Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
»Soll er doch all seine Heerscharen mit sich nehmen, das erspart uns weitere Kämpfe und die Opfer, die sie zweifellos noch kosten würden.«
»Oh ja, natürlich, Hauptsache, für euch ist der Krieg vorbei und ihr habt ihn vertrieben. Dass er mit seiner gesamten Armee über eine andere Welt herfällt und diese in einen Hort der Finsternis verwandeln wird, kümmert euch nicht, wie?«
»Nein, so habe ich es natürlich nicht gemeint, aber … Es fällt mir schwer zu glauben, dass dies wirklich das Ende des Krieges sein soll. Es kommt alles so plötzlich.«
»Wenn der Mahr nicht mehr hier ist, wird der Rest seiner Armee für euch leichte Beute sein. Es ist sein böser Wille, der sie beherrscht und antreibt. Ohne ihn werden sie verwirrt und demoralisiert sein und euch nicht mehr viel Widerstand entgegensetzen können. Aber jeder von ihnen, der mit ihm durch das Tor geht, bildet eine tödliche Gefahr. Khraátam wird seine Niederlage hier nicht vergessen. Wenn es ihm gelingt, jenseits des Tores zu neuer Macht zu erstarken, könnte er sich dessen erinnern und versuchen zurückzukehren. Deshalb liegt es auch in eurem Interesse, dass er nur einen kleinen Teil seiner Armee mitnehmen kann. Seid still jetzt!«
Sie näherten sich einem weiteren Durchgang in der rechten Wand und blieben davor stehen. Schritte waren von dort zu hören, viele Schritte. Nacheinander warfen sie vorsichtig einen Blick um die Ecke. Eine riesige, runde Halle erstreckte sich hinter dem Torbogen, und im Gegensatz zu dem, was sie bislang von Tal’Orin gesehen hatten, war sie keineswegs leer. Wie eine Arena fiel sie in terrassenartigen Ringen zur Mitte hin ab.
In ihrem Zentrum befand sich das Tor.
Barlok hatte erst einmal zuvor ein magisches Tor gesehen, aber es gab keinen Zweifel, worum es sich handelte, obwohl die unablässig wabernde Fläche hier rund ein Dutzend Meter durchmaß und damit wesentlich größer war als das in den Katakomben der Dunkelelben. Ein langer Strom von Craal marschierte von einem der Zugänge der Halle direkt darauf zu. Mehrere der Ungeheuer traten nebeneinander gleichzeitig hinein und verschwanden.
Doch hatte Barlok für sie nur einen flüchtigen Blick übrig, ehe seine Aufmerksamkeit wie magisch von der titanischen geflügelten Kreatur neben dem Tor angezogen wurde. Etwas in ihm schrie bei ihrem bloßen Anblick gepeinigt auf. Eine Aura des absoluten, Gestalt gewordenen Bösen ging von ihr aus, eine finstere Macht, die nichts anderes als Tod, Zerstörung und bedingungslose Unterwerfung kannte.
Dieses Wesen war der Feind, gegen den sie Krieg führten? Schon der Gedanke daran erschien absurd, geradezu blasphemisch. Khraátam war ein Dämon aus den tiefsten Abgründen der Unterwelt, ein Gott des Chaos, gegenüber dem sie alle winziger und unbedeutender als Ameisen waren. Man konnte nicht gegen ihn kämpfen, konnte sich nur vor ihm in den Staub werfen und …
Barlok merkte, dass seine Gedanken sich unter der erdrückenden Ausstrahlung des Bösen zu verwirren begannen. Khraátam mochte eine ungeheure Macht besitzen, aber er war nicht allmächtig, war kein Gott. Und er war zu besiegen, wie er hier selbst erlebte, denn schließlich gab er den Krieg gegen die Elben verloren und floh.
»Bei den Göttern«, hauchte Thalinuel neben ihm. »Ich kenne Khraátam nur noch als eine ferne Legende aus einer längst vergangenen Zeit, aber nun kann ich verstehen, warum sein Schrecken über die Jahrtausende lebendig geblieben ist.«
Barlok zwang sich, den Schattenmahr noch einmal anzusehen, und erst jetzt entdeckte er Harlan, der wie ein kleines, verlorenes Häufchen Elend neben ihm stand. Sein Blick war leer und in weite Ferne gerichtet, er schien nichts von dem mitzubekommen, was um ihn herum vorging.
Aus dem Torbogen, durch den die Craal hereinmarschiert kamen, ertönten Tumult und das Klirren von Waffen. Die Reihen der Ungeheuer gerieten in Unordnung.
»Das sind Lathoriel und die Krieger. Sie greifen die Craal an«, rief Silonia. »Aber gegen diese Übermacht können sie nicht bestehen.«
»Dann solltest du dich beeilen und ihnen helfen«, spottete Puschel. »Der Eingang ist leicht zu halten. Es genügt, wenn sie die Craal für ein paar Minuten aufhalten. Um alles weitere werde ich mich wie üblich kümmern.«
Silonia starrte ihn zornig an, dann ließ sie ihren Blick zu Harlan hinüberwandern und erkannte wohl, dass sie keine Chance hatte, ihren ursprünglichen Auftrag zu erfüllen und ihn zu befreien, solange er direkt neben dem
Weitere Kostenlose Bücher