Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
verbarg sein Gesicht hinter einer Maske
… Allerdings sah ich seine Augen. Sie sind rot.«
Maya spürte plötzlich eine Eiseskälte nach ihrem
Herzen greifen. Es traf sie wie ein Schlag: sie hatte diese roten Augen
ebenfalls gesehen. Es war bei den Nixen gewesen. Sie erschauerte.
»Wie auch immer«, fuhr Zacharias heiser fort,
»der Schattenfürst hütet seine Geheimnisse gut. So gut, dass er niemals einen
seiner Diener alles wissen ließ. Deshalb habe ich die Dracheneier nie selbst
überbracht, ich gab sie nur in einer versiegelten Kiste an einen anderen Mann
weiter. Wir durften nie über unseren Auftrag miteinander sprechen; wer
wahnsinnig genug war, es dennoch zu tun, war so gut wie tot. Ein Einziger der
Männer aus dem Nebelwald, die die Eier von mir entgegennahmen, hat schließlich
doch einmal geplaudert. Er wusste nicht viel, aber was er wusste, war
aufschlussreich. Den Rest konnte ich mir zusammenreimen. Irgendwann wurde mir
klar, wofür die geschlüpften Drachen bestimmt waren. Der Schattenfürst lässt
jedes Mal, wenn er hier ist, einen oder zwei töten, weil er ihr Blut braucht.
Deshalb musste es immer wieder Nachschub geben: Drachen sind selten, und es ist
fast unmöglich, sie in Gefangenschaft zu züchten. – Nur sehr wenige
wissen davon. Das Drachenblut ist es, was vor Verletzungen schützt. Ich
vermute, es wirkt wie ein Schutzpanzer, der kaum zu durchdringen ist, genau wie
bei den Drachen selbst. Zusätzlich lässt es ihn langsamer altern. Er hat deshalb
einiges an Lebenszeit dazugewonnen. Ich schätze, er dürfte weit über 100 Jahre
alt sein, aber sein Körper ist der eines dreißigjährigen Mannes.
Drachen sind uralte Kreaturen. Ihr Blut ist
magisch. Viele Geschichten ranken sich um Drachen und die Verwendung ihres
Blutes zu einem lebensspendenden Elixier. Viele sind einfach unwahr, sind
Mythos oder schlichtweg Unfug. Nur dem Schattenfürsten ist es gelungen, sich
mit Hilfe des Drachenblutes und verbotener Magie so unverletzlich zu machen,
wie es auch die Drachen sind. Ich fürchte, es wird nicht mehr lange dauern, bis
er dieses Elixier, das ihn unsterblich machen wird, fertiggebraut hat.«
»Sein Leben ist deshalb verflucht«, flüsterte
Maya, die sich an Lunas Erklärung erinnerte.
»Das weiß ich nicht. Aber das kann gut sein.«
Zacharias rieb sich das Kinn. »Letztendlich ist es mir egal, ob der
Schattenfürst ein verfluchtes Leben hat oder nicht. Mich interessiert, wie ich
verhindern kann, dass er die Unsterblichkeit erlangt.«
Sie saßen da wie vom Donner gerührt.
»Natürlich«, sagte Larin langsam. »Ja, klar. Das
ist genial.«
Zacharias gab ein grunzendes Geräusch von sich,
das in einem Hustenanfall endete. »Genial … ja, das wäre es. Aber es ist nicht
möglich, da ranzukommen.«
»Man müsste diesen Ort zerstören? Wäre das der
Plan?« Stelláris erwog bereits mehrere Möglichkeiten.
»Es gibt keinen Plan. Ich bin nie nah genug
rangekommen, um zu wissen, wie man weiter vorgehen könnte. Die Vampirbiester
sind nicht so sehr das Problem. Es gibt da ein anderes, schier unüberwindbares
Hindernis.«
Nicht nur Fiona sah zartgrün im Gesicht aus, als
Zacharias so locker von den Vampiren sprach. Maya und Max hatten ebenfalls
keine gesunde Gesichtsfarbe.
›Sie sind also für Zacharias nicht das Problem‹,
dachte Maya. ›Für mich schon.‹
Ihr Blick fiel auf Shanouk. Er hatte sich kein
einziges Mal geäußert, und sie hatte erst gar nicht auf ihn geachtet. Maya
erschrak umso mehr, als sie ihn so sitzen sah. Seine Augen waren
blutunterlaufen, und er stierte vor sich hin – es schien ihm gar nicht gut
zu gehen. Maya bemerkte, dass er zusammenzuckte, als Fiona ihm hilflos über den
Arm strich. Er rutschte ein Stück von ihr fort, als würde allein die Berührung
ihm Schmerzen bereitet haben und hielt seine Arme fest vor der Brust
verschränkt.
Fiona sah elend aus.
›Haben sie sich gestritten?‹, fuhr es Maya durch
den Kopf. Dann wurde ihre Aufmerksamkeit wieder von Zacharias in Anspruch
genommen.
»… allein ist es unmöglich, aber zu
mehreren könnte es klappen.«
»Warum hast du deine Meinung geändert und dein
Wissen mit uns geteilt?«, fragte Stelláris.
Nachdenklich legte Zacharias die Stirn in
Falten. »Ich kenne diesen Wald von Amadur.«
»Du kennst ihn?«, rief Maya überrascht. »Dann
hast du also das Einhorn gesehen?«
»Gesehen und gesprochen …«
Maya war verwirrt. »Ich dachte, du hältst nichts
von dem, was Einhörner sagen?«
»Hmpf.
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