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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Möbelstück, und jemand schimpfte und lachte gleich darauf.
    Glautas öffnete mit einem tiefen Atemzug die Augen und sah die beiden starr an. »Das alles ist wirklich seltsam und ein wenig beunruhigend«, begann er. »Ich werde der Sache nachgehen, und ich werde auch Zinaavija dazu befragen. Aber ich will euch gleich sagen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass das, was die Gardistin belauscht hat, irgendetwas zu bedeuten hat. Man kann das alles so oder so oder auch ganz anders deuten.« Er hob die Hand, um Iviidis zu unterbrechen, die etwas sagen wollte. »Du brauchst mich nicht zu ermahnen, Kind. Ich weiß selbst, dass es keinen Sinn hätte, den Kopf in den Sand zu stecken, wenn wirklich eine Verschwörung im Gange wäre.«
    Er schwieg und rieb sich über das Kinn. Einen Moment lang sah er erschöpft und alt aus.
    Dann straffte sich seine Haltung wieder, und das gewohnte gebieterische Funkeln belebte seinen Blick. »Ihr müsst mir nun versprechen, dass ihr vor jedermann über diese Sache schweigt«, forderte er. »Falls wirklich Kräfte am Werk sind, die unserer Gemeinschaft schaden wollen, dürfen wir sie auf keinen Fall darauf aufmerksam machen, dass wir etwas darüber wissen.« Er sah Iviidis an, die nachdrücklich nickte.
    »Schwiegersohn?«, fragte Glautas. Olkodan zuckte leicht zusammen und nickte dann ebenfalls.
    Glautas erhob sich, und Olkodan sprang eilig auf. Iviidis dagegen blieb, wo sie war, und sah ihren Vater neugierig an. »Was wirst du unternehmen?«, fragte sie.
    Er sah sie überrascht und ein wenig unwillig an. »Ich werde die Gardistin befragen«, sagte er dann. »Und ich werde meinerseits Nachforschungen anstellen, was vor sich geht. Die Entwicklungen im Rat machen mir ebenfalls Sorgen, und ich weiß nicht, ob auch da Zusammenhänge bestehen. Ich muss mich mit einigen Leuten treffen und mit ihnen reden.« Er verstummte und dachte nach. Dann deutete er auf die Tür. »Bitte geht jetzt und lasst mich allein. Ich habe heute noch eine Menge zu erledigen, und der Tag ist schon weit fortgeschritten.«
    Er sah Iviidis’ unzufriedene Miene, und sein Gesicht wurde ein wenig freundlicher. »Danke, mein Kind. Ich werde dich unterrichten, wenn ich etwas herausgefunden habe. Und sorge dich nicht – so leicht lasse ich mich nicht übertölpeln. Wenn jemand wirklich einen Staatsstreich plant, muss er zuerst einmal an mir vorbei!«

21
    D er Dunkle las den Brief, den ein Bote ihm überbracht hatte. Dann reichte er ihn schweigend dem größeren seiner beiden Begleiter.
    Der überflog den Brief und zog die Brauen empor. »Sie fängt an, lästig zu werden«, sagte er.
    Der Erste zuckte mit den Achseln. »Unwichtig«, sagte er.
    Der Größere warf den Brief auf den mit Papieren übersäten Tisch und sah seinen Anführer fragend an. »Was machen wir mit ihr?«, fragte er.
    Der Erste sah aus dem Fenster. Die Kate, in der sie ihr Quartier aufgeschlagen hatten, lag in einem einsamen Winkel des riesigen Waldgebietes. Hierher verirrte sich niemand – dafür sorgten allein schon die täuschenden Zauber, die rundum gewoben waren.
    »Wir sollen sie im Zuge unserer nächsten Aktion auch gleich aus dem Weg schaffen«, sagte er. »Ich würde sie ja einfach nicht weiter beachten, aber sie macht unsere Geschäftspartner unruhig, und das ist unserer Sache zum jetzigen Zeitpunkt schädlich.« Er sah den Kleineren an. »Du weißt, was du zu tun hast.«
    Der Mann verneigte sich schweigend und verließ den Raum.
    Die beiden anderen beugten sich wieder über die auf dem Tisch ausgebreiteten Papiere und Karten und fuhren in der unterbrochenen Besprechung fort, während sich schneller Hufschlag von der Kate entfernte.

    Iviidis und Olkodan schritten Arm in Arm den schattigen Pfad entlang. Sprenkel von Sonnenlicht leuchteten auf dem weichen Moos, und das Laub über ihren Köpfen schimmerte goldgrün, dunkelrot und bernsteinfarben wie ein buntes Glasfenster. Sie löste sich von ihm und tanzte ein paar Schritte voraus.
    »Komm, Liebster. Ich bin so gespannt, ob Alvydas dich heute empfangen kann!«
    Sie waren beide etwas außer Atem, als sie den riesigen Baum erreichten. Das letzte Stück war Iviidis schnell gelaufen und hatte dabei lachend »Fang mich!« gerufen. Olkodan war zu spät in einen schnelleren Schritt gefallen und brauchte bis zum Fuß der Rotesche, um seine Frau einzuholen. Dort packte er sie bei den Hüften und hob sie hoch. »Hab dich«, schnaufte er.
    Sie kitzelte seine Arme. »Du bist aber schlecht in Form«, neckte sie

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