Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
nebelverhangener.
Shanouk wies nach links. »Dort oben am Waldrand,
irgendwo in dem bergigen Teilstück, muss die Höhle sein. Man müsste sie von der
Wiese aus zwischen den Bäumen erkennen können, sie stehen da weniger dicht.«
Maya sprach nicht aus, was sie dachte. Max war
da hemmungsloser. »Zwischen den Bäumen? Direkt im Nebelwald! Urgh!«
Shanouks Miene verfinsterte sich. »Es ist ein
gutes und sicheres Versteck – außerdem befindet sie sich keine 20 Meter
von der Wiese entfernt.« Er trieb seine cremefarbene Stute an und trabte
voraus.
Sie benötigten etwas über eine halbe Stunde, um
die Höhle zu finden. Es dämmerte bereits, als Shanouk seine Stute plötzlich in
den Wald hinein lenkte. »Da! – Sie ist beträchtlich zugewachsen«,
erklärte er, als die anderen ihn erreicht hatten.
»Endlich!« Fiona war die Erleichterung im
Gesicht abzulesen. Maya wusste, dass sie ziemliche Ängste ausgestanden hatte,
in dieser unheimlichen Gegend das Lager an irgendeiner ungeschützten Stelle
aufschlagen zu müssen.
Eilig schwang sich Max mit zu viel Schwung von
seinem riesigen Ross herunter, blieb mit dem linken Fuß im Steigbügel hängen
und landete auf dem Hosenboden. »Au!« Er rappelte sich hoch und spähte in die
finstere, kalte Höhle. »Boah, nicht schlecht! – Zumindest, was ich sehe.«
»Warte!« Larin war misstrauischer. »Du weißt
nicht, ob wir die einzigen Besucher hier sind.« Er hatte seinen Zauberstab
gezogen.
Maya griff mit klammen Fingern in ihre
Hosentasche auf der Suche nach dem blauen Kristall und streckte ihn Larin
entgegen. »Hier, nimm.«
Larin rieb mit den Fingern an dem Stein, und er
flammte blau und strahlend hell auf.
»Ups, das wusste ich nicht.« Maya war nie auf
den Gedanken gekommen, dass man daran reiben konnte, um ein solch blendendes
Licht zu erzeugen.
Larin lachte über ihr verdutztes Gesicht. Er
hielt mit seiner Linken den Kristall hoch, bog vorsichtig ein paar störende
Zweige auf die Seite und schlüpfte zusammen mit Stelláris und Shanouk in die
Höhle. Das blaue Licht glitt über die Wände und warf die Schatten der drei
riesig und gespenstisch gegen die Felsen. Die Höhle schien etwa die Größe eines
kleinen Hauses zu haben. Hohl drang Larins Stimme zu den Wartenden nach
draußen. »Sie scheint soweit in Ordnung zu sein. – Bis auf ein paar
Kleinigkeiten … euch dürfte die Innendekoration nicht zusagen.«
»Was?« Max war nicht mehr zu halten. Er hatte
sowieso nicht eingesehen, dass er außen herumstehen sollte und war in der
Öffnung verschwunden. »Uäh!«
Maya und Fiona sahen sich ratlos an. Larin
erschien wieder. Er hatte das Licht in der Höhlenmitte auf den Boden gestellt
und seinen Zauberstab weggesteckt. Stattdessen hielt er etwas Weißes in der
Hand. Es war nun draußen so dunkel geworden, dass Maya und Fiona nicht erkennen
konnten, was er da trug.
Fiona reckte den Hals. »Was ist das?«
»Du willst das nicht wirklich wissen.« Larin
ging an ihnen vorbei und trug das ballgroße Ding hinter einen nahen Felsen.
Sorgfältig stellte er es ab, und dann hörten die Mädchen, wie er ein paar
Steine darüber legte. In der Höhle waren ebenfalls polternde Geräusche zu
vernehmen.
»Ihr könnt hineinkommen.« Shanouk erschien und
nahm Fiona am Arm mit sich. Maya wartete auf Larin.
»Wir wollten es hauptsächlich wegen Fiona nicht
zeigen«, raunte er ihr leise zu. »Wir waren tatsächlich nicht die einzigen
Besucher hier drin, … aber auf jeden Fall sahen wir nicht so alt und
bleich aus.«
»Uuh …« Maya sog die Luft durch die Zähne
ein. Sie hatte verstanden. Ein Skelett! »Das, was du rausgetragen hast, war
der, äh … Schädel?«
»Ja. Der Rest ist noch drin, aber wir haben es
in die hinterste Ecke geräumt und ein paar Steine darum aufgeschichtet, so gut
es eben ging. Bei einer günstigen Gelegenheit werden wir es draußen vergraben.
Aber jetzt eben konnten wir schlecht mit den ganzen Knochen an euch
vorbeischlendern.«
Maya biss sich auf die Lippen und unterdrückte
ein hysterisches Kichern.
»Kommt ihr endlich?« Ein ungeduldiger Max
erschien im Höhleneingang. Da sie die Pferde nicht in der Nacht draußen weiden
lassen wollten, nahmen sie die Tiere mit hinein und verteilten an sie etwas von
den Broten, die sie noch in ihren Satteltaschen hatten. Die Wasserbehälter
würden sie morgen an der Quelle neu füllen.
In der Höhle war es kalt, aber
erstaunlicherweise nicht feucht. Sie setzten sich auf ihre Decken und
verzehrten Brote
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