Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
verursachten, und das Tropfen des Wassers war es totenstill. Von Zeit zu Zeit wurde Barlok von einem fallenden Tropfen getroffen und zuckte jedes Mal erschrocken zusammen.
Wie Thalinuel es beschrieben hatte, mündete der Stollen in eine gewaltige Grotte. Das weichere Gestein war im Laufe der Jahrtausende vom Fluss ausgespült und weggeschwemmt worden, so dass nur noch teils bizarr geformte Gebilde aus Granit oder anderen härteren Gesteinsschichten zurückgeblieben waren.
Trotz der Gefahr und seiner verzweifelten Lage gelang es Barlok, sich an der Schönheit der Grotten zu erfreuen, die sich wohl nur einem Zwerg erschließen konnte. Mit ein wenig Zeit könnten Angehörige der Arbeiterkaste seines Volkes diese Hallen in Orte von unvergleichlicher Pracht verwandeln.
Aber in seiner Zeit hatte er noch nie von Tal’Orin gehört, vermutlich waren seine Überreste seit langem vom Finsterwald verschlungen worden, der sich deutlich weiter ausgebreitet hatte. Und was die Urväter seines Volkes betraf, so sollten sie in dieser Zeit noch in Erdlöchern und primitiven Höhlen hausen. Wenn dieser Krieg vorbei war, nahm er sich vor, sie dennoch aufzusuchen. Vielleicht könnte er zu einer Art Lehrmeister für sie werden, dann hätte er den Rest seines Lebens wenigstens mit einer sinnvollen Aufgabe verbracht, wenn es für ihn schon keine Rückkehr in seine Zeit gäbe.
Weiter und weiter drangen sie in die Höhlen vor, brauchten dabei nur dem ausgewaschenen Flussbett zu folgen.
»An manche Stellen kann ich mich gut erinnern, andere hingegen sehen völlig fremd aus«, erklärte Thalinuel. »Aber wir dürften Tal’Orin inzwischen schon ziemlich nahe sein.«
»Kein Wunder, dass sich noch einiges verändert hat, schließlich liegen viele Jahrtausende zwischen jetzt und deinem letzten Besuch hier.« Barlok schnitt eine Grimasse. »Allerdings in umgekehrter Zeitrichtung, das ist immer noch schwer vorstellbar. Sieh dich nur ganz genau um, bis du etwas zweifelsfrei wiedererkennst. Es wäre ziemlich verheerend, wenn wir außerhalb der Mauern inmitten der feindlichen Armee an die Oberfläche durchbrechen würden.«
Nach einigen Minuten gelangten sie in eine weitere große Grotte, und Thalinuel blieb plötzlich abrupt stehen.
»Hier ist es«, stieß sie hervor. »Siehst du dort hinten den Pfeiler, der ein bisschen so aussieht, als ob sich drei Gesteinssäulen umeinandergewickelt hätten? Ich erkenne ihn deutlich wieder. Und da oben verläuft auch der Sims an der Wand, über den ich mit Robur balancieren musste.«
»Seid Ihr ganz sicher?«, vergewisserte sich Lathoriel.
»Ja, völlig sicher. Fast direkt über uns erhob sich in meiner Zeit der Turm der Magier und gleich nebenan die große Versammlungshalle, in deren Mitte das Tor lag.«
»Die Position eines magischen Tores bleibt immer gleich, und es dürfte auch in dieser Zeit mehr oder weniger im Zentrum von Tal’Orin liegen«, überlegte der Elbenherr. »Aber wie gelangen wir nun an die Oberfläche?«
»Wartet hier«, verlangte Barlok. »Thalinuel und ich werden uns etwas umsehen. Für diese Aufgabe ist ein Zwerg besser geeignet als jeder andere.«
Zusammen mit der Elbin untersuchte er die abzweigenden Stollen und benachbarten Höhlen. Immer wieder endeten die Gänge im Nichts oder führten zu weit von der großen Grotte weg.
Schließlich jedoch gelangten sie an einen Stollen, der in Windungen ziemlich steil nach oben führte. Er mündete in eine nicht besonders breite und auch nicht sonderlich hohe, dafür aber langgezogene Höhle. Mehrere weitere Stollen zweigten davon ab. Die meisten führten ebenfalls nach oben, doch endeten sie alle nach knapp zwei Dutzend Metern.
»Ich vermute, hierbei handelt es sich um die Felsplatte, die das Fundament von Tal’Orin bildet«, sagte Barlok. »Wenn wir sie durchbrechen, müssten wir direkt in die Festung gelangen. Komm, holen wir Lathoriel. Ich bin gespannt, wie geschickt sich die Elbenkrieger mit Schaufel und Picke anstellen.«
Wenig später hatten sie Lathoriel und die anderen Elben in die lange Höhle geführt. Da von vornherein damit zu rechnen gewesen war, dass sie sich einen Teil ihres Weges würden freigraben müssen, trugen mehrere von ihnen Hacken, Hämmer und Schaufeln bei sich.
»Vier Stollen, die alle ungefähr in gleicher Höhe enden, das kann nur bedeuten, dass es sich um eine große Felsplatte handelt«, erklärte Barlok. »Aber es ist unmöglich zu schätzen, wie dick sie ist. Es können zehn Meter sein oder noch mehr,
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