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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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all das gesprochen, was Alvydas ihr anvertraut hatte, aber ihr Versprechen, dass sie schweigen würde, band sie.
    »Ich denke, wir werden die Angelegenheit ungeklärt abschließen müssen«, fuhr Glautas säuerlich fort. »Es ist eine Schande, aber Mordfälle sind nun wirklich nichts, womit unsere Sondierer sich auskennen. Wahrscheinlich wäre es hier sogar einmal von Vorteil, wenn wir Menschen wären.« Es war ein dürftiger Witz, aber Iviidis lächelte pflichtschuldig.
    »Ich habe gerüchteweise gehört, dass du die Gardistin in Dienste genommen hast, die damals vor Horakins Quartier Wache gehalten hat«, stocherte sie nach.
    Glautas zuckte mit den Achseln. »Mag sein«, sagte er gleichgültig. »Ich habe damals veranlasst, dass ein paar Leute abkommandiert werden, um den Schutz meines Haushaltes zu vergrößern. Man wusste ja nicht, ob noch weitere Attentate folgen würden. Es kann schon sein, dass diese Gardistin dazu gehörte.«
    Iviidis nickte nachdenklich. »Zinaavija hat sich darum gekümmert, oder?«
    Glautas nickte, er wollte dieses Thema offensichtlich nicht vertiefen.
    »Ich freue mich, dass du dich entschlossen hast hierzubleiben«, sagte er unvermittelt.
    Iviidis öffnete den Mund, um seinen Irrtum zu berichtigen, aber dann hielt sie inne. Sie lebte jetzt beinahe seit zwei Monden wieder im Sommerpalast, hatte ihre alte Arbeit wieder aufgenommen und sich mit Material für mehrere Umläufe eingedeckt, dann war da die Arbeit an Alvydas’ Erinnerungen, die ihr noch bevorstand und die sicherlich mehrere Monde beanspruchen würde. Aber vor allem das, was Alvydas ihr gestern erzählt hatte, machte es ihr unmöglich, jetzt nach Hause zurückzukehren.
    Das wäre nicht einmal schlimm, wenn da nicht Olkodan wäre, der daheim auf sie wartete. Sie vermisste ihn, aber trotzdem wollte sie ihre Arbeit nicht aufgeben. Gerade jetzt hatte sie der alte Forschungsdrang wieder gepackt, und sie wusste, dass es sie nicht mehr befriedigen würde, in ihr geruhsames und weitgehend untätiges Leben mit Indrekin und Olkodan zurückzukehren.
    »Ich weiß noch nicht, wozu ich mich entschlossen habe«, sagte sie deshalb ein wenig kleinlaut. »Weißt du, es wäre alles sehr viel leichter für mich, wenn du Olkodan nicht immer noch so ablehnend gegenüber stündest.«
    Glautas legte seine Hand auf ihre. Iviidis blickte ihn an, aber er hatte sein Gesicht abgewandt, und sie sah nur sein verschlossenes Profil.
    »Dein Gatte entspricht nicht dem, was ich mir für meine Tochter gewünscht hätte, das ist wahr«, sagte er schließlich. »Mir blutet immer noch das Herz, wenn ich daran denke, dass Nekiritan dich mit Freuden zur Frau genommen hätte. Ihr beide wärt ein prächtiges Paar gewesen, mein Kind. Prächtig. Dem Ansehen unserer beiden alten Häuser angemessen …« Er schwieg und drückte ihre Hand.
    »Ach, Vater. Wir haben so oft schon darüber gesprochen, und es tut mir leid, dass es dich immer noch so schmerzt. Aber ich bin glücklich mit Olkodan – und Indrekin.«
    »Indrekin lässt es mich ertragen«, sagte Glautas warm. »Aber dennoch«, seine zwingenden Augen fixierten ihr Gesicht, »ich hatte den Eindruck gewonnen, dass Nekiritan und du einander wieder nähergekommen seid.«
    »Vater!«, sagte Iviidis halb ärgerlich, halb belustigt. »Nur weil ich mich mit ihm unterhalte, wie es alte Freunde nun einmal tun, machst du dir gleich wieder falsche Hoffnungen.«
    »Du ermutigst ihn. Du lässt ihn deine Hand halten und dir Zärtlichkeiten sagen – das ist kein schönes Spiel, Iviidis, wenn es dir damit nicht auch ernst ist!«
    Iviidis schüttelte den Kopf. »Ich schlage ihm vielleicht nicht so oft auf die Finger, wie ich müsste, da magst du recht haben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Nekiritan allen Ernstes glaubt, ich würde Olkodan für ihn verlassen. Und nach dem, was ich damals alles zu ihm gesagt habe, glaube ich auch nicht, dass er sich das wirklich wünschen könnte.«
    Glautas sah sie immer noch an. »Ich fürchte, du irrst dich«, sagte er. »Spiel nicht mit ihm. Das hat er nicht verdient.« Er lächelte schwach und tätschelte ihre Hand, als wäre sie ein Kind. »Aber wahrscheinlich ist das nur die weibliche Art, um seine Aufmerksamkeit zu buhlen. Glaube mir, Kind, ich nähme dir das nicht übel. Ganz im Gegenteil.«
    Iviidis sah ihn fassungslos an. So klug und weitblickend ihr Vater auch sonst war, was ihre Beziehung zu Olkodan betraf, zog er es vor, sich blind, taub und dumm zu stellen.
    »Es kann doch nicht

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