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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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im Tiefland verbracht hatte, hatten ihn anscheinend der Kälte entwöhnt, die hier in den Bergen herrschte.
    Hinter ihm knarrte eine Tür, und ein Lichtstreifen fiel auf den bereiften Hof. »Gehen wir«, hörte er Snorrgalds Bass sagen. Eine schwere Hand legte sich kurz auf seine Schulter, dann ging der alte Soldat hinkend vor ihm her über den Hof. Trurre griff nach seinem Stab, der neben ihm an der Wand gelehnt hatte, und folgte dem anderen Zwerg.
    »Willst du das Ding nicht lieber hierlassen?«, fragte Snorrgald, ohne sich umzudrehen.
    Trurre holte zu ihm auf und schritt neben ihm her. Sie passierten den Osteingang und tauchten in die Eingeweide der Burg.
    »Ich bin nicht so verrückt und gehe unbewaffnet zu diesem Treffen«, erwiderte er.
    Snorrgald lachte auf und klopfte gegen die Axt an seinem Gürtel. »Ganz deiner Meinung«, sagte er.
    Sie stiegen endlose Treppen hinab, liefen durch steil absteigende Gänge mit grob behauenen Wänden und kletterten schließlich noch eine lange, knarrende Leiter mit etlichen fehlenden Sprossen hinunter, ehe sie endlich am Ziel waren.
    Weit vor ihnen blakte trüber Lichtschein, und er vernahm das Brummen tiefer Stimmen.
    »Dort entlang«, sagte er.
    Snorrgald ächzte. »Das sind Verschwörer nach meinem Herzen. Warum sie nicht einen Treffpunkt gewählt haben, für den wir noch ein paar überflutete Stollen hätten durchschwimmen müssen, ist mir allerdings schleierhaft.«
    Trurre grinste und schob ihn voran. Snorrgald schimpfte noch eine Weile, aber als sie sich dem Eingang der Kaverne näherten, aus der das Licht und laute Stimmen kamen, verstummte er und sah sich neugierig um.
    Der Raum war groß genug, dass im Licht der Fackeln seine Decke und die hinteren Wände nicht zu erkennen waren. Ihr Eintreten blieb zunächst unbemerkt, weil in der Mitte des Raumes ein Kampf im Gange war. Soweit Trurre es erkennen konnte, waren zwei Zwerge dabei, sich zu prügeln, während die anderen – fünfzehn oder zwanzig – um sie herumstanden und sie lautstark anfeuerten. Die Höhle hallte wider von ihrem Geschrei, und Trurre drehte sich mit einer Grimasse zu Snorrgald um. Der hob die Hände. »So sind sie eben«, schien er zu sagen.
    Trurre sah sich um. Rechts von ihnen stand ein improvisierter Tisch – eine Holzplatte auf ein paar Felsen –, und Kisten und eine lange Bank dienten als Sitzplätze. Auf einem Stein balancierte ein Fass, und daneben standen Krüge auf dem Felsboden. Trurre deutete auf das Fass. Sein Begleiter zwinkerte ihm zu und hob seinen Daumen.
    Sie setzten sich auf die Bank, jeder einen Krug mit schäumendem Bier neben sich auf dem Tisch, und sahen dem Kampf zu, soweit sie ihn zwischen den Rücken und durch die Beine der anderen Zwerge hindurch verfolgen konnten. Es schien sich kein Gewinner abzuzeichnen, denn die Anfeuerungsrufe galten nach wie vor gleichzeitig beiden Kämpfern.
    »Ho, Agnar, reiß ihn am Bart«, dröhnte ein heiserer Bariton.
    »Terje, geh ran! Du hast ihn bei den Eiern!«, brüllte ein anderer.
    »Zwei Gold-Dan auf Agnar Feuerbart«, grölte ein Zwerg.
    »Drei auf Terje Schiefmaul«, riefen zwei andere im Chor. »Terje, beiß ihn in die Nase! Er weint gleich!«
    »Agnar, Agnar, hau ihn um!«
    »Nimm doch die Faust, du Jammerlappen!«
    »He, den Tritt hat er gespürt!«
    »Terje, mach ihn platt!«
    »Au, das hat wehgetan …«
    Gelächter, Geschrei, grobe Worte, und über allem roch es nach verschüttetem Bier, in dem die beiden Raufbolde sich über den Boden wälzten.
    Trurre und Snorrgald tranken friedlich ihren Humpen leer, während der Kampf seinem Ende zuging. Beide Kontrahenten waren gleich angeschlagen, sie standen wieder auf den Beinen, genauer: lagen sich in den Armen, suchten gegenseitig aneinander Halt, und ihre Schläge kamen nur noch müde und brachten mehr den zum Wanken, der ihn austeilte, als den, der ihn in Empfang nahm. Irgendwann lösten sie sich voneinander, grinsten sich unschlüssig an, wischten sich das Blut aus dem Gesicht und sahen sich nach ihren Bierhumpen um, die umgestoßen auf dem Boden lagen.
    Die Zuschauergruppe zerstreute sich unter Gelächter und wüsten Worten und wandte sich wieder dem Tisch und dem Bierfass zu. Jetzt erst entdeckte einer von ihnen Trurre und seinen Freund und stieß den Zwerg neben sich an. »Sieh mal an – der Hexenmeister traut sich her!«
    Die anderen hörten seine Worte und verstummten. Die beiden Gegner von eben standen Schulter an Schulter da und gafften, ihre Gefolgsleute hörten auf,

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