Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
ich Lisa in den Ferien schon mal alles zeigen. Und du kommst dann ein anderes Mal mit. Aber es bleibt eure Entscheidung, ob ihr mit mir kommt, oder lieber bei Wolfgang bleibt. Es steht dort auf jeden Fall immer ein Zimmer für euch bereit.“
„Ich würde dich schon gerne begleiten. Aber ich habe hier den Fußball und meine Schule. Die würde ich schon gerne hier abschließen. Ich kann das alles hier nicht so einfach aufgeben.“
„Und nicht zu vergessen, dass dein Benny hier wohnt“, schmunzelt Mama mich an.
Eine heiße Welle schießt durch meinen Körper und ich habe das Gefühl, als wenn sich meine Gedärme ineinander verknoten würden. Ich merke, wie sich die Farbe aus meinen Wangen schleicht und kann es auch an Mamas besorgtem Blick spüren.
„Was ist los, Lucas? Habt ihr Streit?“
„Nein“, schüttele ich bedächtig den Kopf und muss mich einen Augenblick sammeln, „nein“, wiederhole ich, „keinen Streit. Aber Benny, Benny ist nicht mehr hier.
„Was heißt, nicht mehr hier“, unterbricht Mama mich, „nun lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen, erzähl!“
Seufzend schiebe ich meinen leeren Teller von mir, greife stattdessen nach der Serviette. Allerdings nicht, um mir den Mund abzuwischen, sondern weil ich etwas in den Händen halten muss, mit dem ich mich beschäftigen kann.
„Benny, Benny ist nicht mehr hier. Auf einmal war er weg. Von heute auf morgen. Ohne mir etwas zu sagen. Ist einfach zum Studieren ins Ausland gegangen“, erzähle ich mit leiser Stimme.
„Oh, Lucas. Das ist, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wo ihr doch so dicke wart.“
„Tja, so kann man sich irren. Ich habe eine Karte von ihm gekriegt. Auf der steht, dass er sich bei mir melden will. Und dass er jemand kennengelernt hat, den er sehr mag.“
„Und das stört dich, richtig?“, fragt sie.
„Ich denke schon. Mama … ich … ich … ich hab mich in ihn verliebt. Und habe einfach nicht den Mumm gehabt, es ihm zu sagen. Und jetzt ist es zu spät“, schluchze ich leise auf. Kann es aber gerade noch verhindern, dass mir die Tränen kommen.
„Ach Benny. Das tut mir so leid für dich. Hast du denn nicht seine Adresse?“
„Nein, die will er mir beim nächsten Mal schicken.“
„Na, siehst du. Und dann schreibst du ihm, wie es dir hier so ohne ihn geht. Und, dass du dich in ihn verliebt hast“, muntert Mama mich auf.
Ich sehe sie an. Suche nach einem Zeichen, dass sie meine Gefühle für Benny irgendwie abstoßend findet. Aber ich kann nichts erkennen. Trotzdem frage ich vorsichtig nach.
„Würde es dich eigentlich nicht stören, wenn ich etwas mit ihm anfangen würde?“
Beruhigend legt sie meine Hand auf ihre.
„Lucas, ich will einfach nur, dass es dir gut geht und du glücklich bist. Da ist es mir ziemlich egal, ob es mit einem Mann oder einer Frau ist.“
Erleichtert seufze ich auf. „Warum bist du so ganz anders, als der da drüben?“
„Vielleicht, weil Gegensätze sich anziehen? Sich dann manchmal, nach einer gewissen Zeit auch abstoßen.“
Wir sitzen noch lange in der Küche. Reden miteinander. Schweigen miteinander.
„Wann fahrt ihr denn los?“, unterbreche ich die eigentlich angenehme Stille. Aber ich merke, dass ich müde werde und ein Gähnen gerade noch so unterdrücken kann.
„Am Mittwoch. Ich möchte, dass wir alle zusammen gemütlich frühstücken und danach fahren wir los.“
„Gemütlich frühstücken? Mit ihm? Und dann am besten noch auf glückliche Familie machen“, schnaube ich verächtlich auf.
„Ich glaube nicht, dass er sich zu uns setzen wird. Er hat doch bei der Wahl seines Grundnahrungsmittels andere Prioritäten gesetzt. Und wenn doch - er gehört zur Familie, Lucas.“
Als wenn er sonst nach der Familie fragt, zum Beispiel, wenn er mich fertig macht oder mich schlägt, denke ich, steh dann doch lieber auf, bevor ich noch etwas Falsches sage.
„Ich gehe jetzt lieber ins Bett, Mama. Ist spät geworden. Schlaf gut.“
„Schlaf du auch gut, Großer.“
Ich hauche ihr noch einen Kuss auf die Stirn und verschwinde dann. Zum ersten Mal seit langer Zeit kann ich diese Nacht mal ein paar Stunden schlafen.
Die Zeit, bis zur Abreise der beiden, vergeht wie im Fluge. Ich habe mit Lisa ihren Koffer gepackt, mit Mama geredet. Wir waren sogar zusammen im Kino und haben uns einen Kinderfilm angesehen.
Und nun stehe ich auf dem Bürgersteig und winke den beiden traurig hinterher, bis der Wagen hinter der nächsten Kurve verschwindet.
Kapitel
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