Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
allein durch die Gegend rennen! – Weißt du denn
überhaupt, wo er steckt?«
Max machte sich verärgert los und strich
demonstrativ seinen Ärmel glatt. »Hältst du mich für doof? Ich geh schon nicht
allein hin. – Er wohnt da drüben.« Max wedelte mit der Hand unbestimmt
nach Westen. »Fiona geht sicherlich gerne mit und beschützt mich.« Max grinste
scheinheilig.
Fiona sah ihn vorwurfsvoll an. »Das ist
unglaublich komisch.«
»Also komm!« Larin stand auf.
Nervös sah Maya ihnen nach. »Hoffentlich finden
sie ihn, bevor es dämmrig wird.«
»Keine Sorge. Larin bewegt Max rechtzeitig zur
Umkehr, wenn sie kein Glück haben sollten«, versuchte Stelláris sie zu
beruhigen.
Maya hätte sich keine Gedanken machen müssen,
denn bereits nach kurzer Zeit kamen Larin und Max zurück und hatten Zacharias
mit Bärbel dabei.
Zacharias grüßte sie mit einem kurzen Neigen des
Kopfes. »’s ist besser so«, war alles, was er zu der Einladung zu sagen
hatte.
Er stapfte mit Max zur Höhle und ließ seine
Satteltasche in Eingangsnähe auf den Boden fallen. Es gab einen dumpfen Ton.
»Die ist aber schwer!«, staunte Max.
»Wenn du wie ich jahrelang unterwegs wärest,
hättest du auch schweres Gepäck. – Nette Höhle. Warum hatte ich sie nie
entdeckt?«
»Sie war ziemlich zugewachsen. Wir mussten die
Öffnung wegen der Pferde ein Stück freilegen, aber sie ist echt schwer zu
finden – vielleicht war das ja unser Glück die letzten Nächte, als sich
dieser Vampir herumtrieb.« Max blickte vertrauensvoll Zacharias an, so, als ob
sie dieses Glück nun nicht mehr bräuchten, weil er jetzt da war.
Zacharias war der Blick nicht entgangen. Ihm
schien nicht ganz wohl dabei zu sein. »Die gehen nach Geruch. Ich wette, der
hatte euch gerochen, aber vielleicht wart ihr ihm zu viele. Kann sein, dass er
gerade gejagt hatte – leichter zu erlegende Beute.«
»Uäh – wie eklig.«
Zacharias lachte rau. »Ja, eklig – das ist
es. Aber ich vergesse schon wieder, dass ich mit einem dreizehnjährigen Jungen
spreche. Du solltest eigentlich gemütlich zu Hause sitzen, und deine einzige
Sorge sollte sein, schlechte Noten zu schreiben.«
»Das«, sagte Max, »war noch nie wirklich meine
Sorge.«
Die Dämmerung senkte sich herab, und die
Nebelschwaden zogen immer dichter über die Wiese dahin. Es wurde Zeit, die
Pferde in die Höhle zu bringen. Als Larin und Stelláris nach ihren Hengsten
pfiffen, setzte sich die ganze kleine Herde in Bewegung, und Bärbel trabte ganz
selbstverständlich nebenher. Zacharias musste sich gar nicht die Mühe machen,
sie zu holen.
Anstatt mit den anderen in die Höhle zu gehen,
nahm Shanouk Fiona beiseite. »Hör zu, ich muss noch einmal fort.«
» Was? Das ist doch nicht dein Ernst?«
»Ich … äh, muss dringend etwas … erledigen, ich
brauche kurz ein wenig Zeit für mich.«
»Aber Shanouk! D-da draußen ist ein V-Vampir!«,
fiepte Fiona und griff aufgeregt nach seinem Arm.
»Lass mich! Bitte, es ist … wichtig.« Unerwartet
grob machte er sich frei.
»Geht es dir gut? Du siehst aus, als hättest du
Fieber!« Fiona unterdrückte gerade noch den Impuls, ihre Hand probehalber auf
seine Stirn zu legen.
»Fiona!«, knurrte Shanouk gereizt. »Ich kann
ganz gut auf mich aufpassen, das schaffe ich nun seit zwanzig Jahren. Man
könnte sagen, es ist mir zur Gewohnheit geworden.«
Fiona konnte nicht darüber lachen. Sie war
zutiefst gekränkt, weil er so ruppig zu ihr war, und voller Sorge, dass ihm
etwas zustoßen könnte. Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Shanouk ließ sie stehen und rannte zum Wald, um
in ihm zu verschwinden.
Mit ineinander gekrampften Händen stand Fiona
wie betäubt da und starrte auf die Bäume, zwischen denen er untergetaucht war.
»Komm!« Stelláris berührte Fiona leicht am Arm.
Sie zuckte zusammen.
»Du siehst ja gar nichts mehr.«
»I-ich h-hab irgendw-wo ein T-Taschentuch …«
Fiona wühlte in ihrer Hosentasche, und Stelláris war erleichtert, dass sie
eines fand. Seine Erfahrung mit in Tränen aufgelösten Mädchen hielt sich in
Grenzen. Er führte sie sanft in Richtung der Höhle.
»Er ist f-fort.«
»Ich weiß, ich habe mitbekommen, dass er
gegangen ist. Es tut mir leid … Ich meine, es tut mir leid, dass du so
unglücklich bist.«
»Hättet ihr ihn denn nicht aufhalten können?«
»Der Einzige, der vielleicht so schnell wäre wie
er, bin ich. Doch wenn er vor mir im Wald ist, verschwindet er im Nebel, das
macht es völlig
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