Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
würde es sicherlich nicht so gut kommen, wenn ich vollgedröhnt über den Platz laufe. Ich bin halt noch im Wachstum, um deine Frage zu beantworten“, meine ich leicht trotzig und weiche ihrer Hand aus, die durch mein Haar streichen will. Das darf schließlich nur einer!
„Tut mir leid, Lucas. War nicht so gemeint. Ich mach mir doch nur Sorgen um dich. Ich bin doch so selten hier. Und wenn ich dann mal da bin, dann fällt mir so etwas natürlich gleich auf. Und nun komm, setz dich zu deiner Schwester. Ich habe uns was Leckeres gekocht“, versucht sie wieder gute Stimmung zu verbreiten. Und mit dem verlockenden Duft, der nun aus dem geöffneten Deckel des Topfes strömt, schafft sie es auch. Genüsslich ziehe ich den Geruch ein.
„Gemüsesuppe“, seufze ich zufrieden und nehme dankbar den ersten Teller entgegen. „Weißt du eigentlich, wie lange wir die schon nicht mehr gegessen haben?“ Eigentlich war diese Frage nur rein rhetorisch gemeint und ich erwarte gar keine Antwort darauf. Aber Mama will sich dafür wohl irgendwie rechtfertigen.
„Ich weiß, Lucas. Ich bin keine gute Mutter für euch. Aber was soll ich denn machen? Euer Vater ist schon so lange arbeitslos. Und ich habe in meinem Beruf die Möglichkeit, gut für uns alle zu sorgen.“
„Das weiß ich doch, Mama. Und ich will dir auch gar keinen Vorwurf machen. Und außerdem freue ich mich immer, wenn du da bist“, beruhige ich sie und lege meine Hand auf ihre. „Und nun erzähl mal … Lisa meinte etwas, von wegen, ihr beiden wollt in den Urlaub fahren?“
„Na ja, Urlaub ist ein bisschen viel gesagt. Wir werden für ein paar Tage auf eine Wellnessfarm fahren. Danach möchte ich ihr noch jemand vorstellen“, meint Mama leise und sieht sich nach Lisa um. Doch die ist schon längst in ihr Zimmer geflitzt. Entweder ist sie schon am Packen oder sie telefoniert mit ihrer besten Freundin. Glückliches Mädchen!
„Du hast also jemand kennen gelernt?“, stelle ich mal so einfach fest. Und die leichte Röte auf ihren Wangen bestätigt meine Vermutung.
„Ja, du hast Recht“, lächelt sie verlegen und sieht auf einmal so viel jünger aus. „Er ist ein Kollege von mir und wir verstehen uns wirklich gut. Er ist sehr nett und behandelt mich nicht so wie euer Vater. Bei ihm fühle ich mich als Frau, nicht wie ein Goldesel und Dienstbote. Kannst du mich verstehen?“
Ich betrachte sie eine Weile. Dann nicke ich.
„Er scheint dir gut zu tun. Du siehst glücklich aus. Weißt du, Mama, ich glaube, überall ist es besser, als bei ihm“, entgegne ich und deute mit dem Kopf in Richtung Wohnzimmer. Weil ich genau weiß, dass er dort sitzt und nicht hier, bei seiner Familie. Aber ich finde es nicht schlimm. Ganz im Gegenteil. Wäre er jetzt hier, dann würde mir die Suppe sicherlich nur halb so gut schmecken. Und dass sie lecker ist, beweise ich darin, dass ich mir noch einen Nachschlag hole.
„Wenn es dir gut dabei geht, dann freue ich mich für dich. Ich versteh eh nicht, wie du es so lange mit ihm ausgehalten hast.“
„Dein Vater war nicht immer so. Wir hatten auch durchaus schöne Zeiten. Aber als ich in meinem Beruf mehr verdiente als er, das schien wohl seine Männlichkeit ziemlich angekratzt zu haben. Und als er dann auch noch arbeitslos wurde … na ja, du kennst die Geschichte“, seufzt sie betrübt auf.
Ich nicke nur. Was soll ich denn auch dazu sagen? Dass er mich immer wieder beleidigt und schlägt? Ich will ihr doch keinen Kummer bereiten. Also halte ich lieber meine Klappe und antworte nicht auf das Thema.
„Willst du, willst du denn mit ihm zusammen ziehen? Wo wohnt er überhaupt? Hat er Kinder … und einen Namen?“, hagelt es nun Fragen von mir.
Mama fängt wieder an zu lachen. Kleine Fältchen stehlen sich um ihre Augen und lassen sie für mich einfach nur wunderschön aussehen.
„Neugierig bist du wohl gar nicht, was? Aber ich will mal nicht so sein. Also, Sven, so ist sein Name, ist 42 Jahre alt, nicht verheiratet, keine Kinder. Er wohnt in der Nähe von Bonn. In einem kleinen Ort mit ungefähr 3000 Einwohnern. Dort hat er am Ortsrand ein schnuckeliges Haus mit einem großen Garten. In der Nachbarschaft gibt es einen Reiterhof und auch einen Sportverein. Bis zu den Schulen sind es nur zehn Minuten mit dem Bus. Es würde euch da sicherlich gut gefallen“, meint sie ziemlich euphorisch.
„Du willst, dass wir mit dir gehen?“
„Natürlich! Na ja, ich würde mir einfach wünschen, dass ihr mich begleitet. Deshalb werde
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