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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Seite, Gardistin«, sagte er in ärgerlichem Ton. »Ich habe keine Lust, mir den Hals zu verrenken, wenn ich mit dir spreche.«
    Broneete biss sich auf die Lippe und schloss zu ihm auf. »Ich bin gerne in deinen Diensten, Hoher Tenttai«, antwortete sie.
    »Was wünschst du dir für deine Karriere?«, fragte Glautas. Broneete hob kurz die Schultern. »Meine Herkunft ermöglicht mir keine Karriere, yun-Ttai «, sagte sie freimütig. »Ich bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe.«
    Glautas sah sie zum ersten Mal richtig an. »Du siehst aus, als hättest du Verstand zwischen deinen Ohren«, sagte er. »Nur Elben ohne Verstand benötigen Beziehungen, um aufzusteigen. Dein jetziger Kommandeur ist ein Bauernsohn aus dem Randgebiet, wusstest du das?«
    Broneete schüttelte den Kopf. »Ich werde darüber nachdenken, Hoher Tenttai«, murmelte sie.
    »Tu das«, sagte er nicht unfreundlich. »Und wenn du darüber nachgedacht hast, kannst du mir ja sagen, was dabei herausgekommen ist.«
    Er hielt an. Broneete sah sich ein wenig verdutzt um, denn sie waren nicht, wie erwartet, an der Hohen Halle angekommen. Das Haus, vor dem sie standen, war ihr unbekannt.
    »Ich werde bis zum Mittag hier verweilen«, sagte Glautas. »Bis dahin kannst du tun, was dir beliebt.« Er ging hinein, und Broneete blickte sich ein wenig unschlüssig um.
    Ein Diener kam aus dem Haus und sah sie fragend an. »Entschuldigung, wem gehört dieses Haus?«, hörte sich Broneete zu ihrem eigenen Erstaunen fragen.
    »Ratsherrin Eloona«, antwortete der Diener gleichgültig und ging weiter.
    Es war noch früh am Tag. Sie konnte ebenso gut zurückgehen und nachschauen, ob Iviidis Zeit für sie hatte. Ihre frisch geweckte Erinnerung an die Nacht des Mordes ließ ihr keine Ruhe, und im Schlafen und Wachen stand ihr ständig das erbarmungslose Gesicht des Dunklen vor Augen.
    Kurzentschlossen machte Broneete sich auf den Rückweg.
    Glautas’ Haus lag still in der Morgensonne. Sie erinnerte sich, dass Zinaavija der Dienerschaft heute erlaubt hatte, einen gemeinsamen Ausflug zum kleinen Wasserfall zu unternehmen. Das war eine der lobenswerten Traditionen des Hauses Rutâr, hatte Leniita, die Köchin ihr erzählt, die sich selbst allerdings hartnäckig weigerte, ihr Reich zu verlassen. »Wer soll dann dafür sorgen, dass yun-Ttai Glautas und mein kleiner Liebling und ihr Söhnchen etwas Gutes zu essen bekommen?«, hatte sie gesagt und geschäftig in ihren Töpfen gerührt.
    Broneete hatte nicht gleich begriffen, dass mit dem »kleinen Liebling« die han-Ttai Iviidis gemeint war, aber Leniita hatte gleich angefangen, ihr lang und breit zu erzählen, was für ein wahrhaft goldenes Kind Iviidis gewesen war und dass der kleine Indrekin so ganz und gar nach seiner Mutter kam.
    Broneete betrat das Haus, das ohne seine Bediensteten noch ruhiger war als sonst. Ohne zu zögern, ging sie den spiraligen Gang zu Iviidis’ Zimmer hinunter. Vor der Tür klatschte sie in die Hände und rief leise: »Ich bin es, han-Ttai – äh – Iviidis.« Als niemand antwortete, zog sie den Vorhang ein Stück auf und blickte hinein, aber das Zimmer war leer.
    Auf dem Rückweg kreuzte Broneete den Gang, der zu den Wirtschafts- und den Arbeitsräumen führte, und blieb nach ein paar Schritten stehen. Stimmen drangen aus einem der Arbeitszimmer an ihr Ohr. Die Sprecher bemühten sich nicht um besondere Diskretion, anscheinend wähnten sie das Haus verlassen. Sie glaubte zuerst, Iviidis’ Stimme erkannt zu haben, und bog in den Gang ein, aber nach ein paar Schritten erkannte sie ihren Irrtum. Es war Zinaavija, die da sprach, und eine äußerst übel gelaunte Zinaavija noch dazu.
    »Wir haben keine Wahl«, sagte sie gerade in aufgebrachtem Ton. »Die Sache ist jetzt ins Rollen gebracht worden, und selbst wenn wir wollten, können wir es nicht mehr aufhalten. Warum willst du das nicht begreifen?«
    »Aber ich bitte dich, meine Liebe«, erwiderte eine arrogant klingende männliche Stimme, die Broneete nicht einordnen konnte. 
    Der Disput machte sie neugierig, und leise schob sie sich vorwärts, auf das Zimmer zu, in dem sich die Streitenden aufhielten.
    »Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass die Zügel nicht mehr in unseren Händen liegen? Immerhin sind wir es, die …«
    »Halt lieber den Mund«, zischte Zinaavija, und der andere schwieg tatsächlich. »Du lässt mich glauben, dass du unsere Geschäftspartner nicht kennst oder sie sträflich unterschätzt. Beides spräche für

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