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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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hoch im Sattel aufgerichtet und rief etwas nach hinten, das Rutaaura nicht verstand.
    Hinter Rutaaura setzte sich Sonnenlied auf. »Sind wir schon beim ersten Posten?«, fragte sie erstaunt. »Habe ich so lange geschlafen?«
    »Nein, es ist wohl eine Patrouille«, gab Wolkensucher zurück. Er beschattete die Augen mit der Hand und suchte die Felsen ab, die rechts und links aufragten. Sie ritten inzwischen durch eine immer enger werdende Schlucht, deren Wände steil emporragten und nur noch einen schmalen Ausschnitt des Himmels freigaben. Es war kühl im tiefen Schatten, und Rutaaura fröstelte.
    »Da sind sie«, sagte Wolkensucher und deutete nach vorne. Rutaaura folgte seinem Finger und sah drei Reiter herankommen. Auf Sturmtänzers Höhe hielten sie an, und einer von ihnen sprach mit ihm. Die Gruppe schloss jetzt langsam zu ihnen auf, und als Rutaaura und Sonnenlied als Letzte dort eintrafen, ritten Sturmtänzer und einer der Neuankömmlinge schon weiter, während die beiden anderen Dunklen ihre Skralls eng an den Wegrand lenkten und abwarteten, bis alle an ihnen vorbeigezogen waren.
    Rutaaura fühlte die Blicke der beiden Elben auf sich ruhen, als sie sie passierte. Einer nickte ihr kurz zu, der andere, ein hagerer Mann mit knochenweißem Haar, das ihm offen über die Schultern fiel, starrte sie nur reglos an. Der Blick seiner eisgrünen Augen jagte ihr einen Schauer über den Rücken, so starr und ausdruckslos wirkte er.
    Der erste schloss sich ihnen an, und als sie einen schnellen Blick über die Schulter nach hinten warf, sah sie den anderen – den Unheimlichen – im schnellen Trab nach Norden davonreiten, hinaus aus der Schlucht.
    »Wer war das?«, fragte sie flüsternd.
    Sonnenlied spuckte aus, eine ungewohnte Geste der freundlichen Elbin. »Eisgefährte«, sagte sie. »Keiner meiner Freunde.« Mehr Worte waren von ihr nicht zu erwarten, und Rutaaura begnügte sich damit.
    Zwei Raben zogen über die Schlucht und kreisten kurz über ihren Köpfen, ehe auch sie nach Norden weiterflogen. Sie ritten schweigend und im Gänsemarsch weiter in die Schlucht hinein. Die Wände rückten immer näher, bis Rutaaura sie mit ausgestreckten Händen hätte berühren können. Die Felsen strahlten beißende Kälte aus, und es war dämmrig, als würde die Nacht hereinbrechen.
    Rutaaura reckte sich und versuchte, über die Voranreitenden hinweg zu blicken. Sie glaubte dort einen Schimmer helleren Lichtes erhaschen zu können, der möglicherweise den Ausgang aus der Schlucht bedeutete.
    Und tatsächlich, wenige Längen weiter verbreiterte der Weg sich langsam wieder und öffnete sich schließlich zu einem atemberaubenden Anblick.
    »Ah«, machte Rutaaura unwillkürlich, als sie das Plateau erreichte. Von hier aus blickte man in einen weiten Talkessel hinunter, der rundum von hohen Kraterwänden umschlossen war.
    »Zuhause«, rief Sonnenlied aus. »Kleine Schwester, das heiße Bad ist in Reichweite!«
    Das Tal war dicht begrünt, und Rutaaura konnte von oben keinerlei Gebäude oder andere Schöpfungen von Elbenhand ausmachen. Alles wirkte unbelebt, unbewohnt. Über dem Tal kreiste ein riesiger Schwarm großer, dunkler Vögel, den gezackten Silhouetten ihrer Flügel nach waren es Raben und kleinere Vögel, wahrscheinlich Krähen.
    Die Skralls setzten sich wieder in Bewegung.
    »Lass mich nach vorne«, sagte Sonnenlied und klopfte ihr auf die Schulter. »Der Weg ist schwierig, wenn man ihn das erste Mal reitet.«
    Rutaaura wechselte nicht ungern auf den hinteren Sattel, so hatte sie mehr Muße, die Umgebung zu betrachten. Sie hielt sich am Sattelhorn fest und blickte sich um, während Sonnenlied den Skrall den anderen hinterher lenkte.
    Daja setzte ihre klauenbewehrten Füße achtsam auf den schmalen Pfad, der sich eng an den Fels schmiegte. Gleich daneben fiel die Wand steil ab; wer hier abstürzte, dessen Fall wurde von nichts aufgehalten, bis er auf der Talsohle aufschlug.
    Der Pfad zog sich in einer langsamen Abwärtsbewegung an der Wand des Kessels entlang, sodass der Anblick des Tals sich mit jeder Länge ein wenig veränderte. Das Gebiet mit der dichtesten Bewaldung lag hinter ihnen, nun blickten sie auf eine weite Lichtung, die von einem mäandernden Flüsschen durchzogen war. Selbst hier oben roch die Luft nach dem kräftigen Aroma der Zirbelkiefern, die unten im Tal wuchsen. Immer noch war nichts davon zu sehen, dass irgendwo dort unten Elben leben sollten. Sie hatten den weiten Kessel beinahe zu drei Vierteln umrundet,

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