Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
lass mal die Finger. Besser, man begegnet
ihnen nicht. Die sind da oben und wir hier unten, und solange man keinen Grund
hat, an ihnen vorbei zu kommen, sollte man ihnen aus dem Weg gehen.«
»Aber einer ist nicht dort oben«, sagte
Stelláris. »Den können wir nicht ignorieren.«
Maya fühlte ein leises Ziehen in der
Magengegend.
»Warum sollte jemand an ihnen vorbei kommen
wollen?« Larin sah den Mann scharf an.
Dessen Augen wurden schmal. »Du bist zu
neugierig. Das tut dir nicht gut.«
»Sagen Sie uns wenigstens, wie Sie heißen!«,
bettelte Max.
Dieser schien eine Schwäche für ihn zu
entwickeln, denn er brummte: »Ihr könnt mich Zacharias nennen.«
Nach dem Essen saßen Maya und Larin zusammen im Gras
und redeten. Sie beobachteten Zacharias, der mit Max auf einem Stein saß und
sich angeregt mit ihm unterhielt.
»Max macht das noch viel besser als ich«,
grinste Maya. »Wahrscheinlich spuckt Zacharias seinen kompletten Lebenslauf aus
bis hin zu solchen Details, ob die Vampire, die er erlegt hat, Kleidergröße 54
trugen.«
Larin kicherte. »Mehr als die Kleiderfrage würde
mich interessieren, was er wohl gemeint hat – was könnte es für einen
Grund geben, an ihnen vorbei zu wollen?«
»Glaubst du, dass es etwas mit dem Einhorn zu
tun hat?«
»Hmm. Ich weiß nicht. Aber es macht ja nicht
viel Sinn, dass wir hier einfach nur dumm rumhängen und nichts tun. Ich glaube,
es war kein Zufall, dass wir ihn getroffen haben. Er weiß etwas, was uns
weiterhelfen könnte.«
»Jetzt müssen wir es nur noch aus ihm
herauskriegen – kein Problem, er ist ja soo gesprächig.«
Larin streckte sich der Länge nach im Gras aus
und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Wenn man die ganze Zeit hier
verbringt und einzig und allein die Gesellschaft seines Pferdes hat, ist man
ziemlich einsam. Ich denke, letztendlich ist er froh, jemanden zum Reden
gefunden zu haben. Vielleicht sagt er ab und zu ein wenig mehr, als er
beabsichtigt.«
Maya sah Larin versonnen an. » Er wäre auch ganz allein gewesen«, fuhr
es ihr durch den Kopf. Sie bekämpfte das Verlangen, seine Hand zu berühren.
Larin betrachtete sie interessiert. »Ich würde
gerne wissen, was du denkst. Du hast manchmal so einen eigenartigen Ausdruck im
Gesicht.«
Rasch fuhr Maya mit den Fingern wie
zufällig durch ihre langen braunen Locken und hoffte inständig, dass
Hand und Haare ihren verräterischen Gesichtsausdruck verbergen würden, zu dem
sich gemeinerweise eine auffällige Rosafärbung gesellt hatte. Irgendwie
schaffte Larin es immer wieder, sie in Verlegenheit zu bringen. Sie suchte
krampfhaft nach einer unverfänglichen Antwort, aber ihr Gehirn hatte auf
Sparmodus umgeschaltet. Probehalber öffnete sie den Mund, stellte fest, dass
»Äh« das Geistreichste war, das ihr einfiel und klappte ihn frustriert wieder
zu.
»Entschuldigung.« Larin grinste frech.
Maya war dankbar, dass Antares beim Grasen
herangekommen war und nun seinen Herrn mit der Nase anstieß.
»Na, mein Schöner?« Larin setzte sich auf und
kraulte ihm zärtlich den Kopf. Genüsslich streckte Antares seine Nase zwischen
Larins Hals und Schulter und knabberte mit seinem seidenweichen Maul sanft an
ihm herum. Dann widmete er sich wieder seiner Grasmahlzeit.
Maya hoffte, dass ihr Gesicht inzwischen seine
normale Färbung zurückerlangt hatte, zumindest war die Hitze, die in ihr
hochgeschossen war, etwas abgeklungen.
Ihr Blick fiel auf Fiona, die mit Shanouk über
die Wiese lief. Sie schienen Richtung Quelle zu wollen. Stelláris folgte ihnen
in angemessener Entfernung.
»Er lässt sie nicht aus den Augen.« Maya hatte
versehentlich laut gedacht.
»Ja, er achtet sehr auf sie.« Larin war es also
auch nicht entgangen.
»Es … ist ihm ernst, nicht wahr?«, sagte Maya
traurig.
»Ja, ich glaube schon. Er hat sich nie besonders
für ein bestimmtes Mädchen interessiert. Dabei waren da eine ganze Menge, die
auf ihn standen. Du kennst sie nicht, sie gehen nicht mehr in die Schule, aber
sie wohnen in Eldorin. Eine war die Schwester von Ondil, sie ist wirklich total
nett und sieht echt gut aus.« Larins schaute in die Ferne und hing
irgendwelchen Erinnerungen nach. Maya hätte zu gerne gewusst, ob er an ein
Mädchen dachte, das für ihn vielleicht einmal interessant war.
»Warum kann er Shanouk nicht leiden … ich meine,
das hat doch nicht nur was mit Fiona zu tun?«
»Es hat nicht wirklich was mit Fiona zu tun.
Eigentlich gar nichts. Na ja, das mit Fiona macht
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