Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
Biss ist giftig.«
Maya zuckte zusammen, als sie hinter sich ein
Geräusch vernahm. Etwas surrte knapp an ihr vorbei und fiel dann vor ihr ins
Gras. Sie fuhr erschrocken herum. Diesmal hielt sie ihren Zauberstab in der
Hand.
»MAX! Tu das nie wieder! Man sollte dir die
Ohren lang ziehen und zusammenknoten! Wie konntest du mich so erschrecken?«
Max riss verblüfft die Augen weit auf. »Ist ja
gut! War doch bloß Spaß. Ich konnte ja nicht wissen, dass du gleich austickst.«
Maya steckte ihren Zauberstab weg und seufzte.
»Max, tut mir leid, ich wollte dich nicht so anbrüllen. Ich bin einfach nur
erschrocken … Was war das überhaupt?«
»Ich wollte dir vorführen, wie gut ich
inzwischen mit dem Zauberstab geworden bin. Ich kann Dinge durch die Luft
schnellen lassen und solche Sachen eben«, grummelte Max beleidigt.
»Zeigst du’s mir bitte noch mal? So, dass du mir
dabei nicht das Ohr abschießt«, bat Maya.
Max musste gegen seinen Willen lachen.
Eigentlich hätte er gerne noch ein wenig geschmollt.
»Na schön. Also pass auf …« Max hatte nicht
zu viel versprochen. Er bekam es bewundernswert gut hin, und es gelang ihm
erstaunlicherweise sogar, einen wild umherflitzenden Zweig in der Luft
anzuhalten.
»Hey, du bist ja richtig gut!«, rief Larin und
Max strahlte. »Ich hab’s vorhin sogar bei einer Hummel geschafft … Ich könnte
es ja mal an einem von euch ausprobieren.«
»Untersteh dich!«, sagte Maya sofort. Sie hatte
eine ungefähre Vorstellung, was Max mit seinen Versuchen alles anrichten könnte
und sah sich im Geiste schon durch die Luft sausen und gegen einen Baum
klatschen.
»Ja, lass das besser sein«, bremste Stelláris
Max’ Begeisterung. »Du solltest das erst vertiefen, so dass du es ohne
nachzudenken anwenden kannst. An Menschen darf man das nur ausprobieren, wenn
man es absolut sicher beherrscht. Aber vorausgesetzt, es klappt bei größeren
Gegenständen, kannst du davon ausgehen, dass du es in einer Notsituation auch
bei einem Angreifer hinbekommst.«
»Schade …« Max sah Maya bedauernd an.
Offensichtlich hatte er sie bereits als hervorragendes Übungsobjekt ins Auge
gefasst.
Maya zog die Augenbrauen hoch und kräuselte die
Lippen. »Pech, mein Lieber.«
Larin und Stelláris lachten.
Plötzlich veränderte sich der fröhliche
Gesichtsausdruck des Elfen. Seine Miene wurde glatt und unergründlich. Fiona
und Shanouk kamen auf sie zugeschritten, beide liefen lachend dicht
nebeneinander und machten einen sehr vertrauten Eindruck.
Maya blieb weiterhin misstrauisch, was Shanouks
Absichten gegenüber Fiona betraf. Spielte er mit ihren Gefühlen? War er sich
letztlich bewusst, was er anrichtete, indem er sich dauernd mit ihr beschäftigte?
Maya konnte ihn schlecht einschätzen. Fest stand, dass er heute sehr entspannt
und fröhlich aussah und Fionas Gegenwart zu genießen schien. Vor allem gestern
Abend hatte er nervös und fahrig gewirkt. ›Vielleicht lag es ja hauptsächlich
an dem Nebelwald‹, dachte Maya. ›Der kann einem echt die Laune verderben.‹
»Was haltet ihr davon, dass wir uns weiter
östlich einen Unterschlupf suchen?«, fragte Larin in die Runde.
»Wieso sollen wir ausgerechnet nach Osten?«,
wollte Max wissen. »Hier ist es doch ganz nett.«
»Äh, wir müssten einen Bach finden, und das
verspreche ich mir in dieser Richtung.« Larin hatte nicht die Absicht, Max
etwas von dem Vampir mitzuteilen, dessen Höhle er entgegengesetzt oben im Berg
vermutete. Maya sah unwillkürlich zu den drei Bergzinnen empor.
»Wir sollten ein Stück höher hinauf«, ließ sich
Shanouk vernehmen. »Zwar haben wir dann abermals eine Strecke dieses
unerfreulichen Nebelwaldes vor uns, jedoch treffen wir anschließend auf einen
Abschnitt, wo wir die günstigsten Bedingungen für ein Lager vorfinden. Wir
bräuchten nicht einmal die Stoffbahnen für ein Zelt spannen, da es dort
irgendwo eine kleine Höhle geben muss, die uns Schutz vor jedem Wetter
gewährt.«
»Klingt doch toll!« Fiona strahlte ihn
bewundernd an.
»Woher willst du das wissen, Shanouk?«, fragte
Stelláris ungewohnt scharf.
»Ich habe davon gehört«, behauptete Shanouk von
oben herab. »Ein alter Mann erzählte es mir, der einige Jahre dort verbrachte.
Ich bin sicher, wir finden die Stelle. Dieses hier entspricht seiner
Beschreibung der ersten Wiese, weiter oben folgt die zweite, durch die ein Bach
fließt, und unweit davon befindet sich die Höhle.«
Maya fand es schwierig, sich gemeinsam für
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