Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
sich in ihrer unmittelbaren Nähe aufhalten, vor allem ihren Wachen, macht es sich allmählich bemerkbar.«
»Inwiefern?«, hakte Gelinian nach. Hatten die Worte des Elben bislang recht verheißungsvoll geklungen, so beunruhigte diese Nachricht sie ziemlich.
»Sie … verändern sich in eine Richtung, die mir Angst macht. Sie werden aggressiv, und sie verhalten sich herablassend und herrschsüchtig den Menschen gegenüber, was immer wieder zu Spannungen führt. Viele von ihnen fragen sich gar nicht mehr, warum wir diesen Krieg überhaupt führen. Sie wollen einfach nur noch die Zwerge besiegen und unterwerfen – und die Menschen am liebsten gleich mit dazu. Ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben soll. Man merkt die Veränderung an ganz vielen kleinen Dingen, die für sich allein kaum auffallen würden, aber in ihrer Gesamtheit … Wie ich schon gesagt habe, es macht mir Angst.«
Das waren wirklich beunruhigende Nachrichten. Bestürzt darüber, dass es bereits so weit gekommen war, runzelte Gelinian die Stirn. Es würde schwierig werden, die Krieger für sich zu gewinnen, wenn diese sich bereits in der beschriebenen Form verändert hatten. Noch schlimmer würde es bei den Magiern sein, die der finsteren Magie nicht nur ausgesetzt waren, sondern sie mittlerweile eine Woche lang selbst heraufbeschworen. Die Dunkelheit musste inzwischen von ihnen Besitz ergriffen haben. Gelinian konnte nur hoffen, dass noch kein dauerhafter Schaden angerichtet worden war, sonst würden sie Illurien womöglich sogar dann weiterhin unterstützen, wenn sie wussten, dass sie nicht mehr sie selbst war.
»Ich danke dir für deine Offenheit«, sagte sie. »Ich werde sehen, was ich tun kann. Aber zunächst muss ich mit meiner Mutter sprechen. Sie wird für all das bestimmt eine gute Erklärung haben.«
Sie sah die Enttäuschung in den Augen des Mannes, der offenbar auf weitreichendere Zugeständnisse gehofft hatte, doch im Moment beschäftigten sie ganz andere Probleme.
»Das macht alles noch viel schwieriger«, stellte Serilana fest, nachdem sie sich ein Stück entfernt hatten. »Ich hätte nicht gedacht, dass Illurien so weit gehen würde.«
»Ich schon«, erwiderte Gelinian verbittert. »Zumindest hätte ich es tun müssen. Es liegt natürlich völlig im Interesse der fremden Wesenheit in ihr, wenn die Seelen der Magier und Krieger mit Finsternis erfüllt werden. Ab einem gewissen Punkt werden sie ihr nicht nur gehorchen, sondern ihr sogar bereitwillig folgen. Hätten wir bloß nicht so lange gebraucht, um hierherzukommen!«
»Wie willst du nun vorgehen?«
Gelinian überlegte kurz.
»Ich denke, es ist das Beste, wenn ich zunächst allein mit meiner Mutter spreche. Ihr anderen solltet euch unter die Krieger und Magier mischen. Versucht herauszufinden, wie die Stimmung ist, aber erregt keinerlei Verdacht.«
»Es ist zu gefährlich, wenn du Illurien allein gegenübertrittst«, wandte Serilana ein. »Denk daran, wenn das Wesen in ihr stark genug ist, reicht eine einzige Berührung, damit es auch von dir Besitz ergreift. Nimm wenigstens mich mit. Sie weiß, wie gut wir befreundet sind, das wird keinen Verdacht erregen.«
»Du hast Recht«, gab Gelinian zu. »Die Gefahr wäre wirklich immens. Aber halte dich im Hintergrund, und wenn du siehst, dass sie mich berühren sollte, warne sofort die anderen. Ihr müsst dann sehen, wie ihr auf eigene Faust weiter vorgeht. Nehmt keinerlei Rücksicht auf mich, in einem solchen Fall müsst ihr mich genauso als Feind betrachten wie meine Mutter.«
»Ich hoffe, dass es erst gar nicht dazu kommen wird.«
Gelinian seufzte. »Ich auch. Das kannst du mir glauben, ich auch.«
»Alles ging nur noch bergab, nachdem Chorm vor einigen Tagen unser Lager ohne eine Erklärung verlassen hat«, berichtete Kalmar. »Er war mein wichtigster Berater, ich habe ihm blind vertraut. Aber ohne ihn fühlte ich mich hilflos und habe einfach alles wie vorher weiterlaufen lassen.«
An ihm wirkte nichts mehr königlich; er schien alle Kraft verloren zu haben und war nur noch ein geschlagener alter Mann, wie er in sich zusammengesunken am Tisch in einem der Beratungszimmer des Palastes in Elan-Dhor saß.
Die Zwergenkrieger hatten nicht schlecht gestaunt, als sie bei der Verfolgung der flüchtenden lartronischen Armee auf die Kutsche gestoßen waren und Malcorion mit Kalmar als seinem Gefangenen darin entdeckt hatten. Sie feierten seine Festnahme als ebenso großen Sieg wie die Vertreibung seiner Armee, doch
Weitere Kostenlose Bücher