Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
es.
»Du hältst dich wohl für schlau«, knurrte
Zacharias und kniff die Augen zu engen Schlitzen zusammen.
Larin wusste, dass Zacharias lediglich besorgt
war. Sein finsteres Aussehen und sein barsches Benehmen waren nur Fassade, es
steckte ein sehr weicher Kern in ihm. Das Problem war, ihn zu überzeugen, dass
er ihnen weiterhelfen musste. Larin fühlte, dass der Zeitpunkt näherrückte, an
dem er sein Wissen mit ihnen teilen würde.
»Kannst du uns nicht helfen?« Max legte
Zacharias bittend die Hand auf dessen muskulösen Arm.
Zacharias rang minutenlang mit sich. Er hatte
bereits zu viel preisgegeben. Man konnte seinen inneren Kampf von
seinem Gesicht ablesen. Keiner wagte ein Wort zu sagen.
»Was glaubt ihr, wie oft ich schon darüber
nachgedacht habe.« Er rieb sich versunken die Stirn. Dann fasste er einen
Entschluss.
»Ihr wisst, dass der Schattenfürst alles
unternommen hat, um unsterblich zu werden?«
Sie nickten gespannt.
»Nun, es hängt mit diesem Ort hier oben
zusammen.« Er deutete auf das Gebirge, das sich steil und abweisend über dem
Nebelwald erhob.
»Was?« Larin hatte sich überrascht vorgebeugt.
»Ganz oben ist die Stelle, wo aus ihm derjenige
wurde, der er heute ist.«
»Der Ort, an dem er beinahe die Unsterblichkeit
gewann, befindet sich da oben?« Auch Stelláris hatte das nicht gewusst.
»Ja. Und du hast dich völlig richtig
ausgedrückt: Er wurde beinahe unsterblich. Viele wissen das nicht und glauben, dass er
unbezwingbar ist. Aber solange er das Mittel dazu noch nicht gefunden hat,
bleibt er sterblich. Was die Sache so schwierig macht, ist, dass er sich
weitgehend unverwundbar machen konnte. Aber er muss sich dieser Verwandlung
immer aufs Neue unterziehen – sie hält nicht dauerhaft an. Dazu kommt er
ab und zu dort hinauf.«
Atemlos sah Maya ihn an. »Er kommt hierher , um sich zu verwandeln? Wie
macht er das?«
»Er hat sich Kenntnisse erworben wie kein Mensch
vor ihm. Nicht einmal die Elfen wissen davon. – Ich weiß nicht, wie er es
schaffte. Er benutzt dazu das Blut der ältesten magischen Geschöpfe, die es
gibt.«
»Drachen …?«, fragte Larin vorsichtig. »Es
gibt keine Drachen mehr.«
Zacharias lachte sein schnarrendes Lachen, und
Fiona schloss die Augen. Das war kein Witz gewesen.
»Es gibt sie. Ich habe sie gesehen.«
Fiona stöhnte. Jetzt auch noch Drachen.
»Ich wusste lange Zeit nur, dass er Drachen
verwendet, aber ahnte nicht, wo dieser Ort war. Ich war auf der Suche danach …
konnte es niemandem erzählen.« Zacharias starrte vor sich hin, er war ganz in seine
Erinnerungen versunken.
»Woher wusstest du von den Drachen?« Max
flüsterte ganz gegen seine Gewohnheit.
»Ich war einer von denen, die die Dracheneier
besorgten.«
»Du gehörtest einmal zu ihnen, nicht wahr? Zu
den Schwarzen Reitern?«, fragte Maya leise.
»Ja. Darauf bin ich nicht stolz. Es war der
größte Fehler meines Lebens. Verflucht mich deshalb – ich habe das selbst
oft genug getan.«
»Wer könnte mit dem Finger auf jemanden zeigen
und wäre dabei selbst frei von Schuld?«, zitierte Stelláris einen uralten
Spruch. Max blickte ihn verwirrt an. Stelláris lächelte. »Das stammt aus einem
Buch, das Wilbur gehört. Er hütet es wie einen Schatz. – Zacharias, du
hast deinen Fehler eingesehen und hast dein Handeln bereut. Wer könnte dich
dafür noch verurteilen?«
Zacharias hob abwehrend die Hand. »Ihr wisst
nicht …«
Dann starrte er wieder stumm vor sich hin. Ein
Schatten legte sich über sein narbiges Gesicht. »Wer einmal einer von ihnen
war, ist nie mehr wirklich frei.
Ich erkannte, dass es falsch war, was ich getan hatte, aber der Schattenfürst
hatte mich in der Hand. Er hätte meine Frau und meinen Sohn töten lassen, wenn
ich mich geweigert hätte mitzumachen. Ich habe mich oft gefragt, warum er mich
nicht einfach umbringen ließ, denn ich wusste zu viel. Aber wahrscheinlich war
ich zu nützlich … Dann starben meine Frau und mein Sohn bei einem Unfall.«
Zacharias war kaum mehr zu verstehen, so leise hatte er gesprochen. Er raufte
sich die Haare und lachte bitter auf. »Innerlich war ich nun frei. Nichts hielt
mich mehr bei den Schwarzen Reitern. Ich versteckte mich und dachte darüber
nach, wie ich mein Ziel erreichen könnte … Schließlich traf ich auf euch.«
»Weißt du, wie der Schattenfürst aussieht? Hast
du ihn gesehen?«, fragte Larin gespannt.
»Nein. Ich habe ihn einmal getroffen. Aber er
trug einen schwarzen Kapuzenmantel und
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