Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
lange weiter zu folgen, wie es möglich war. Er hatte nicht die leiseste Vorstellung, welche Pläne der Fremde in Udan verfolgte, aber es waren ganz gewiss keine guten. Jemanden, der solch ein Massaker angerichtet hatte, konnte er nicht einfach frei im Land umherziehen lassen, solange noch die geringste Aussicht bestand, seiner habhaft zu werden.
Sie rasteten während der Nacht und setzten die Verfolgung im ersten Licht des neuen Tages fort.
Obwohl Nurk Dago ein erfahrener Fährtenleser war, wurden die Spuren wie befürchtet immer schwerer erkennbar. Anderseits hatte der Reiter bislang schnurgerade eine Richtung gehalten, weshalb es keinen Grund zu der Annahme gab, dass er davon abweichen würde. Gelegentlich erreichten sie weicheres Terrain, wo die Spuren wieder deutlich sichtbar waren, oder sie erkannten an anderen Hinweisen, dass hier erst vor kurzer Zeit jemand entlanggeritten war. Offenbar befanden sie sich tatsächlich noch auf der richtigen Fährte.
Er hatte wenig Hoffnung, den Unbekannten einholen zu können, aber irgendein Ziel musste dieser schließlich haben. Dort hoffte Nurk Dago ihn stellen und seine Pläne, wie immer diese auch aussehen mochten, durchkreuzen zu können. Einen weiteren Tag gab er sich dafür noch Zeit. Danach würde er in der nächstgelegenen Siedlung berichten, was er entdeckt hatte. Sollten sich dann andere um dieses Problem kümmern, er würde nach Palla zurückkehren.
So weit jedoch kam es erst gar nicht. Am frühen Abend entdeckte er in der Ferne eine große Ansammlung von Leuten. Es mussten Hunderte sein, möglicherweise noch mehr. Vielleicht Nomaden, aber wenn, dann ein kompletter und ziemlich großer Stamm. Doch kamen Nomaden selten in dieses wenig fruchtbare Gebiet.
Er zügelte sein Pferd und bedeutete seinen Begleitern mit erhobener Hand, ebenfalls anzuhalten. Er musste mehr über die seltsame Versammlung herausfinden, doch etwas warnte ihn davor, sich ihr offen zu nähern. Etwas Geheimnisvolles ging hier vor, und er bezweifelte, dass es etwas Gutes war. Es konnte kein Zufall sein, dass der unbekannte Reiter den Weg der Menge gekreuzt hatte. Dafür hatte er zu genau auf diesen Punkt zugehalten. Dies war ein geplantes Treffen, und wenn Nurk Dago an das dachte, was der Unbekannte angerichtet hatte, um das blaue Tor zu passieren, versprach dies alles erhebliches Unheil.
Er stieg ab, führte sein Pferd in die Deckung einiger großer Felsen und band es dort fest.
»Ich werde mir das genauer ansehen. Ihr wartet solange hier«, befahl er. Seine beiden Begleiter nickten nur. Sie waren es gewohnt, Befehle ohne Fragen oder Widerworte auszuführen.
Das hügelige Gelände und die zahlreichen am Fuße des Gebirges verstreut liegenden Felsen boten ihm genug Sichtschutz. Geduckt von einer Deckung zur anderen huschend, eilte er auf die seltsame Ansammlung zu.
Die Schatten der Abenddämmerung begannen sich über das Land zu breiten, doch es würde noch mindestens eine halbe Stunde dauern, bis die Nacht hereinbrach. Genug Zeit, um herauszufinden, um wen es sich bei den Gestalten handelte, und wenn er zu dem Schluss gelangte, dass er von ihnen besser nicht gesehen werden wollte, würde die Dunkelheit seinen Rückzug decken.
Dann jedoch entdeckte er etwas, das er zunächst kaum glauben konnte. Während er sich der Menge am Fuße des Berges genähert hatte, war sie offenbar größer geworden!
Nurk Dago stützte sich auf einen Felsen, kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und starrte angespannt hinüber. Einen Moment lang hatte er geglaubt, sie hätte sich einfach nur ein bisschen verteilt, aber dem war nicht so. Sie vergrößerte sich ohne jeden Zweifel, und jetzt konnte er auch erkennen, dass die Neuankömmlinge direkt von den Berghängen herabströmten.
Was er beobachtete, war ein regelrechter Aufmarsch einer kleinen Armee.
Er erinnerte sich der Geschichten von den Ungeheuern, die hoch auf den ewig verschneiten Hängen des Doralin hausen sollten, Legenden, die jeder in Udan kannte. Aber das waren nur Märchen, mit denen man Kinder erschreckte. Selbst wenn einige seltsame Wesen auf den Pässen wohnten, so kamen sie niemals bis ins Tal herab.
Bis jetzt zumindest …
Fassungslos beobachtete er, wie mehr und mehr Gestalten offenbar direkt aus den Bergen herabkamen und das Heer in der Ebene verstärkten. Mittlerweile zählte es nicht nur Hunderte, sondern es musste bereits Tausende dieser Gestalten umfassen.
Und noch etwas fiel Nurk Dago auf. Irgendetwas an den Proportionen
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