Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
nicht!« Fiona war entsetzt. Sie fand die
Vorstellung grauenvoll, dass sich hier ein Vampir herumtrieb, ob stilvoll
gekleidet oder nicht. Sie wollte nicht auch noch hören, was diese Monster sonst
so trugen.
Der Mann schien Verständnis für Mayas Frage zu
haben. »Meistens hab’n die nich’ viel an. Wär ja recht umständlich mit den
Flügeln. Sie hängen tagsüber von der Decke und haben große ledrige Flügel,
was …«
»Aufhören!« Fiona hielt sich die Ohren zu, sie
sah aus, als sei ihr übel.
Der Mann klappte den Mund zu und verzog sein
hässliches Gesicht zu einem Grinsen. »Bin wohl die Anwesenheit von jungen Damen
nicht gewohnt.«
Maya sah großzügig darüber hinweg, dass er sie vorher als Mädel bezeichnet hatte. »Möchten Sie mit uns
essen?« Sie hatte die Einladung ohne viel nachzudenken ausgesprochen. Immerhin
hatte der Mann sie vor einem Vampir beschützt, Larin gerettet und schließlich
ebenso Max.
Überrascht sah der Mann sie an. »Warum nicht. Was
gibt es denn?«
»Pilze«, antwortete Max. »Ich hoffe, sie
reichen.«
»Das werden sie«, sagte Larin mit Nachdruck.
Die Mittagszeit war längst vorbei, und nun
spürten alle, dass sie schrecklichen Hunger hatten. Es war nicht einfach, ein
Feuer zu entfachen, da es nirgendwo trockenes Holz gab. Maya, Fiona und Max
waren beeindruckt, dass Stelláris es schaffte, einigen Holzstücken mit einem
Zauber die Feuchtigkeit zu entziehen, so dass bald ein kleines Feuer prasselte,
das sie zum Braten der Pilze benötigten. Stelláris und Larin wussten, wie man
Pilze auf heißen Steinen zubereitete. »Wir müssen später einen Rost bauen, wo
wir Holz über dem Feuer trocknen können und dann als Vorrat in der Höhle
lagern«, erklärte Larin. »So ein Zauber wie eben ist schwierig und anstrengend.«
»Hä? Wieso anstrengend?«, fragte Max.
»Je schwieriger der Zauber, desto mehr Kraft
kostet er«, sagte Larin. »Ich habe Elfen gesehen, die nach so was erschöpft
waren, als wären sie viele Stunden lang gerannt. Einem Gegenstand Wasser zu
entziehen schaut vielleicht einfach aus, ist es aber nicht.«
Max sah Stelláris kritisch an, als würde er
erwarten, dass dieser im nächsten Augenblick zusammenbrechen würde. Der Elf
schien seine Gedanken erraten zu haben, denn er lächelte Max an. »Heute nicht.«
Fiona wagte sich nicht von Shanouks Seite, es
half auch nichts, dass man ihr versicherte, dass Vampire im Allgemeinen nur
nachts jagten.
Das schwarze Pferd des Mannes war erfreut, in
die Gesellschaft von seinesgleichen zu gelangen. Sein Herr sattelte es ab und
führte es zu den anderen.
»Gut gemacht«, sagte Larin leise zu Maya,
während der Mann über die Wiese stapfte.
»Hm?«
»Ich weiß, du hattest keinerlei Hintergedanken,
als du ihn eingeladen hast.« Larin betrachtete nachdenklich Mayas Gesicht.
»Dazu bist du viel zu ehrlich, und das finde ich echt gut. Aber ich habe ein
paar Fragen an ihn, die er mir nicht so einfach beantworten wird. Wenn wir ihn
zum Reden bringen wollen, ist das wohl die beste Methode.«
»Das Essen ist fertig.« Fiona hatte die Pilze auf
große Blätter verteilt, die Stelláris aus dem Wald geholt hatte.
Sie aßen mit beträchtlichem Appetit; sogar
Fiona, die gedacht hatte, sie könnte keinen Bissen herunterbringen, langte
kräftig zu. Bisweilen warf sie dem Mann einen misstrauischen Blick zu. Dieses
halb geöffnete Auge – Fiona schüttelte sich. Insgesamt machte er nicht
gerade einen vertrauenserweckenden Eindruck mit der scheußlichen Narbe und
seinen wirren ungewaschenen Haaren. Und erst der Geruch – Fiona rutschte
auf ihrem Stein so weit wie möglich weg. Immerhin hatte der Fremde Max vorhin
aus der Felsspalte gezogen, Max hatte das in allen Einzelheiten gefühlte
hundert Mal geschildert. Für diese Tat war sie dem Mann aufrichtig dankbar.
»Wie bringt man eigentlich einen Vampir zur
Strecke?« Max schien sich wirklich gut erholt zu haben, wenn ihn nun solche
Dinge beschäftigten. Fiona verschluckte sich an ihrem Pilz.
»Max, lass das!«, japste sie. Sie traute ihm
durchaus zu, einen Vampir jagen zu wollen.
»Wieso? Könnte doch wichtig sein. Nur so für den
Fall …«
Der Mann schien sich über Max zu amüsieren. »Du
scheinst ein recht unternehmungslustiges Bürschchen zu sein. Treibst dich
allein im Wald herum und so.«
»Ja, und sie waren so nett, mich nicht hängen zu
lassen«, sagte Max.
Der Mann lachte schallend und erlitt prompt
einen Hustenanfall. »Von den Vampiren
Weitere Kostenlose Bücher