Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
eine gewisse Dummheit, und davon will ich im Sinne unserer Sache lieber nicht ausgehen. Also, bitte. Reiß dich zusammen. Wir haben lange genug darauf hingearbeitet, und du solltest froh sein, dass wir endlich so weit sind.«
    »Sind wir das?«, fragte ein anderer Elb, der bis jetzt geschwiegen hatte. »Wie gut sind wir denn darauf vorbereitet? Es wird Chaos geben, Blut wird fließen – und niemand kann uns garantieren, dass es nicht unser Blut sein wird!«
    »Zweifelst du an unseren Zielen?«, fragte Zinaavija kalt. Die Stimmen wurden leiser, und Broneete konnte das Gespräch nicht weiter verfolgen.
    Sie hatte keine Zweifel daran, dass die Elben dort in dem Zimmer die gleichen waren, die Horakins Ermordung geplant hatten und für die auch die Botschaft des Dunklen bestimmt gewesen war. Und Zinaavija war eine von ihnen. Sie musste Glautas davon in Kenntnis setzen, und zwar so schnell wie möglich. Etwas Schlimmes würde geschehen, und sie war die Einzige, die davon wusste.
    Eine Weile vernahm sie noch das Murmeln der Stimmen und verstand auch das eine oder andere Wort. Sie prägte sich alles gut ein, um es Glautas so genau wie möglich überbringen zu können. Dann wurde auf einmal ein Stuhl gerückt und Schritte erklangen, die sich der Tür des Zimmers näherten. Broneete sah sich hastig um. Wenn jetzt einer der Elben durch die Tür trat, war sie erledigt. Der Türvorhang bewegte sich, und sie sah, wie eine Hand ihn zu teilen began. Jeden Augenblick würde man sie hier finden, wie sie im Gang stand und lauschte. Sie drückte sich flach an die Wand und tastete hinter sich, während sie starr die Hand fixierte, die jetzt innehielt. Der Besitzer der Hand richtete im Gehen noch einige Worte an die anderen im Zimmer.
    Broneete nützte die Gelegenheit und schlüpfte durch den Türvorhang, den sie hinter sich spürte, in das Zimmer nebenan. Am Fenster bewegte sich eine helle Gestalt, die sie gleich fragen würde, was sie hier wollte. Broneete spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach, und dann wurden ihr die Knie weich vor Erleichterung, als sie erkannte, dass es nur ein im Luftzug wehender Vorhang war, der ihren Blick genarrt hatte. Sie sah sich hastig um, aber das Zimmer war tatsächlich leer.
    Draußen gingen Schritte dicht an ihrer Zuflucht vorbei.
    Sie wartete noch einige Atemzüge lang, bis sie nichts mehr hörte, dann spähte sie durch einen Spalt im Vorhang. Der Gang war leer, also huschte sie aus dem Zimmer und bog so lautlos wie möglich um die nächsten beiden Ecken. Dort ließ sie die angehaltene Luft aus den Lungen und ging zügig weiter zum Ausgang. Sie befand sich wieder im öffentlichen Teil des Gebäudes, und wenn ihr jetzt jemand begegnete, konnte sie behaupten, Iviidis oder Glautas hätten sie geschickt, um etwas zu besorgen.
    Den Weg zu Ratsherrin Eloonas Haus legte sie im Laufschritt zurück. Es war kurz vor dem Mittagsruf, als sie dort eintraf, und sie wartete einen Moment, in dem sie wieder zu Atem kam, ehe sie ins Haus trat und nach Glautas fragte.
    Doch dieser hatte das Haus bereits verlassen, so sagte man ihr, und die Anweisung für sie hinterlassen, seiner Gefährtin eine Nachricht von ihm zu übergeben und dann ihren gewöhnlichen Dienst in seinem Haus wieder aufzunehmen. Broneete erhielt ein versiegeltes Schreiben, mit dem sie sich auf den Rückweg machte.
    Broneete fand Zinaavija in ihrem Arbeitszimmer. Sie las die Nachricht in Broneetes Beisein und runzelte die Stirn. »Wer hat dir das übergeben?«, fragte sie. Broneete beschrieb die Elbin.
    »Eloonas persönliche Sekretärin«, murmelte Zinaavija. Sie drehte das Schreiben in ihrer Hand hin und her und starrte an Broneete vorbei auf die Wand. Dann zuckte sie mit den Schultern, ein wenig ärgerlich, wie es Broneete schien, und warf die Botschaft auf den Tisch. »Gut«, sagte sie energisch, und auch das klang ärgerlich. »Der Ratsherr ist für einige Tage verreist. Ich soll mich hier um alles kümmern – als ob ich das nicht ohnehin täte«, fügte sie gemurmelt hinzu. Sie sah Broneete an und zwang sich zu einem Lächeln. »Danke. Du kannst gehen.«
    Broneete salutierte, weil sie wusste, dass Zinaavija sich darüber ärgerte, und stand dann unentschlossen vor der Tür. Glautas’ Gefährtin hatte so normal und alltäglich auf sie gewirkt, dass sie ein wenig ins Zweifeln kam. Vielleicht hatte sie eine völlig harmlose Unterhaltung einfach nur falsch verstanden. Sie seufzte. Der Einzige, der das wahrscheinlich beurteilen konnte, war verreist –

Weitere Kostenlose Bücher