Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
wie du ein Mädchen anstarren
wirst.«
»Ja!« Maya kringelte sich immer noch. »Wie ich
Max einschätze, wird er ihr erzählen, dass er sie fast so gerne mag wie
Schokoladentorte.«
»Frechheit!«, kommentierte Max, aber er musste ebenfalls
lachen. Er setzte eine würdevolle Miene auf. »Ich werde einen unergründlichen
Gesichtsausdruck haben und geheimnisvoll wirken und meine Gefühle nicht zeigen
– wie der rote Kater, der sich im Waisenhaus manchmal in die Küche
geschlichen hat.«
»Bloß
nicht!« Um Mayas Beherrschung war es
ganz und gar geschehen. »Das kannst du unmöglich tun! Sobald der eine Maus sah,
hat er immer so gesabbert!«
Shanouk war rechtzeitig zurück, um die zweite
Wache zu übernehmen. Alle
anderen schliefen schon. Stelláris warf ihm in der Dunkelheit einen prüfenden
Blick zu. Viel konnte er nicht sehen, aber was er sah, bestätigte ihn. Dennoch
erkundigte er sich nach Shanouks Befinden. »Es geht mir wieder gut«, erwiderte
der gelassen. »Ich leide seit geraumer Zeit an heftigen Kopfschmerzen. Leider
hatte ich die passende Kräutertinktur nicht in ausreichender Menge dabei, ich
rechnete ja nicht damit, dass es mich in den Nebelwald verschlagen würde. Wenn
die Anfälle kommen, muss ich einfach eine gewisse Zeit in Abgeschiedenheit
verbringen.«
Die Nacht blieb ruhig, und auch in den nächsten
Nächten geschah nichts Ungewöhnliches. Fiona war glücklich, dass Shanouk sich
ihr gegenüber wieder sehr charmant zeigte. Er hatte ihr sein Verhalten erklärt,
und Fiona war bestürzt, dass er unter solchen Kopfschmerzen litt. Sie war nur
traurig darüber, dass er sich ihr nicht gleich anvertraut hatte und mit
irgendeiner Ausrede verschwunden war. War es ihm etwa so peinlich, dass er von
solchen Anfällen geplagt wurde?
Maya fiel auf, dass Stelláris und auch Larin den
Halbelfen trotz dessen Erklärung misstrauisch beobachteten.
Zacharias wurde bald ein angenehmer Teil der
Gemeinschaft. Zu Fionas Erleichterung ließ er sich dazu überreden, seine
Kleidung nach und nach an der Quelle zu waschen – sie überließ ihm dazu
etwas von den silbrig schimmernden kleinen Perlen, die sich schäumend im Wasser
auflösten. Stelláris hatte sie eingepackt, sie eigneten sich ebenso gut zur
Körperreinigung, und Fiona war davon begeistert, weil die Haare davon ganz
seidig und glänzend wurden. Eines Tages erschien sogar Zacharias mit frisch
gewaschenen Haaren; offenbar hatte er beschlossen, etwas mehr auf sein Äußeres
zu achten.
Besonders erfreulich war es für Max, dass der
große Mann es vorzog, auf die Jagd zu gehen. Er legte Wert auf einen
anständigen Braten, wie er sagte. So erweiterte sich der Speiseplan für die,
die gerne Fleisch aßen, um allerlei Wildtiere.
»Hmm, lecker!« Max machte sich gerade über einen
Schlegel her.
»Du schlingst schon wieder so«, beschwerte sich
Fiona.
»Wir sind nicht in Eldorin«, belehrte Max sie
ungerührt. »Man muss mit seinen Manieren anpassungsfähig sein. Die Umgebung
hier ist eher rustikal.«
»Jaa, das ist sie. Und wir stecken hier fest,
ohne dass sich etwas tut.« Larin war reichlich genervt, dass sie ohne Ergebnis
herumsaßen. Leider hatte das Einhorn ihnen nicht mitgeteilt, wonach sie suchen
oder worauf sie warten sollten. Sie waren an einen vernünftigen Lagerplatz
gebunden, wo sie auch die Pferde versorgen konnten, und der gegenwärtige Ort war
ideal. Larin hatte mit Stelláris und Maya besprochen, Zacharias ins Vertrauen
zu ziehen, was Mayas Begegnung mit dem Einhorn betraf. Er hoffte, dass dieser
einen Hinweis für sie haben könnte. Maya sah ein, dass das notwendig war. Auch
Shanouk wusste mittlerweile Bescheid. Also hatten sie Zacharias davon in
Kenntnis gesetzt, aber er hatte nicht so darauf reagiert, wie sie sich
gewünscht hatten. Genau genommen hatte er nur etwas davon gegrunzt, dass auf
Einhörner kein Verlass sei.
Zacharias fühlte Larins Blick auf sich geheftet.
»Ah, jetzt meinst du, ich könnte irgendwie von Nutzen sein?«
»Könntest du das etwa nicht?«
Zacharias starrte Larin unwillig an. Larin
starrte zurück.
»Hör zu«, er deutete mit seiner Kaninchenkeule
gereizt in Larins Richtung, »ich finde, die Gefahr hier ist völlig ausreichend
für euch. Ihr müsst nicht noch versuchen, in den Bergen herumzuturnen.« Er
bereute seine Worte, sobald er sie ausgesprochen hatte.
»Was ist in den Bergen?«, wollte Max prompt
wissen.
Statt einer Antwort sah Zacharias Larin finster
an. Um Larins Mundwinkel zuckte
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