Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Glautas.
    Iviidis verschränkte die Arme. »Bist du einer von denen, die mich festgehalten haben? Ich kenne dein Gesicht nicht.«
    Er lächelte. »Ich bin hier, um mich deswegen bei deinem Vater zu entschuldigen. Meine Leute waren etwas übereifrig.«
    Glautas hatte sich von seiner Überraschung erholt und hob die Hand. »Bitte!«, sagte er zu dem Dunklen. Er ging auf Iviidis zu und nahm sie bei den Schultern, um sie prüfend und sichtlich bewegt zu mustern. »Geht es dir gut?«, fragte er.
    Sie nickte ungeduldig. »Ich denke, wir müssen miteinander reden, Vater!«
    Er rieb sich über die Augen, und in seiner Wange begann wieder der Muskel zu zucken. »Du hast recht«, sagte er müde. »Aber nicht jetzt. Ich werde in der Hohen Halle erwartet – wenn man mich nicht aufgehalten hätte, wäre ich längst fort.«
    »Ein paar Worte werden wir wohl noch wechseln können«, sagte Iviidis scharf. »Ich bin immerhin von diesen Leuten entführt und festgehalten worden«, sie wies mit einer Kopfbewegung auf den Dunklen, der abwehrend die Hand hob. »Und jetzt finde ich einen von ihnen hier mit dir im Gespräch. Also, was ist hier eigentlich los?«
    »Du warst in einem erbärmlichen Zustand«, murmelte Glautas. »Wie ist es dir gelungen …« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe versucht, sie dazu zu bewegen, dich freizulassen«, erklärte er. »Glaube nicht, dass ich dich aufgegeben hätte. Ich wollte Broneete mit ein paar ihrer Gardisten aussenden, um dich zu befreien …« Er vermied es, den Dunklen anzusehen, der sich lässig gegen den Tisch in der Mitte des Zimmers lehnte.
    Iviidis musterte den Unbekannten. »Und?«, fragte sie. »Was hattet ihr vor mit mir?«
    Er hob die Schultern. »Nichts weiter. Wir mussten deinen Vater ein wenig anspornen, das ist alles. Du wärst unbeschadet wieder zurück nach Hause gekommen, wenn das hier erst einmal vorbei ist.«
    Glautas hatte sich auf einen Stuhl sinken lassen. Er erwiderte Iviidis’ Blick mit einem zornigen Funkeln. »Du hast keine Ahnung, worum es geht«, sagte er mühsam beherrscht. »Ich war sehr wütend über deine Entführung, aber ich wusste, dass du keinen Moment in Gefahr bist, solange ich mich nur richtig verhalte. Glaube mir, ich hätte nicht zugelassen, dass dir ein Haar gekrümmt wird.«
    Iviidis nickte ungeduldig. »Das ist jetzt alles nebensächlich. Was geht hier vor? Was habt ihr miteinander zu tun?« Sie verschränkte mit grimmiger Miene die Arme. »Diese merkwürdige Verschwörung, hinter der Broneete und ich her waren – steckst du etwa dahinter?«
    Glautas erwiderte ihren Blick, ohne zu blinzeln. »Du weißt nicht, worum es geht«, wiederholte er gepresst. »Und jetzt lass mich gehen, wir können später miteinander reden. Ich muss zur Hohen Halle!«
    »Vater!«, sie stellte sich ihm in den Weg. »Du kannst jetzt nicht einfach weglaufen. Du schuldest mir eine Erklärung!« Glautas schob sie wortlos beiseite. Iviidis stieß einen erbitterten Laut aus und lief hinter ihm her. »Gut«, sagte sie wütend, »dann gehe ich mit dir!«
    Glautas öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder. »Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte er kurz und ging zur Tür. »Schneegeflüster, ich möchte, dass du in meinen Räumen auf mich wartest. Zinaavija wird sich um dich kümmern. Sie kann dich auch zu deinem Mann führen.«
    »Was hat diese seltsame Geschichte mit dem Zwerg zu bedeuten?«, fragte der Dunkle.
    Glautas winkte ab. »Ich lasse bereits nach ihm fahnden. Später, ich bitte dich.«
    Der Dunkle zog sich mit unzufriedener Miene zurück. Glautas durchquerte schnellen Schrittes den gewundenen Gang zum Haupteingang, und Iviidis rannte hinter ihm her.
    »Was hast du denn vor?«, rief sie wütend.
    Glautas schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt«, wiederholte er barsch. Er sah sie an. »Bei den Ewigen, es geschieht alles zum Besten unseres Volkes«, entfuhr es ihm.
    Iviidis erwiderte darauf nichts.
    Sie folgte Glautas, der sie keines Blickes mehr würdigte, in den Ratssaal. Die Ratsmitglieder standen in kleinen Grüppchen beisammen, und Iviidis sah, dass sich die politischen Freunde ihres Vaters und seine Gegner säuberlich voneinander getrennt hielten. Glautas steuerte die Gruppe um Nekiritan an und begrüßte alle, während Iviidis unbemerkt an der Tür stehen blieb. Sie betrachtete Glautas’ Gegner und runzelte die Stirn. Es waren wenige. Sie kannte jedes Ratsmitglied, denn alle – auch die, deren Ansichten nicht mit Glautas’ übereinstimmten – erschienen

Weitere Kostenlose Bücher