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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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verzweifelte fast bei dem Versuch, mehr als nur diese unzusammenhängenden Wortfetzen aufzufangen. Am liebsten hätte sie ihren Gesprächspartner mit seiner penetrant lauten, dröhnenden Stimme angeschrien, endlich den Mund zu halten, damit sie zuhören konnte.
    Zinaavija schloss das Schränkchen und drehte sich um. Iviidis wandte sich hastig ab und zog ihren verdutzten Gesprächspartner mit sich. »Ich brauche ein wenig Ruhe«, verkündete sie. »Ehrenwerter Urkodis, du musst mir gestatten, dass ich mich kurz hier niederlasse.«
    Der Elb verneigte sich beflissen und ließ sich zu Iviidis’ Erleichterung gleich darauf von einem Bekannten in ein Gespräch verwickeln.
    Iviidis setzte sich auf einem Sessel in der Nähe des Fensters und wedelte sich mit ihrem Fächer Luft zu, während sie nachdachte. Zinaavija und Nekiritan hatten sich offensichtlich nicht über irgendwelche Mitbringsel für seine Cousine unterhalten. Wie konnte sie herausfinden, worum es bei ihrem Gespräch wirklich gegangen war? Ob sie versuchen sollte, Nekiritan auszuhorchen? Er tat immer so verliebt, möglicherweise machte ihn das gesprächig. Sie seufzte, denn das Objekt ihrer Gedanken steuerte gerade wieder auf sie zu. Nekiritan zog sich einen Hocker heran und setzte sich neben sie, sodass seine Knie die ihren fast berührten.
    »So still, meine Liebe?«, fragte er.
    Iviidis lächelte ihn an. »Ich bin ein wenig erschöpft«, sagte sie. »Die Arbeit im Archiv hat mich angestrengt.«
    Er nahm ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen. »Du solltest ein wenig ausspannen«, schlug er vor. »Was hältst du davon, wenn wir beide morgen einen Ausflug unternehmen? Ich lasse mir von meiner Köchin einen schönen Korb zusammenstellen, und wir fahren hinaus zum Roten See.«
    »Wir beide und Nekaari, nehme ich an?«, fragte Iviidis spöttisch.
    »Nur wir beide, du und ich«, sagte er schmeichelnd. »Komm, meine Herzensschöne, ich möchte dich einen Tag lang verwöhnen. Du siehst müde aus.« Er hob die Hand und strich leicht mit dem Finger über die gerunzelte Stelle zwischen ihren Augenbrauen.
    Iviidis gab ihm mit dem Fächer einen tadelnden Klaps auf die Hand. »Morgen bin ich unabkömmlich«, sagte sie kurz.
    Er gab nicht auf. »Dann übermorgen. Oder bestimme du den Tag, ich werde mich ganz und gar nach dir richten.«
    »Ach, Kiritan«, sagte Iviidis. »Du gibst einfach nicht auf, oder?«
    »Nein«, erwiderte er bestimmt. »Das wäre doch auch erbärmlich, oder?«
    »Also gut«, sagte Iviidis. »Dann sehen wir uns übermorgen. Und sieh zu, dass deine Köchin uns etwas von ihrem wunderbaren Aprikosenpudding einpackt.«
    Nekiritan küsste ihr stumm die Hand und erhob sich. »Ich muss dich nun leider verlassen«, sagte er mit echtem Bedauern in der Stimme. »Dein Vater wollte nach der Gesellschaft noch etwas mit mir besprechen, und wie ich sehe, bricht man inzwischen auf.« Iviidis sah sich um. Der Raum hatte sich wirklich schon merklich geleert, und von der Tür winkte ihr Alvurkan zu, der gerade seinen Mantel von einem Diener in Empfang nahm.
    Nekiritan zog sich mit einer Verbeugung zurück, und Iviidis beeilte sich, ihre Freunde zur Tür zu bringen und sich gleich auch für einen der nächsten Tage mit Alvurkan zu verabreden.

14
    B roneete stand einen Augenblick lang still vor Glautas’ Arbeitszimmer, ehe sie in die Hände klatschte und »Deine Eskorte, Hoher Tenttai« rief.
    Sie wartete und ärgerte sich ein wenig über ihren schneller schlagenden Puls. Der Oberste Tenttai hatte sie nicht beachtet, seit sie in seine Dienste abkommandiert worden war, sie tat normalen Wachdienst oder erledigte Botengänge für seine Gefährtin. Heute hatte er sie zum ersten Mal selbst bestellt, und sie nahm an, dass sie ihn zur Hohen Halle eskortieren sollte.
    Der Türvorhang wurde von einer energischen Hand geöffnet, und Glautas trat aus dem Zimmer. Er sah sie nicht an, als er an ihr vorüberging. Broneete fiel in den Laufschritt, um zu ihm aufzuschließen.
    »Ich werde zu Fuß gehen«, sagte er, als sie vor die Tür traten. Broneete gab den Trägern ein Zeichen und marschierte dann stumm hinter Glautas her.
    »Du bist die Gardistin, die ich damals verhört habe, richtig?«, fragte der Bewahrer nach einer Weile.
    »Ja, yun-Ttai «, antwortete Broneete überrascht.
    »Gefällt es dir in meinem Haushalt, oder möchtest du zurück zur Garde?«, fragte er weiter. Ehe Broneete sich eine Antwort überlegen konnte, winkte er ungeduldig über seine Schulter. »Komm an meine

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