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Elchmus (German Edition)

Elchmus (German Edition)

Titel: Elchmus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Brocks
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sauber.
    Elke wollte unbedingt in ein Hotel. Zur Feier des Tages. Das Ende eines Landes und den Anfang ihres gemeinsamen Lebens begrüßen. Ralf sieht sich im Badezimmerspiegel. Ganz entspanntomat, äfft er Holger in Gedanken nach. Über ihm eine Wärmelampe. Er zieht an der Strippe und schaltet damit die Lampe an. Infrarot. In diesem Licht bekommt Ralfs Gesicht ein paar dicke Bartstoppeln dazu. Als er diese genauer begutachtet, fällt sein Blick auf einen weißen Schalter an der Wand , den er für den Lichtschalter gehalten hatte. Als er die Bedienungsanleitung für Warmwasser darauf liest, muss er an Holger und das Hotel in Essex denken.
    Außerdem wird ihm klar, dass er echt weit weg von zu Hause ist. Er stellt die Dose selbstsicher auf „An“ und springt in die Dusche. „So, alles klar. Warmes Wasser marsch“. Er seufzt zufrieden, und seift sich genüsslich von oben bis unten ein. „Besser, viel besser fühle ich mich“, murmelt er danach zufrieden und stellt den Schalter wieder auf „Aus“. Will ja, dass seine Maus auch noch warm duschen kann.
    Elke versinkt derweil im riesigen Ohrensessel mit Polyesterbezug im vollgestopften Zimmer. Getrocknete verstaubte Rosenblüten zieren einen Bastkorb auf dem stillgelegten Kamin und versprühen auch dort so gar keinen Duft. Im Zimmer steht auch ein Wasserkocher und Tassen für Teebeutel und lösliches Kaffeepulver ist auch da. Einige in Folien eingeschweißte Kekse und ein paar Tütchen Kaffeeweißer liegen auf einem Tablett daneben. Und das alles gibt es sogar umsonst.
    Sie müssen sich heute um nichts mehr kümmern. Sie will nur noch in die Dusche. Alleine. Als Ralf mitsamt Wasserdampf wieder ins Zimmer kommt, springt sie daher sofort rein. Aber auch diese Power-Shower hat im wahrsten Sinne des Wortes Macht über sie. Hat sie mit ihrem kalten Wasser sofort eiskalt und fest im Griff. Irgendwann lässt sie den Temperaturregler Temperaturregler sein und gibt auf; steigt mit ungewaschenen Haaren aus.
    Ralf thront auf dem riesigen B ett mit Bettvolant aus Polyesterstoff in ruhigem Puderton und ganzen fünf Kellerfalten. Aber zum Lachen ist auch ihm nicht zumute.
    Ist echt Sch... hier, denkt Elke und guckt nur aus Neugier in die Vitrine. „Wolldecke“ , sagt sie in den Raum hinein und wäscht sich angeekelt die Hände. „Wie machen die das nur, die Engländer?“, fragt sie sich selbst, und nimmt dann ein wenig kaltes Wasser aus dem einen Kran und gibt dann ein wenig heißes aus dem anderen Kran hinzu und für einen kurzen Augenblick hat das Wasser eine angenehme Temperatur. Sie versucht das Ganze nochmal, verbrüht sich dieses Mal aber hoffnungslos. Handmischen. Sie versucht ein Lächeln aufzusetzen, aber es gelingt ihr nicht.
     
    Und als sie ins Zimmer zurückkommt, springt Ralf auch schon auf. Offensichtlich hält auch er es dort nicht mehr aus. Sie würden die romantische Hotelnacht ein anderes Mal an einem anderen Ort nachholen müssen. Und dieses Mal einfach nur zahlen. Für Nichts. Und als sie dann draußen sind, entschädigt immerhin das Meeresrauschen und die noch immer strahlende Sonne ein wenig.
    Das Schiffswrack, das vor ihnen liegt, kommt aus Duisburg. Deutschland ist so weit, weit weg. New York über 3000 Meilen. Die armen Kollegen, denen man nicht gekündigt hat, stehen jetzt am Band und schuften. „Wie es Holger wohl geht?“, denkt Ralf leise. Einige Taucher sitzen auf einer Klippe. „Gibt noch mehr gestrandete Schiffe hier“ , sagt einer.
    Elke macht gute Fotos fürs Familienalbum. Und lässt gleich auch noch eine Postkarte drucken. Sie kichert. Schapdetten, xxx Meilen wird in wenigen Momenten auf dem Schild und damit auch auf dem Foto stehen. Dass sie so was mal machen würde, hätte sie nie gedacht. Sagt sie dann auch laut zu Ralf und der versteht, was sie meint, lächelt aber trotzdem brav in die Kamera, den Pfosten fest im Arm. Kein Schild warnt hier vor dem Abgrund.
    Wenn der Sommer geht, und die Sternschnuppen kommen und die Touristen gehen, ist Land’s End bestimmt phänomenal. Ist in der Tat , wie auch schon der Name verrät, das Ende der Insel. Umgeben vom Meer. Und war bestimmt ohne die ganzen Buden und Geräte bestimmt einmal wunderschön. Die Umgebung kann man trotzdem noch genießen. Die Landschaft bestaunen, das Meer beschnuppern. Sie gehen gemütlich die angelegten Wege auf und ab. Auf dem Weg zurück Richtung Hotel wird dann aber schnell klar, dass hier der Bär nur eine kurze Pause eingelegt hatte. Er tobt schon wieder, denn

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