Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
eine nach Kräutern und frischen Blütenblättern duftende Salbe auf.
»Ein Verband wird nicht mehr nötig sein«, sagte sie. «Aber Ihr solltet etwas ruhen, um wieder ganz zu Kräften zu kommen. Ihr habt viel durchgemacht in letzter Zeit.«
Barlok nickte und bedankte sich. Tatsächlich fühlte er sich müde und erschöpft; etwas Schlaf würde ihm guttun.
Vor allem aber tat es ihm gut, mit welcher Achtung ihm die Elben in dieser Zeit begegneten. Hier war nichts von dem Hochmut und der Arroganz zu spüren, die sie später entwickeln würden. Zum Teil lag es sicherlich an seiner Herkunft. Genau wie Thalinuel war er etwas Exotisches für sie. Da ihnen ihre geistige Verschmelzung stets die Wahrheit zeigte, hatten sie bereitwilliger akzeptiert, dass sie aus der Zukunft stammten, als es jeder andere getan hätte, aber es befremdete sie immer noch und flößte ihnen Respekt ein.
Aber Respekt hatten Barlok und Thalinuel sich auch durch ihre Taten erworben, durch ihre gefährliche Reise von den Weißbergen bis zum Finsterwald und ihren kämpferischen Einsatz bei Dalorians Vorstoß auf feindliches Gebiet.
Lathoriels Hoffnung auf Freundschaft zwischen ihren Völkern kam ihm wieder in den Sinn. Vielleicht hätte es sie wirklich geben können, wenn sich die späteren Elben gegenüber denen, die er hier kennengelernt hatte, nicht so stark verändert hätten.
Die Entfremdung war nicht nur durch die Thir-Ailith verursacht worden. Aus Thalinuels Bericht wusste er, dass große Teile des Elbenvolkes nicht damit einverstanden gewesen waren, die jüngeren Völker ihren eigenen Weg gehen zu lassen, selbst unter denen, die nicht auf Molakans Seite gestanden hatten.
Ganz schlimm war es schließlich in seiner eigenen Zeit geworden. Obwohl die Elben ein dem Niedergang geweihtes Volk gewesen waren, hatten sie eine Überheblichkeit gezeigt, die ihrer Lage kein bisschen angemessen gewesen war und nur noch von der Erinnerung an eine glorreichere Vergangenheit genährt wurde. Vor allem die Krieger hatten mit zum Teil unerträglicher Verachtung auf das Zwergenvolk herabgeblickt. Deutlich erinnerte sich Barlok noch an die Beleidigungen, mit denen vor allem Lhiuvan und seine Begleiter um sich geworfen hatten. Immerhin war es ihm mit der Zeit gelungen, gerade Lhiuvan durch Mut und Kampfgeist Respekt abzunötigen, und am Ende hatten sie sich sogar einigermaßen gut verstanden.
Wie mochte sich das alles weiterentwickelt haben? Der Sieg über die Dunkelelben war bereits nahe gewesen, als er in das Tor gesogen worden war, es gab also eine sehr begründete Hoffnung, dass es gelungen war, sie zu bezwingen. In diesem Fall hätte es für sein Volk nach vielen Jahren der Stagnation und des wirtschaftlichen Niedergangs gute Aussichten gegeben, zu einstiger Größe und Wohlstand zurückzufinden. Die Dunkelelben waren aus Zarkhadul vertrieben worden, wodurch es möglich sein sollte, die reichen Bodenschätze der einst bedeutendsten Zwergenmine zu fördern, und durch die vielen tausend befreiten Zwerge, die von den Dunkelelben als Sklaven und Schlachtvieh gehalten worden waren, war sein Volk auch zahlenmäßig wieder stark angewachsen.
Ob das Bündnis mit den Elben den Krieg überdauert hatte? Hatte es vielleicht sogar tatsächlich eine Annäherung zwischen ihren Völkern gegeben? Und wie mochte sich das Verhältnis zu den Menschen weiterentwickelt haben?
Diese Fragen beschäftigten Barlok mehr als der um ihn herum tobende Krieg. Er war fremd in dieser Zeit und würde es immer bleiben. Nur die Hoffnung darauf, dass es ihm vielleicht doch irgendwie gelingen würde, nach Elan-Dhor zurückzukehren, verlieh ihm Kraft.
Mit diesen Gedanken glitt er in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Er schlief lange, und als er erwachte, musste er sich erst wieder ins Gedächtnis rufen, wo er war. Wann er war. Verwirrt blickte er Thalinuel an, die sich über sein Lager beugte und ihn an den Schultern rüttelte.
»Komm schon, wach endlich auf.«
»Ist ja schon gut. Was gibt es denn?«
» Dalorian ist mit dem Damm fast fertig. Der breite Durchstich in der Uferböschung allein hat schon gereicht, dass sich ein Großteil des Flusses in das abschüssige Land dahinter ergossen hat. Um auch den Rest umzuleiten, genügt wohl schon ein recht kleines Stauwerk aus ins Wasser gerollten Felsbrocken. Aber er hat umfangreiche Truppenbewegungen am nördlichen Ufer ausgemacht, die ihn beunruhigen.«
Sofort war Barlok hellwach und setzte sich auf. »Ein bevorstehender Angriff?«
»Es
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