Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Sklavenjäger sie schon gepackt und hielt sie eisern umklammert. Sie kämpfte sich halb aus seinem Würgegriff und packte ihn an seinem Gürtel. Es gelang ihr, sein Messer zu ziehen, und sie jagte es in seinen Oberschenkel. Als er sie losließ, fiel sie gegen den Skrall, dessen aufgeregt peitschender Schwanz sie hart im Nacken traf. Noch im Fallen kämpfte sie darum, bei Bewusstsein zu bleiben, doch sie spürte nicht mehr, wie sie auftraf.
    Kopf und Nacken schmerzten höllisch, als sie wieder zu sich kam. Ihr war übel, und der Umstand, dass sie quer über einem schaukelnden Skrallrücken hing, verbesserte ihre Lage nicht. Der Skrall lief in einem schnellen Tempo, seine kräftigen Klauen wirbelten den Sand auf, und sie spürte, wie die Muskeln des Tiers unter ihr arbeiteten.
    Sie wandte den Kopf und starrte direkt auf ein Bein. Der Reiter des Skralls hatte sie vor seinem Sattel über den Hals des Tieres gelegt. Neben und etwas hinter sich sah sie ein zweites Tier laufen, und sie konnte die Geräusche von mindestens drei weiteren rennenden Skralls ausmachen.
    Rutaaura biss sich auf die Lippe, wütend über ihr Versagen. Wenn die Jamalli weiter auf der Karawanenroute nach Norden geritten waren, mussten sie bei diesem scharfen Tempo jeden Moment Lluigolf und die Kinder eingeholt haben. Sie war nicht lange bewusstlos gewesen, das sagte ihr ihr Gefühl, aber es hatte sicher einige Zeit gedauert, bis die verletzten Sklavenjäger versorgt und die Jamalli wieder in den Sätteln gewesen waren.
    Erneut drehte sie den Kopf und versuchte, am Hals des Skralls vorbei nach vorne zu blicken. Dort war eine kleine Staubwolke, das mussten Lluigolf und der Gras’dau sein.
    Rutaaura bewegte sich vorsichtig. Zu ihrem Erstaunen war sie nicht gefesselt. Sie legte ihre Hände auf den Hals des Skralls und richtete sich auf. Ihr Reiter zügelte das Tier zu einem gemäßigteren Tempo, wich geschmeidig ihrem Faustschlag aus und sagte mit samtiger Stimme: »Hallo, kleine Schwester. Entschuldige den unwürdigen Transport, aber wir hatten es eilig.«
    Helle Augen lächelten sie aus einem Gesicht an, das tief im Schatten einer Kapuze verborgen lag. Rutaaura starrte ihn verblüfft an, aber plötzlich griff der Schwindel nach ihr, und sie wurde erneut für einige Atemzüge ohnmächtig.
    Als sie das nächste Mal erwachte, lag sie im Sand. Die Skralls standen still, stampften nur hin und wieder unruhig mit den Beinen und zischten leise. Ein starker, stetiger Wind blies ihr Sand ins Gesicht.
    Über dem lauten Sausen des Windes hörte sie Stimmen. »Wir haben beide«, rief jemand.
    »Die Kinder?«, fragte eine hellere Stimme, und eine dritte antwortete: »Hier bei mir. Sie sind wohlauf!«
    Ihre Benommenheit wich einem plötzlichen Schrecken. Sie hatten Lluigolf und Izayan erwischt! Mit einem Stöhnlaut zwang sie sich auf die Füße und lief auf die Gruppe von Menschen hinter den Skralls zu. Ihre dünnen Kleider flatterten heftig im auffrischenden Wind.
    »Lluis!«, rief sie. Die Fremden drehten sich um und sahen sie erstaunt an.
    »Sachte, kleine Schwester«, sagte der Mann, der sie vorhin schon angesprochen hatte. Er packte sie beim Arm und hinderte sie daran, hinzufallen. »Du hast dir böse den Kopf angeschlagen. Langsam!« Er hielt sie fest. »Wenn du dich um die Kinder sorgst – wir haben sie.«
    Sie schüttelte die Benommenheit ab. »Nicht die Kinder«, sagte sie. »Die Männer.« Sosehr sie sich auch bemühte – ihr Kopf sank herab, und der Mann ließ sie behutsam auf den Boden gleiten, ohne sie loszulassen.
    Kurze Zeit herrschte Schweigen. Dann kamen Schritte auf sie zu. Sie öffnete die Augen, aber ihr Blick verschwamm immer wieder. Eine Gestalt kniete vor ihr nieder und zwei sanfte Hände berührten ihr Gesicht. »Was ist mit den Männern?«, fragte die helle Stimme, die sie vorhin gehört hatte. Sie gehörte einer Frau, ebenso wie die weichen Hände. Die Berührung sandte ein linderndes Gefühl in ihren schmerzenden Kopf.
    »Meine Freunde«, sagte sie mühsam. »… die Kinder befreit … Jamalli …«
    Sie hörte, wie die Fremden miteinander redeten, aber sie war nicht mehr in der Lage, ihnen zu folgen. Schließlich gab sie den Kampf auf und sank zurück in dunkle Bewusstlosigkeit.

23
    D ie Sterne des Götterhammers glitzerten bläulich und kalt in der frostklaren Luft. In seinem Bart hatten sich winzige Kristalle von seinem Atem gesammelt. Trurre hauchte fröstelnd in die Hände und schob sie in die Achselhöhlen. Die Umläufe, die er

Weitere Kostenlose Bücher