Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
eigenen Mantel auf und
deckte sie damit zu.
»D-da-nn wird d-dir d-doch kalt«, protestierte
Maya. Larin murmelte etwas, das sich als ›nein, egal‹ auslegen ließ. Er legte
sich zu ihr und schlang seine Arme um sie, um sie zu wärmen. Maya bekam ihre
Hände frei und versuchte mit klammen Fingern, den Mantel auch über ihn zu
ziehen. »K-komm wenigstens mit drunter.«
Kurz darauf hörten sie Stelláris mit seinen
leichten, federnden Schritten zurückkommen. Larin hob den Kopf. »Hast du ihn?«
Seine Stimme hörte sich ungewohnt rau an.
»Nein. Er hatte ein Pferd. – Shanouk
verfolgt seine Spur. Ich verspreche mir nichts davon.«
Stelláris verzog sich ohne ein weiteres Wort
unter seinen Mantel und schlief ein.
Maya fühlte die Wärme, die von Larin ausging,
und allmählich hörte das Zittern auf. Ihr Kopf lag an seiner Brust, und sie
hörte seinen Herzschlag. Sie entspannte sich. Ihre Augenlider wurden schwer,
und dann glitt sie hinüber in den Schlaf.
Sie erwachte erst, als Fiona neben ihr einen
überraschten Laut ausstieß. Es war draußen hell geworden, und jemand hatte in
ihrer Nähe den blauen Stein als Leuchte auf einen Felsvorsprung gestellt, weil
das Tageslicht nur in den vorderen Teil der Höhle drang. Maya verrenkte sich
fast den Hals, weil sie sehen wollte, ob Shanouk heil zurückgekommen war
– ja, dort drüben schlief er bei seinem Pferd. Sie versuchte, sich zu
ihrer Freundin umzudrehen, was schwierig war, denn sie lag da wie eine
verpuppte Schmetterlingsraupe. Larin hielt sie fest im Arm, obwohl er bereits
wach war. Er hatte wohl den Rest der Nacht in dieser unbequemen Haltung
verbracht.
»Das schaut bestimmt seltsam aus«, fuhr es Maya
durch den Kopf, »ich muss es Fiona unbedingt erklären.«
Larin ließ sie los. Maya merkte, dass sie nun so
sehr glühte, wie sie heute Nacht gefroren hatte. Sie rollte über den Boden und
versuchte zappelnd, sich aus dem eng gewickelten Mantel zu winden.
Fiona beobachtete sie amüsiert. »Bist du unter
die Schlangentänzer gegangen?«
Maya knurrte als Antwort, was Fiona sehr
erheiterte. Dennoch erkannte Maya eine unausgesprochene Frage in der Art, wie
die Freundin fast unmerklich die Augenbrauen hochzog.
»Später«, murmelte sie.
Maya saß mit Fiona nach dem Frühstück auf der
Wiese. Sie hatten sich an einen der großen Steinbrocken gelehnt. Neben ihnen
grasten die Pferde. Larin und Shanouk waren damit beschäftigt, eines nach dem
anderen zu putzen und sich um ihre arg strapazierten Hufe zu kümmern. Shanouk
hatte nicht viel zu berichten gehabt – er hatte leider die Spur des
Fremden verloren. Stelláris und Max suchten ganz in der Nähe Moos zusammen, um
den Schlafplatz etwas bequemer zu gestalten. Sie hatten gemeinsam beschlossen,
trotz des nächtlichen Besuchers den Lagerplatz nicht aufzugeben.
»Maya, das war ganz schrecklich!«, wiederholte
Fiona nun schon zum dritten Mal und seufzte tief. Sie hatten sich ausgiebig
über Mayas Erlebnis unterhalten und Fiona hatte sich allmählich beruhigt.
»Sag mal«, Fiona spielte nachdenklich mit ihren
kupferroten Locken, »was läuft eigentlich zwischen dir und Larin?«
»Nichts«, antwortete Maya wahrheitsgemäß.
»Das sah heute früh aber irgendwie anders aus.«
»Na ja, mir war saukalt.«
»Maya!« Fiona schaute sie an, als wäre sie eine
Geisteskranke. »Merkst du nicht, dass er auf dich steht? – Im Übrigen
würdest du jedem Mädchen, das ihm zu nahe käme, die Augen auskratzen.«
»Würde ich nicht!«, fauchte Maya entrüstet. Es
fiel ihr selbst auf, dass sie wie eine wütende Katze geklungen hatte, und sie
musste über sich lachen.
»Nun, das war auch nicht wörtlich
gemeint …«, Fiona sann schmunzelnd über Mayas Verhalten in letzter Zeit
nach, »aber du würdest mehr als zehn Gründe finden, warum du sie nicht leiden
kannst.«
Maya ahnte, dass ihre Freundin an das Mädchen
aus dem Wirtshaus dachte und schwieg betreten.
»Aber«, erläutere Fiona, »der Arme hatte
deinetwegen eine wirklich unbequeme Nacht, denkst du, er würde das für
irgendeine andere tun? Er sah ziemlich fertig aus heute Morgen. Glaub mir,
einem anderen Mädchen hätte Larin höchstens eine Wärmflasche besorgt.«
Maya hatte erst schuldbewusst geguckt, begann
dann aber doch zu kichern. Sie benötigte eine Weile, bis sie sich soweit erholt
hatte, um ihrer Freundin eine Gegenfrage zu stellen. »Und äh, du und Shanouk?«
Fiona errötete. »Er hat mich nicht direkt
gefragt.«
»Hmmm. Wie meinst du
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