor einschlugen.
»So viele«, murmelte Malcorion. Er war hinter Warlon an die Öffnung getreten und blickte über ihn hinweg. »Mehr als dreißig Elbenmagier, das ist wirklich eine ungeheure Macht. Dem kann euer Tor in der Tat nicht mehr lange standhalten. Sie setzen zum entscheidenden Schlag an.«
Warlon holte tief Luft und beugte sich noch ein bisschen weiter vor, darauf gefasst, den Kopf beim geringsten Zeichen eines Angriffs sofort zurückzuziehen.
»Illurien von den Bäumen!«, rief er laut. »Hier spricht Warlon aus dem Hause Korrilan. Ich bitte Euch, haltet ein mit diesem Wahnsinn. Ich bin sicher, dass wir die gegen uns erhobenen Vorwürfe entkräften können, wenn Ihr uns nur die Gelegenheit dazu gebt. Lasst uns verhandeln und über alles sprechen, bevor unnötigerweise noch mehr Blut fließt.«
»Die Zeit des Redens ist lange vorbei«, erwiderte die Elbenherrin, aber immerhin unterbrach sie den Angriff, löste sich aus dem magischen Kreis und blickte zu ihm empor. »Die Chance dazu habt Ihr durch Euer ungeheuerliches Treiben selbst verspielt.«
»Ihr habt gesagt, Ihr traut uns nicht mehr genug, um unsere Einladung anzunehmen und Zarkhadul zu betreten. Wir kennen uns seit vielen Jahren, ich war der erste Zwerg, mit dem Ihr seit Jahrhunderten wieder Kontakt hattet. Nicht nur wir haben den Elben viel zu verdanken, sondern auch Euer Volk uns. Ich erinnere nur an die mehrere Tausend befreiten Elben, die in den Katakomben unter dem Schattengebirge von den Thir-Ailith als Arbeitssklaven und Schlachtvieh gehalten wurden.«
»Nicht zu vergessen die mindestens ebenso große Zahl an Zwergen, die ihr Schicksal teilten. Ihr hattet ebenso Vorteile davon wie wir. Wir haben sie gemeinsam befreit, aber das Vertrauen, das wir damals zu Eurem Volk zu entwickeln begannen, wurde aufs Bitterste enttäuscht.«
»Ich betrachte Euch und Euer Volk auch jetzt noch nicht als Feinde und weiß, dass Ihr zu Eurem Wort steht. Wenn Ihr uns nicht mehr genug vertraut, um zu Verhandlungen zu uns zu kommen, dann bin ich bereit, mich waffenlos und ohne Eskorte in Eure Hände zu begeben. Ich möchte mit Euch über die Vorwürfe sprechen, die uns zur Last gelegt werden, und ich bin bereit, auch anschließend als Geisel und Unterpfand dafür, dass wir keinerlei finstere Absichten hegen, bei Euch zu bleiben.«
»Euer Angebot würde Euch ehren, Warlon, wüsste ich nicht genau, aus welcher Verzweiflung es geboren wäre. Es gibt nichts mehr zu bereden, außer der Kapitulation Zarkhaduls. Ergebt Euch, und unsere Strafe wird milde ausfallen. Die Arbeit in der Mine wird ruhen und Euer Volk in seinen Häusern bleiben. Lediglich Ihr und die anderen Mitglieder des Hohen Rates werdet unsere Gefangenen sein, als – wie habt Ihr es so schön genannt? – Unterpfand dafür, dass unsere Anordnungen befolgt werden. Ich weiß, dass sich die Rädelsführer des Verrats in Elan-Dhor befinden. Wenn wir uns ihnen zuwenden, möchte ich den Rücken frei haben und sicher sein können, dass uns von hier keine Gefahr mehr droht.«
»Niemals!«, stieß Warlon voller Zorn über ihren Hochmut hervor. »Wir sind Zwerge und haben unsere Ehre. Wir haben uns niemals ergeben und werden es auch niemals tun. Eher sterben wir!«
3
FREMDER WILLEN
Oktober 9430 neuer Zeitrechnung der Elben
Ich habe dich gewarnt , dachte Lhiuvan und blickte mitleidig auf das vor ihm auf dem Waldboden liegende Pferd hinunter. Es konnte diesen mörderischen Ritt nicht durchhalten. Lass mich ihm nun wenigstens einen schnellen Tod bereiten.
Noch während er die Bitte in Gedanken formulierte, wusste er schon, dass sie vergeblich sein würde. Der in ihm lebende
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