Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
geschickter darin, einen Weg zu finden, als er. Und mit Sicherheit hat er den Passierschein wieder dazu benutzt, Bestellungen aufzuschreiben, und findet ihn deshalb nicht wieder. War es nicht beim letzen Mal so, Steinbrecher?«
    Einer der Gardisten beugte sich respektvoll zu seinem Vorgesetzten und murmelte etwas. Olkodan hörte, wie die Worte »Schwiegersohn« und »Tenttai« fielen, und musste sich beherrschen, um nicht das Gesicht zu verziehen.
    Der Kommandeur sah nicht sonderlich zufrieden drein, aber er nickte knapp und gab dem Gardisten das Zeichen, den Zwerg loszubinden.
    »Gut, du bürgst für ihn«, sagte er. »Erledigt eure Geschäfte und schicke ihn dann seiner Wege.« Er blickte auf den Zwerg hinunter. »Wenn ich dich ein zweites Mal festnehmen muss, weil du dich ohne Genehmigung hier herumtreibst, hilft dir kein Bürge, dann landest du im Kerker. Also sei auf der Hut, Zwerg!«
    Er gab das Zeichen zum Aufsitzen und trabte grußlos davon, gefolgt von seinen Männern.
    Elbe und Zwerg sahen ihnen nach, bis der letzte hinter den Bäumen verschwunden war. Dann räusperte sich der Zwerg und sah Olkodan an. »Danke. Du hast mich aus einer unangenehmen Lage befreit.«
    »Bitte«, sagte Olkodan und bemühte sich, den Zwerg nicht anzustarren. So nah war er einem Vertreter des kleinen Volkes noch nie gekommen.
    Der Zwerg zwinkerte. »Ich habe zwar keine Ahnung, warum du mir geholfen hast – aber du bist ein guter Lügner. Zwerge schätzen gute Lügner.« Er verbeugte sich formvollendet. »Trurre Silberzunge steht in deiner Schuld, freundlicher Elbe.« Er richtete sich wieder auf und lächelte breit. »Ich bin allerdings froh, dass der Gardist mich nicht zu diesem Schellack befragt hat. Ich hätte passen müssen.«
    Olkodan lachte. »Du hättest einfach irgendwas erzählt. Oder glaubst du, der Offizier kennt sich damit besser aus?« Sie grinsten sich an.
    »Ich heiße Olkodan«, stellte der Elbe sich vor. »Wie sollen wir jetzt dein Pony wiederfinden? Es ist inzwischen sicher über alle Berge.«
    »Keineswegs«, brummte Trurre. Er steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus. Kurz darauf raschelte es im Gebüsch, und ein spitzes Ohr lugte durch das Blattwerk. Das Pferdchen schnaubte leise.
    »Komm schon heraus, Hasenherz«, lockte der Zwerg. »Die bösen Elben sind weg. Der hier ist ein Freund.«
    Ein struppiges graues Pony schob sich durch die Büsche und schnoberte kurz an Trurres Ärmel. Dann schnaufte es zufrieden und begann zu grasen. Der Zwerg zog einen Wanderstock aus dem Bündel am Sattel und bohrte ihn nachdenklich in den weichen Boden. Er machte keinerlei Anstalten, aufzusitzen und weiterzureiten.
    »Möchtest du dich einen Moment ausruhen?«, fragte Olkodan kurz entschlossen. »Ich wohne nicht weit von hier. Ich könnte dir Apfelwein und Brot anbieten.« Das weiche Päckchen in seiner Westentasche fiel ihm ein. Mit einem solch seltsamen Gast für dieses Mahl hätte er im Traum nicht gerechnet. »Und Käse«, ergänzte er und gluckste.
    Der Zwerg nickte, als hätte er nur auf diese Einladung gewartet, und nahm sein Pony am Zügel. »Hast du auch eine Frau?«, fragte er. »Nicht, dass sie schimpft, wenn du unangemeldeten Besuch mitbringst.«
    Olkodan bejahte und schüttelte gleich darauf den Kopf. »Ich habe eine Frau und einen Sohn – aber sie sind zur Zeit verreist. Iviidis ist die schönste Elbin, die du je zu Gesicht bekommen hast.«
    Der Zwerg schnalzte mit der Zunge. »Iviidis. Ich denke, ich kenne ihre Schwester.«
    Olkodan sah ihn verdutzt an. »Du irrst dich, Trurre Silberzunge. Meine Frau hat keine Schwester.«
    Der Zwerg lächelte nur und schwieg, während er den Rest des Weges neben dem Elben herstiefelte. 
    Olkodan ließ ihn sich um sein Pony kümmern und ging ins Haus, während Trurre seinem Reittier den Sattel abnahm und es auf der Wiese neben dem Haus laufen ließ. Er stand noch eine Weile an den Zaun gelehnt da und sah mit nachdenklich gekrauster Stirn dem Pferdchen zu, wie es aus dem Trog trank und sich das frische Gras schmecken ließ. Dann seufzte er und ging zum Haus, um seinen Gastgeber nicht länger warten zu lassen.

Andronee Mondauge, Verborgenes Licht
    D as Schattenland liegt jenseits von allem, fern und nah zugleich. Wer über die Wasser reist, um das helle Land der Jugend zu finden, segelt dicht an seiner dunklen Grenze entlang, und nur die Dicke eines Haares trennt den Reisenden von seinen schaurigen Gefilden.
    Aber auch hier, im hellsten Sonnenlicht

Weitere Kostenlose Bücher