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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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meldete sich Glautas zu Wort und klopfte auf den Tisch. »Bitte, etwas mehr Haltung! Ich darf daran erinnern, dass der Rat selbst diese Ausgangssperre beschlossen hat …« Er wurde niedergebrüllt. Obwohl er versuchte, sich mit einigen heftigen Faustschlägen auf den Tisch Gehör zu verschaffen, war der Tumult zu groß. Die Anhänger der beiden Fraktionen standen sich gegenüber, schwangen die Fäuste und schrien sich an.
    Glautas wandte sich zu Broneete um, die mit besorgter Miene hinter ihm stand. Er sagte etwas zu ihr, sie nickte und eilte hinaus. Während sie an Iviidis vorbeirannte, zischte sie: »Verschwinde besser. Das wird übel!«
    Iviidis verließ den Platz an der Tür und huschte in eine der kleinen Gesprächsnischen an der Längswand. Niemand schenkte ihr Beachtung.
    Glautas und Nekiritan standen inzwischen Seite an Seite und bemühten sich, Ruhe in den Saal zu bringen. Iviidis konnte hin und wieder die Stimme ihres Vaters aus dem Geschrei heraushören. »… Maßnahmen erscheinen vielleicht hart«, hörte sie ihn sagen, »… sobald die Täter gefasst sind … sich neue Hinweise ergeben … nur noch eine Frage der Zeit, bis …«
    Sie hörte, wie von draußen Schritte erklangen und eine Stimme Befehle rief. Beinahe im gleichen Augenblick stürmten Gardisten in den Saal und gingen rundum an den Wänden in Stellung. Die gerade noch durcheinander schreienden Ratsmitglieder verstummten und sahen sich um. Glautas nutzte den Schreckmoment, um sich Gehör zu verschaffen: »Bitte, seid vernünftig. Es wird niemandem etwas geschehen. Ich will nur, dass wieder Ordnung und Ruhe herrschen.«
    Er nickte Broneete zu, die blass und ernst an seine Seite trat, die Hand am Griff ihres kurzen Schwertes. »Meine Gardisten werden euch jetzt nach Hause begleiten. Ich bitte euch, in euren Häusern zu bleiben, bis die Lage wieder vollständig unter Kontrolle ist.«
    Ein Sturm der Entrüstung brach los. Iviidis hörte, wie ein Ratsherr mit sich überschlagender Stimme brüllte: »Bedeutet das etwa Hausarrest?«
    Glautas gab Broneete ein Zeichen, und sie winkte die Gardisten zum Einsatz. Innerhalb weniger Augenblicke war jedes Ratsmitglied von einem Gardisten flankiert, manche sogar von zweien.
    Nekiritan, an dessen Seite mit ausdrucksloser Miene ein baumlanger Soldat stand, meldete sich zu Wort: »Liebe Freunde«, rief er. »Seht her, auch ich beuge mich der Notwendigkeit. Ich bin einer der Leidtragenden dieser Vorfälle und weiß, dass die Maßnahmen nur zu unser aller Schutz gedacht sind. Wir wollen nicht noch mehr Freunde an die Meuchler verlieren!«
    Stimmen protestierten, aber sie verstummten, als die ersten Ratsmitglieder mit sanfter Gewalt zum Ausgang eskortiert wurden. Noch einmal ließ sich Glautas vernehmen: »Ich erkläre den Rat vorerst für aufgelöst. Die Garde übernimmt ab jetzt die Aufrechterhaltung der Ordnung.«
    Der Saal leerte sich nun schnell. Iviidis drückte sich in ihre Nische und beobachtete, wie der entmachtete Rat aus dem Raum geführt wurde. Schließlich blieb Glautas allein zurück. Er ließ sich in einen Stuhl sinken und trocknete mit einem Tüchlein sein Gesicht.
    »Komm heraus«, sagte er müde. »Du wolltest ja unbedingt dabei sein.«
    Iviidis setzte sich neben ihn und betrachtete den leeren Saal. Nur einige umgefallene Stühle zeugten von den Turbulenzen der letzten Minuten. »Du steckst also hinter all dem«, sagte sie erschüttert. »Was hast du vor?«
    Glautas lehnte sich zurück und faltete die Hände vor dem Mund. Er tippte leicht mit den Zeigefingern gegen seine Lippen. »Nichts anderes als das, was ich eben gesagt habe«, murmelte er nach einer Weile. »Ich will dafür sorgen, dass Ruhe und Ordnung einkehren.«
    Iviidis sah ihn ungläubig an. »Aber – du hast doch selbst erst dafür gesorgt, dass hier alles drunter und drüber geht!« Erneut stritt Glautas ihre Anschuldigung nicht ab, und das erschreckte sie beinahe noch mehr als die Vorkommnisse dieses Tages.
    »Irgendjemand musste die Angelegenheit endlich in die Hände nehmen«, erwiderte er. »Es konnte doch nicht so weitergehen. Wir sind nur noch ein Schatten unserer selbst. Die Zwerge lauern nur darauf, uns erneut anzugreifen, weil sie wissen, dass wir schwach sind. Schwach!«
    Er erhob sich und fing an, auf und ab zu gehen. Seine Hand schlug erregt gegen seinen Schenkel. Iviidis sah ihn sprachlos an.
    »Der Thron steht schon viel zu lange leer«, fuhr Glautas fort. »Komm mit!« Er deutete auf eine kleine Tür, die dem

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