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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Verhör oder auch nur einer Befragung unterzogen wird. Aber er hat uns alles mitgeteilt, was er wusste, sei versichert.«
    Broneete nickte ergeben. Glautas rieb sich schon wieder über die Nase. »Was wollte ich … ah, ja. Wie schätzt du die Lage ein? Wirst du gerade irgendwo dringend benötigt? Ich will zur Hohen Halle hinübergehen, einige Ratsmitglieder haben um eine Unterredung gebeten – und ich habe das Gefühl, es wäre besser, wenn ich dich heute an meiner Seite habe.« Er lächelte schmal.
    Broneete sah ihn fragend an. »Du meinst – es ist heute so weit?«
    Er nickte missvergnügt. »Vielleicht sehe ich zu schwarz, aber die letzten Maßnahmen habe ich nicht mit der Zustimmung des gesamten Rates getroffen. Ehrlich gesagt, ich habe den Rat erst hinterher in Kenntnis gesetzt.« Er wischte mit einer ärgerlichen Handbewegung einige Papierknäuel vom Tisch, die über den Boden hüpften und unter einem Schrank verschwanden. »Wenn ich in einer solchen Lage immer erst die Einwilligung der Ratsmitglieder einholen will, wächst uns die Lage über den Kopf«, sagte er. »Ich muss schnell handeln können, um das Schlimmste zu verhindern. Du weißt ja, was da draußen los ist!«
    Broneete nickte bestätigend. Mehrere Ratsmitglieder und einige Goldene Elben, Angehörige geringerer Adelshäuser, waren ermordet aufgefunden worden. Es gab keine Hinweise darauf, wer der oder die Täter waren, und es gab keinen erkennbaren Grund, warum diese Elben hatten sterben müssen. Glautas’ Sondierer waren pausenlos im Einsatz, aber bisher hatte keiner von ihnen einen Hinweis oder eine Spur gefunden. Die erste brauchbare Fährte war dieser mysteriöse Zwerg, der im Hain aufgetaucht war und einen Elben angegriffen hatte. Wahrscheinlich war er nicht alleine – welcher Zwerg würde sich ohne Begleitung ins Zentrum des Elbenlandes wagen?
    Broneete bemerkte, dass Glautas auf eine Antwort wartete. »Ich bin bereit«, sagte sie. »Ganz, wie du es für diesen Fall angeordnet hast, yun-Ttai . Aber willst du nicht doch noch ein oder zwei meiner Leute zusätzlich mitnehmen?«
    Glautas winkte ab. »Es dürfte für den Anfang genügen, wenn du neben mir stehst und grimmig aussiehst«, sagte er mit galligem Humor. Er erhob sich und griff nach seiner Jacke, die über der Stuhllehne hing.
    Broneete sprang auf und half ihm, in die Ärmel zu kommen. Anscheinend beabsichtigte der Oberste Tenttai nicht, sich für diesen Besuch in der Hohen Halle in seine offiziellen Gewänder zu kleiden. Er richtete noch seinen Kragen, als an der Tür ein Händeklatschen ertönte.
    »Ja, bitte!«, rief Glautas ungeduldig. »Ich habe keine Zeit, ich muss zu einer Sitzung des Rates«, fuhr er gleich darauf fort und ging an der eintretenden Zinaavija vorbei. »Was gibt es so Wichtiges?«
    Sie hob die Brauen. »Entschuldige, dass ich dich störe. Aber du hast mich gebeten, dir Bescheid zu geben, weil du jemanden erwartest. Er ist soeben eingetroffen.«
    Glautas erstaunte Broneete damit, dass er fluchte. Sie sah, dass Zinaavija pikiert die Lippen spitzte.
    »Also gut«, fauchte Glautas. »Ich komme. Wo ist er?«
    »Er wartet im Kleinen Besuchszimmer.«
    Glautas deutete auf Broneete. »Geh schon vor, such nach Nekiritan und richte ihm aus, dass ich mich verspäte. Er soll sich etwas einfallen lassen, womit er die Ratsmitglieder bei Laune hält.« Er stürmte aus der Tür, und Broneete hörte ihn noch murmeln: »Der kann sich ruhig auch mal nützlich machen!«
    In dem Augenblick, als Glautas durch die Tür des Kleinen Besuchszimmers ging, bog Iviidis in den Gang zu seinem Arbeitszimmer ein. Sie sah gerade noch, wie er durch den Vorhang ging und ein Schutzzauber davor aufglomm. Kurzentschlossen näherte sie sich der Tür und klatschte in die Hände.
    »Ich möchte nicht gestört werden«, erscholl die gereizte Antwort.
    Iviidis stieß die Luft durch die Nase und hob die Hand, um den Vorhang beiseite zu schieben. Es war eine unwillkürliche Geste, denn sie hatte eigentlich nicht die Fähigkeiten, den Schutzzauber ihres Vaters zu brechen. Aber der Vorhang ließ sich bewegen, und sie trat ungehindert hindurch.
    Glautas fuhr herum. »Wie kannst du es wagen …«, begann er, dann erkannte er seine Tochter. Iviidis sah ihn nicht an, denn ihr Blick war beim Eintreten auf den Elben gefallen, der Glautas gegenüberstand. Sie starrte ihn an, und er gab den Blick mit einem amüsierten Funkeln seiner dunkelgrünen Augen zurück.
    »Deine vermisste Tochter, nehme ich an?«, fragte er

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