Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
unmöglich, ihn einzuholen. Aber ich schätze, er wird wissen,
was er tut.«
Fiona blieb stehen und sah Stelláris an. Sie
nahm ihn nur sehr verschwommen wahr. »W-warum, meinst du, tut er das? Es ist
doch gef-fährlich!«
»Fiona, wir sollten weitergehen. Es wird
ziemlich schnell dunkel.«
Stelláris begann allmählich wegen Fiona nervös
zu werden. Ihr schien die hereinbrechende Dunkelheit egal zu sein, sie dachte
offensichtlich an nichts anderes als an Shanouk, und jetzt wollte sie sich
womöglich nicht von der Wiese wegbewegen.
Er nahm vorsichtig ihren Arm und atmete auf,
dass sie keine Schwierigkeiten machte und sich brav weiterführen ließ.
»War Shanouk heute allein unterwegs?«
Wenn Fiona diese Frage überraschte, zeigte sie
es nicht. Sie schüttelte nur den Kopf.
»Bist du sicher?«
»J-ja«, schluchzte Fiona.
»Gestern? War er gestern tagsüber allein fort?«
Fiona überlegte einen Moment. »Ja.«
»Vorgestern?«
»K-keine Ahnung.«
»Fiona!« Maya nahm die Freundin in den Arm und
warf Stelláris einen dankbaren Blick zu. »Was ist denn los?«, flüsterte Maya.
Sie hatte Shanouk weglaufen sehen, aber bemerkt, dass Stelláris bereits zu
Fiona ging, um sich um sie zu kümmern.
Fiona schniefte noch ein wenig.
»Komm, wir setzen uns da vorne zu den Pferden.«
Maya zog Fiona zwischen Orion und Hyadee hindurch. Es war unmöglich, gänzlich
ungestört zu sein. Dazu waren einfach zu viele Personen in der Höhle. Larin,
Max und Zacharias hielten sich gerade im hinteren Bereich auf. Am Eingang hatte
Stelláris seinen Wachtposten bezogen.
Sie setzten sich mit dem Rücken zur Felswand.
»Magst du es mir erzählen?«
»Hmmm.« Fiona musste ihre Gedanken ordnen. Sie
verstand nicht, was in Shanouk gefahren war. »Er hat gesagt, er muss
fort ... irgendetwas erledigen – was in aller Welt muss man um diese
Zeit erledigen?«
Das fragte sich Maya ebenfalls. Sie runzelte die
Stirn.
»Er war so … grob zu mir. Irgendwie kam er mir
krank vor, er war kreidebleich, und trotzdem glühte er von innen heraus –
vielleicht hat er sich ja erkältet.«
»Vielleicht.« Maya glaubte es nicht so recht.
»Vielleicht m-mag er mich auch nicht mehr …
vielleicht nerve ich ihn.« Fiona begann wieder zu weinen.
»Das glaube ich nicht.« Maya strich Fiona über
das Haar. »Ich habe gesehen, wie er dich anschaut. Er ist wirklich in dich
verliebt.«
»Sicher?«
»Total sicher.«
Fiona seufzte tief.
Sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander.
Maya spähte zu Stelláris hinüber, der unbeweglich in seiner Wartestellung
verharrte. Er lauschte nach draußen. Sie war überzeugt, dass er das Gespräch
dennoch gehört hatte, obwohl sie sehr leise gesprochen hatten. Elfen hatten so
gute Ohren. Was er wohl dachte? Und was in aller Welt dachte sich Shanouk?
Etwas später begaben sie sich in den hinteren
Höhlenteil, der in das sanfte Licht des blauen Steines getaucht war.
»Alles in Ordnung?«, wollte Max wissen.
Fiona errötete und nickte hastig. Sie fand es
peinlich, dass offensichtlich jeder ihren Kummer mitbekommen hatte. »Ich gehe
schlafen«, murmelte sie und verzog sich in den mit Tüchern abgehängten
Eckbereich, in dem man sich umziehen und notdürftig waschen konnte, falls es
gerade zu gefährlich war, nach draußen zur Quelle zu gehen.
»Was hatte sie denn?« Max war ehrlich bekümmert.
Für ihn war Fiona wie eine große Schwester, und es bedrückte ihn, wenn es ihr
nicht gut ging.
»Ach«, Maya fand es unpassend, in Zacharias’
Gegenwart Fionas Probleme zu erwähnen, »es geht ihr wieder besser. Sie sorgt
sich ein bisschen um Shanouk, er ist noch unterwegs.«
»Dummer Junge«, schnaubte Zacharias, und sein
von der Narbe beeinträchtigtes Auge zuckte.
»Er war seltsam drauf.« Sogar Max war etwas
aufgefallen, was Maya überraschte. Außer, dass Shanouk beim Abendessen ein
bisschen unruhig gewirkt hatte, war ihrer Meinung nach nichts ungewöhnlich
gewesen. Wegen des Vampirs waren eigentlich alle unruhig.
»Was meinst du mit seltsam?«, fragte Larin
gespannt.
»Er glotzt Fiona immer so seltsam an, und heute
fand ich’s besonders schlimm.«
Larin grinste. »Ach so. Das kann man ihm nicht
verdenken, oder?«
Maya kicherte.
»Jaaa, aber ich mag nicht, wenn er sie so
ansieht, als wäre sie ein Schnitzel. Das ist doch peinlich.«
Als sich das Gelächter gelegt hatte, klopfte
Larin Max auf die Schulter. »Ich werde dich an diese Worte erinnern, wenn du älter
bist. Ich bin neugierig,
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