Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
Tharlia hatte darauf bestanden, ihn nicht wie einen Gefangenen, sondern wie einen diplomatischen Gast zu behandeln, was er als zusätzliche Demütigung zu empfinden schien.
»Nein«, widersprach der Waldläufer. »Das Verhängnis begann bereits, als Ihr den Kyrill-Priester zu Eurem obersten Ratgeber gemacht und auf seine Ratschläge gehört habt. Sie allein haben zu diesem Krieg geführt, nicht irgendwelche angeblichen Intrigen der Zwerge. Sein Ziel war es, diese ganze Region ins Chaos zu stürzen, und zu einem beträchtlichen Teil ist ihm dies auch gelungen.«
»Aber das kann nicht sein«, behauptete Kalmar. »Er war es, der mir geraten hat, mit Radon Frieden zu schließen.« Er hob eine Hand und deutete mit zitternden Fingern auf Tharlia. »Es waren die Zwerge, die unsere beiden Länder in einen Krieg hetzen wollten. Ihr habt die Barbaren entgegen Eurer ständigen Versprechen mit Waffen beliefert und sie zu Übergriffen auf radonischem Gebiet aufgehetzt, bis König Lorian nichts anderes mehr übrig blieb, als für eine Strafaktion mit seinen Truppen den Oronin zu überqueren. Ich habe die Beweise gesehen.«
»Einige Waffen aus Zwergenproduktion, die bei einem toten Barbaren gefunden wurden«, sagte Warlon verächtlich. Nicht nur der Hohe Rat von Elan-Dhor, sondern auch der von Zarkhadul nahm geschlossen an der Besprechung teil. »Ihr selbst seid einer unserer größten Kunden, habt in den vergangenen Jahren fast Eure ganze Armee mit Waffen ausgestattet, die wir gefertigt haben. Könnt Ihr über den Verbleib jeder einzelnen davon Rechenschaft ablegen?«
Noch immer brodelten Zorn und Trauer über die Evakuierung Zarkhaduls in ihm und hatten neue Nahrung erhalten, als er auf dem Weg hierher durch die unterirdischen Stollen an dem schier endlosen Flüchtlingstreck vorbeigefahren war.
Er hatte erwartet, dass die Zwerge ihn mit vorwurfsvollen, anklagenden Blicken bedenken würden, weil er bei der Verteidigung der Mine versagt und ihnen diese Tortur aufgezwungen hatte, doch das war nicht geschehen. Ganz im Gegenteil, immer wieder waren Hochrufe erklungen, wenn man ihn erblickte. Auch die Flüchtlinge wussten, dass er sein Bestes getan hatte und keine Schuld am Fall Zarkhaduls trug. Dass das Zwergenvolk selbst in dieser schweren Stunde zu ihm stand, hatte ihm neue Kraft verliehen.
Und kaum war er mit Ailin und Schürfmeister Mirkol in Elan-Dhor angelangt, hatten sie die Nachricht vom Sieg über die lartronische Armee und die Gefangennahme König Kalmars erhalten.
Der militärische Sieg war nur durch das Eingreifen der Barbaren möglich geworden, die die gefangene Zwergenarmee befreit hatten, doch mehr Unterstützung war von ihnen wohl nicht zu erwarten. Und bei Kalmars Festnahme hatte es sich nur um eine äußerst verwegene, durch viele glückliche Umstände begünstigte Spontanaktion von Malcorion gehandelt.
Davon zu sprechen, dass dies eine grundlegende Wende im Krieg darstellte, wäre verfrüht gewesen. Aber es waren die einzigen positiven Ereignisse seit geraumer Zeit, und vielleicht begannen die Winde des Schicksals nun wieder verstärkt in ihre Richtung zu wehen.
»Und nicht nur Eure Armee kauft Waffen bei uns«, schlug Torgan von der Arbeiterkaste Elan-Dhors in die gleiche Kerbe. »Es kommen Händler aus allen Teilen Lartronias und sogar Karawanen aus den weit entfernten Ländern im Süden und Westen zu uns, die alle möglichen Dinge aus unserer Produktion kaufen, auch Waffen. Ihr selbst fördert diesen Handel, schließlich verdient Ihr gut an den Zöllen, die Ihr von den Händlern erhebt. Wir können keine Verantwortung dafür übernehmen, dass nicht das eine oder andere Stück, das sie bei uns kaufen, in Hände gerät, für die es nicht bestimmt war.«
»Und um Einzelstücke geht es ja nur, nicht etwa um ganze Lieferungen. Einen Dolch, soweit ich weiß«, ergänzte Tharlia. »Angesichts unseres schon seit vielen Jahren währenden Bündnisses hätten wir wohl erwarten können, dass Ihr zunächst mit uns sprecht und uns Gelegenheit gebt, die Vorwürfe auszuräumen, statt ohne Vorwarnung einen Krieg gegen uns zu beginnen. Von dem schäbigen Trick, mit dem Ihr einen Teil unserer Krieger aus Elan-Dhor herausgelockt und gefangen genommen habt, gar nicht erst zu sprechen. Es sollte eine Geste unseres guten Willens sein, sie zu Eurer Unterstützung auszusenden, doch Ihr habt unser Vertrauen heimtückisch missbraucht.«
»Der Plan dazu stammte von Chorm, und es war eine gute Kriegslist, die dazu beitragen
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