Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
sollte, weniger Blut zu vergießen«, verteidigte sich Kalmar. »Keinem Eurer Krieger ist ein Leid widerfahren. Ich habe sogar Anweisung gegeben, sie den Umständen entsprechend so gut wie möglich zu behandeln.«
»Dass Ihr Kriegsgefangene anständig behandelt, ist wohl das Mindeste«, warf Thilus erregt ein. »Ich brauche Euch wohl nicht erst an Eure eigene momentane Lage zu erinnern. Aber das hat nichts damit zu tun, dass Ihr uns ungerechtfertigt einfach mit Krieg überzogen habt!«
»Wir haben doch schon so oft vorher über dieses Thema geredet. Es gab immer wieder Vorwürfe, Ihr würdet die Barbaren beliefern, und Ihr habt es immer wieder abgestritten. Auch diesmal wäre es nicht anders gewesen, Ihr macht es ja jetzt auch. Chorm hatte Recht, als er sagte, dass alle Gespräche wie zuvor wieder ergebnislos geendet hätten. Aber diesmal gab es Beweise, dass die Barbaren Waffen aus Eurer Fertigung besitzen, und ich fühlte mich von Euren gegenteiligen Versprechungen betrogen. Um ein Haar wäre es deswegen zu einem Krieg zwischen Lartronia und Radon gekommen, von dem Ihr zweifellos am meisten profitiert hättet. Streitet nicht ab, dass genau dies Euer Plan war. Aber Chorm hat sowohl mir wie auch General Tajir die Augen geöffnet, und durch unser Bündnis konnten wir Eure Pläne durchkreuzen.«
»Chorm, Chorm, Chorm«, äffte Malcorion ihn nach. »Chorm hat gesagt, Chorm hat getan, Chorm hat mir erklärt … Ihr sagt selbst, dass alles auf ihn zurückgeht. Erkennt Ihr nicht, dass er die Triebfeder hinter allem ist, was in den letzten Wochen geschah? Er hat sich Euer Vertrauen erschlichen und Euch anschließend von vorn bis hinten manipuliert. Und nicht nur Euch.«
»Wie habt Ihr ihn überhaupt kennengelernt?«, wollte Warlon wissen.
König Kalmar atmete tief durch.
»Er kam eines Tages an meinen Hof und bot an, in meine Dienste zu treten«, berichtete er. »Es war ein für ihn äußerst günstiger Moment, denn zu dieser Zeit war ich von meinen bisherigen Sterndeutern und Weissagern nach mehreren völlig falschen Vorhersagen ziemlich enttäuscht. Ich verlangte von ihm eine Kostprobe seines Könnens, und innerhalb von ein oder zwei Tagen trafen alle seine Vorhersagen zu. Auch seine sonstigen Ratschläge erschienen mir allesamt klug und weise, deshalb nahm ich ihn in meinen Dienst.«
»Da ist schon die erste Absonderlichkeit«, stellte Malcorion fest. »Ein Kyrill-Priester bietet niemals jemandem aus freien Stücken seine Dienste an. Sie sind so begehrt, sie erwarten, dass man zu ihnen kommt, um sie anzuwerben.«
»Das habe ich nicht gewusst. Ich hatte zwar schon von ihnen gehört, aber ich war noch nie einem begegnet und kenne mich mit ihnen und ihren Gebräuchen nicht aus. Chorm jedenfalls hat mir von sich aus seine Dienste angeboten, und er hat mir weise Ratschläge erteilt. Anfangs hat er mich in meiner Ansicht bekräftigt, dass ich es nicht einfach tatenlos hinnehmen könnte, wenn die radonische Armee meine Grenzen verletzt, aber er war es auch, der mir später dazu geraten hat, mit den Radonern Frieden zu schließen.«
»Oh ja, kluge Ratschläge, sicher«, spottete Malcorion. »Statt in den einen hat er Euch in einen anderen, noch schlimmeren Krieg gehetzt, wie es zweifellos von Anfang an seine Absicht war. Oder sein Auftrag. Wenn der Kyrill zu Euch gekommen ist, dann stand er mit Sicherheit schon im Dienste eines anderen und sollte Euch genau dazu bringen, was Ihr letztlich auch getan habt.«
»Ein anderer? Aber wer sollte das sein? Wer sollte ein Interesse an so einem schrecklichen Krieg haben?«
»Wenn wir das wüssten, wären wir schon ein gewaltiges Stück weiter«, ergriff Warlon wieder das Wort. »Wir vermuten, dass es ihm um das magische Tor unter Elan-Dhor geht. Unser Volk bewacht den Zugang dorthin und ist ihm deshalb im Weg.«
»Das Tor? Aber …«
»Bei den Elben gilt es als schlimmes Verbrechen, ein Tor zu öffnen«, erklärte Königin Tharlia. »Man beschwört große Gefahren damit herauf, da man nicht weiß, was einen am anderen Ende erwartet, aber wenn jemand keine Skrupel kennt und entschlossen genug ist, kann er auch große Macht erlangen. Das haben wir bei den Thir-Ailith erlebt. Ohne das Tor hätten sie in den tiefen Katakomben vermutlich nicht überlebt und wären niemals wieder so ungeheuer mächtig geworden.«
»Bislang dachten wir, die Elben wären die Einzigen, die überhaupt dazu in der Lage wären, ein Tor zu öffnen«, fügte Thilus hinzu. »Aber anscheinend haben wir uns
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