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Elchmus (German Edition)

Elchmus (German Edition)

Titel: Elchmus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Brocks
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damit sie sie in Ruhe lässt. Sie reagiert da noch immer etwas verschämt, so als ob die Menstruationsbeschwerden eine ansteckende Krankheit sind bei der man lieber alleine sterben möchte. Sie wird ihr eine Wärmflasche machen und sie dann in Ruhe lassen.
    Dann könnte sie unauffällig aus ihrem Schlafzimmer verschwinden und mit Holger und Ralf wichtige Dinge für ihr neues Leben in St. Ives planen. Daran mag Elke jetzt gar nicht denken. Vor ein paar Stunden hatte sie noch Holgers Stadt-Land-Fluss Spielen durch den Kakao gezogen. Sie muss aber auf andere Gedanken kommen und braucht dafür eine Beschäftigung. Daher schlägt sie Wörterraten vor. Weihnachtsbäume zählen geht ja nicht im Sommer. Thema: Englische Wörter, die es in die deutsche Sprache geschafft haben.
    Elke denkt nach. Das Großraumbüro in London fällt ihr wieder ein. Sie spürt direkt die kalte Klimaanlagenluft, die den Sommer im Büro komplett verschluckt hatte. Sieht Mick, der mit noch immer milchigem Gesicht am Computer sitzt und nach der Arbeit wieder in den Pub geht. Bis er irgendwann umfällt, wie ein Dominostein. Auch der Dominostein in ihrem Gehirn kommt langsam ins Rollen.
    „Computer, Blackberry, Meeting, E-Mail“ . 4 Schiffe mit einem Mal versenkt. Holger vermutet natürlich, dass sie geschummelt hat. Vorschlags-Vorteil. Kein Kenner-Glück. Der denkt immer nur alle bescheißen ihn, denkt Elke. Durch den Rückspiegel linst er sie unauffällig an. Und fügt Handy hinzu. „Dummkopf, das ist Mobile auf Englisch“. Aber Holger fühlt sich gar nicht unterlegen. Hooligans“, schießt es aus ihm raus. „Briefings kriegen wir auf den Meetings. Hometrainer halten mich fit“. „6 zu 1“, legt Elke nach.
    Ralf dahingegen schaut sprachlos auf die Rapsfelder , als ob er noch nie in Deutschland war und welche gesehen hat. Die ordentlich gezogenen gelben Linien. Die Bäume, die die Landstraße säumen, rauschen an ihm vorbei. Er richtet sich in Gedanken auf den Besuch bei Elkes Eltern ein. St. Ives kommt immer näher.
    Elke tickt ihn an. „Der Wind“, sagt er. „Welcher Wind?“ , fragt Holger. „Wind ist Wind im englischen, du Ochse“, sagt Ralf unfreundlich.
    Holger hat echt keinen Bock mehr auf dieses dumme Spiel und stellt das Radio wieder ein. Ochse ist Ox. Es plärrt und quiekt in der Radiowerbung. Selbst die Melodien sind schlecht. Was Dieter Bohlen wohl zu diesem Geplärre sagen würde? Rauchen darf er hier im Auto nicht. Trotzdem kriegt er sich schnell wieder ein, hat sich ja weiterentwickelt. „Baby“, sagt Elke. Gerade noch glücklich, jetzt schon wieder grenzenlos betrübt, stellt Holger das Radio nicht leiser, obwohl er es kaum aushält. Dabei fehlt ihm doch nur noch eine Frau zu seinem Glück. Alles andere hat er. Freunde, Eltern, und jetzt sogar einen geilen Job. Mehr als das. Eine Berufung. Aber das macht ihm Angst und er lässt das Radio plärren und quaken, bis die schlechten Melodien endgültig schlimmer sind als die schlechten Gedanken.
    Mit ausgeschaltetem Radio fühlt er sich aber schlecht und denkt an einen langweiligen Kindergeburtstag zurück. Dank an das Wort Baby! Es gab Brettspiele und Torte mit Servietten. Er wollte Knarren und Action und mindestens Mohrenkopfschiessen. Runter von der Autobahn in nicht allzu weiter Ferne ist ein Mediamarkt. Weiß er, denn er kennt die Gegend hier. Ob es die ??? noch gibt? Er fährt runter von der Bahn. Die ??? müssen die Stimmung im Auto einfach kippen. Die Originalsprecher gibt es aber nur auf CD. Aber die kann er ja im Auto nicht spielen. Alles kommt wieder. Nur keine Kassetten für das Auto.
    Schade, aber auch. D ie ??? hört er noch heute gerne. Mit 15 hat er das natürlich nicht zugegeben, als sie mit den Mofas unter der Brücke am Kanal rumhingen. Und sich damit bei all seinen Freunden zu blamieren. Der, der Kinderhörspiele hört. Damals war der, der mit dem Wolf tanzt, angesagt. Und natürlich Mofa-Fahren! Und die blöde alberne Tanzschule hatte es auch auf die damalige In-Liste geschafft. Und an die musste man sich schon halten. Und das nicht nur, um den Mädels zu imponieren. Und die nahmen das mit dem Tanzen bierernst. Eins, zwei, eins, zwei, drei. Und er zog brav mit.
    Sein großer Bruder hat te ihm gesagt, dass die Rumziererei bei den Miezen mit dem Abschlussball definitiv aufhörte. Dann würde die Nuss geknackt. Das weiß er. Nur bei Holger war das dann doch nicht so. Seine Tanzpartnerin wurde pünktlich um 22 Uhr abgeholt. Er kriegte nicht mal ein

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